24.01.2013 Aufrufe

Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

194 9 Martingale<br />

vorhersagbar und lokal beschränkt. Sei Sn = �n i=1 HiDi =(H·X)n der Zugewinn<br />

nach n Runden. Dann ist S nach dem vorangehenden Satz ein Martingal. Speziell<br />

erhalten wir das bereits in Beispiel 4.22 gezeigte Ergebnis, dass E[Sn] =0ist für<br />

jedes n ∈ N. Dass dies, wie dort gezeigt, in zumindest vordergründigem Kontrast zu<br />

n→∞<br />

der Aussage Sn −→ 1 f.s. steht, wird uns später noch einmal beschäftigen (siehe<br />

Beispiel 11.6).<br />

Für den Moment sei angemerkt, dass das Martingal S ′ = (1 − Sn)n∈N0 wie in<br />

Beispiel 9.31 die Struktur eines Produkts unabhängiger Zufallsvariablen mit Erwartungswert<br />

1 hat. Es gilt nämlich S ′ n = �n i=1 (1 − Di). ✸<br />

9.4 Diskreter Martingaldarstellungssatz und CRR Modell<br />

Wir haben nun gesehen, dass wir vermittels des stochastischen Integrals aus einem<br />

Martingal X durch eine Spielstrategie H ein neues Martingal H ·X herstellen<br />

können. Welche Martingale Y (mit Y0 =0) sind nun durch eine geeignete Spielstrategie<br />

H = H(Y ) aus X zu gewinnen? Womöglich alle? Dies ist sicher nicht<br />

der Fall, wie das folgende Beispiel zeigt. Allerdings sind alle Martingale darstellbar,<br />

wenn für die Zuwächse Xn+1 − Xn immer nur zwei Werte in Frage kommen<br />

(gegeben X1,...,Xn). Wir geben für diesen Fall einen Darstellungssatz an und<br />

diskutieren in der Folge den fairen Preis der europäischen Kaufoption (europäischer<br />

Call) in dem Aktienkursmodell von Cox-Ross-Rubinstein. Wir wollen dabei einen<br />

naiven Standpunkt einnehmen und einen in vielerlei Hinsicht idealisierten Markt<br />

voraussetzen (keine Handelskosten, gebrochene Anzahlen handelbar, und so fort).<br />

Für eine umfassendere Lektüre zum Thema Finanzmathematik eignen sich etwa die<br />

Lehrbücher [41], [79], [98], [56], [12] oder [47].<br />

Beispiel 9.41. Wir betrachten ein ganz einfaches Martingal X =(Xn)n=0,1 mit nur<br />

zwei Zeitpunkten. Es sei X0 =0fast sicher und P[X1 = −1] = P[X1 =0]=<br />

P[X1 =1]= 1<br />

3 .SeiY0 =0sowie Y1 =2, falls X1 =1und Y1 = −1 sonst. Dann<br />

ist Y offenbar ein σ(X)-Martingal. Allerdings können wir keine Zahl H1 angeben,<br />

sodass H1X1 = Y1 wäre. ✸<br />

Sei T ∈ N ein fester Zeitpunkt. Ist (Yn)n=0,1,...,T �<br />

ein F-Martingal, dann ist<br />

Yn = E[YT<br />

�Fn] für jedes n ≤ T . Durch die Angabe von YT ist ein F-Martingal Y<br />

also eindeutig festgelegt (und umgekehrt). Da (H ·X) ein Martingal ist, falls X ein<br />

Martingal ist, reduziert sich das Darstellungsproblem für Martingale auf das Problem,<br />

eine integrierbare Zufallsvariable V := YT darzustellen als v0 +(H ·X)T ,<br />

wobei v0 = E[YT ] ist, falls X ein Martingal ist.<br />

Wir haben eben schon gesehen, dass dies im Allgemeinen nicht möglich ist, wenn<br />

die Differenzen Xn+1 − Xn drei (oder mehr) unterschiedliche Werte annehmen<br />

können. Wir betrachten nun also den Fall, wo nur zwei Werte möglich sind. Hier<br />

muss in jedem Schritt ein lineares Gleichungssystem mit zwei Gleichungen und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!