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Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

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25.3 Die Itô-Formel 539<br />

F (x) =x 2 , so ist die rechte Seite in (25.9) (mit X durch W ersetzt) � t<br />

0 2Ws dWs,<br />

also ein Martingal. Die linke Seite hingegen ist W 2 t , also ein Submartingal, das erst<br />

durch Subtraktion von t zu einem Martingal wird. In der Tat ist dieses fehlende<br />

t der zusätzliche Term, den wir in der Substitutionsformel für Itô-Integrale, der<br />

so genannten Itô-Formel, bekommen. Eine (etwas haarsträubende) Heuristik führt<br />

uns erstaunlicherweise auf die richtige Spur: Für kleine t ist Wt ungefähr von der<br />

Größe √ t. Wenn wir nun formal dWt = √ dt schreiben und für F ∈ C 2 (R) eine<br />

Taylor-Entwicklung bis zur zweiten Ordnung durchführen, so erhalten wir<br />

dF (Wt) =F ′ (Wt) dWt + 1<br />

2 F ′′ (Wt)(dWt) 2 = F ′ (Wt) dWt + 1<br />

2 F ′′ (Wt) dt,<br />

oder als Integral geschrieben<br />

� t<br />

F (Wt) − F (W0) = F<br />

0<br />

′ � t<br />

1<br />

(Ws) dWs +<br />

0 2 F ′′ (Ws) ds. (25.10)<br />

(Für gewisse diskrete Martingale haben wir eine analoge Formel schon in Beispiel<br />

10.9 hergeleitet.) Hauptanliegen dieses Abschnittes ist es zu zeigen, dass diese<br />

Formel, die Itô-Formel für die Brown’sche Bewegung genannt wird, in der Tat korrekt<br />

ist.<br />

Die weitere Diskussion in diesem Abschnitt hängt nicht explizit davon ab, dass<br />

wir bezüglich der Brown’schen Bewegung integrieren, sondern benutzt lediglich,<br />

dass die Funktion, bezüglich der wir integrieren, stetige quadratische Variation hat<br />

(entlang einer geeigneten zulässigen Zerlegungsfolge P = (Pn )n∈N)), für die<br />

Brown’sche Bewegung nämlich 〈W 〉t = t.<br />

Sei im Folgenden also P =(P n )n∈N eine zulässige Zerlegungsfolge (siehe Definition<br />

21.56 für die Definition und die Notation CqV = C P qV , Pn T , Pn S,T , t′ und so<br />

weiter) und X ∈ C([0, ∞)) mit stetiger quadratischer Variation (entlang P)<br />

T ↦→ 〈X〉T = V 2 �<br />

T (X) = lim (Xt ′ − Xt) 2 .<br />

n→∞<br />

t∈PT<br />

Für die Brown’sche Bewegung ist W ∈CP qV fast sicher für jede zulässige Zerlegungsfolge<br />

(Satz 21.64) und 〈W 〉T = T .Für stetige lokale Martingale M kann<br />

man immerhin durch Übergang zu einer geeigneten Teilfolge P ′ von P sicherstellen,<br />

dass M ∈CP′ qV fast sicher gilt (Satz 21.70).<br />

Sei also P fest gewählt und X ∈CqV eine (deterministische) Funktion.<br />

Satz 25.25 (Pfadweise Itô-Formel). Sei X ∈CqV und F ∈ C 2 (R). Dann existiert<br />

für alle T ≥ 0 der Limes<br />

� T<br />

und es gilt die Itô-Formel<br />

0<br />

F ′ (Xs) dXs := lim<br />

n→∞<br />

t∈Pn T<br />

�<br />

F ′ (Xt)(Xt ′ − Xt), (25.11)

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