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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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82 KAPITEL 3. FUNKTIONEN<br />

§ 320 Ein <strong>Mathematik</strong>er hat einen anderen Zugang zu Funktionen. Für den <strong>Mathematik</strong>er<br />

sind Folgen (und daraus abgeleitet Reihen) die einfacheren Formen der Zuordnung oder<br />

Abbildung, da eine unendlich große Menge von ‘Funktionswerten’ a n auf die natürlichen<br />

Zahlen abgebildet wird:<br />

a n = f(n) n ∈ N .<br />

Die Funktionswerte sind diskret; die Stellen n, an denen sie gebildet werden, ebenfalls. Alle<br />

bisher betrachteten wichtigen Definitionen und Sätze im Zusammenhang mit Folgen haben<br />

sich mit Situationen beschäftigt, in denen n gegen Unendlich strebt.<br />

§ 321 Anders eine Funktion f(x) in R, d.h. eine Funktion, die beliebige reelle Werte x ∈<br />

R als Input annehmen kann. Dann liegen zwischen zwei der ursprünglichen Variablen n<br />

unendlich viele Variable, ja selbst zwischen zwei eng benachbarten reellen Variablen liegen<br />

noch unendlich viele weitere. Daher muss das Konzept des Grenzwerts ausgeweitet werden<br />

von dem Fall n → ∞ auf x → a, wobei a jede beliebige reelle Zahl sein kann. Anstelle<br />

eines Grenzwerts tritt damit eine unendlich große Zahl potentieller Grenzwerte. Daher zeigen<br />

Funktionen wesentlich mehr Strukturen als wir sie von Folgen kennen. So können Funktionen<br />

stetig und differenzierbar sein, beides Konzepte, sie sich für eine Folge nicht definieren lassen.<br />

Andererseits lassen sich die von Folgen bekannten Konzepte wie Monotonie und Grenzwert<br />

problemlos auf Funktionen erweitern.<br />

3.2 Grundlagen<br />

§ 322 Die Funktion wird als eindeutige Zuordnungsvorschrift definiert, die wesentlichen Begriffe<br />

wie Grenzwert und Stetigkeit werden eingeführt.<br />

3.2.1 Definition<br />

§ 323 Wir werden in diesem Kapitel von der Vorstellung einer Funktion als Zuordnungsvorschrift<br />

ausgehen und daher die folgende Definition wählen:<br />

Definition 24 Eine Funktion f(x) ordnet jedem Element x ihres Definitionsbereichs D eindeutig<br />

ein Element y ihres Wertebereichs W zu: y = f(x)<br />

§ 324 Eine Funktion ist eine Zuordnungsvorschrift zwischen einer unabhängiggen Variablen<br />

x, auch als Argument bezeichnet, und einer abhängigen Variablen f(x), dem Funktionswert.<br />

Diese Zuordnung ist eindeutig: es kann verschiedenen Argumenten x der gleiche Funktionswert<br />

f(x) zugeordnet werden, aber es darf keinem Argument x mehr als ein Funktionswert<br />

zugeordnet werden. Oder anschaulich: die Funktion darf (lokal) waagerecht verlaufen, z.B.<br />

f(x) = 1, nicht aber (lokal) senkrecht, da dann f(x) alle Werte aus R annehmen würde für<br />

z.B. x = 1.<br />

§ 325 Diese Forderung hat Konsequenzen für die Umkehrbarkeit einer Funktion. Die Funktion<br />

f(x) = 2x nimmt für jedes x ∈ R einen anderen Wert an, d.h. für alle x 1 , x 2 ∈ R mit<br />

x 1 ≠ x 2 gilt auch f(x 1 ) ≠ f(x 2 ). Da jeder Funktionswert nur einmal angenommen wird,<br />

ist jeder abhängigen Variablen eindeutig eine unabhängige Variable zugeordnet. Auf Grund<br />

dieser Eindeutigkeit existiert eine Umkehrfunktion: f(x) = 2x → f U (x) = 1 2 x.2 Anders die<br />

Funktion f(x) = x 2 . Hier werden Funktionswerte doppelt angenommen: sowohl für x 1 = −2<br />

als auch für x 2 = +2 ergibt sich der Funktionswert f(x 1 ) = f(x 2 ) = 4. Daher lässt sich aus<br />

dem Funktionswert nicht eindeutig eine zugehörige unabhängige Variable rekonstruieren, die<br />

Funktion ist also nicht umkehrbar. Daher gilt für Umkehrbarkeit der folgende Satz<br />

Satz 9 Eine Funktion f(x) heißt umkehrbar, wenn ∀ x 1 ≠ x 2 gilt f(x 1 ) ≠ f(x 2 ).<br />

2 Die Umkehrfunktion bestimmt sich aus f(x) = y durch Auflösen der Gleichung nach x und anschließendes<br />

Vertauschen von x und y. In diesem Beispiel also f(x) = y = 2x wird aufgelöst zu x = y/2 und damit nach<br />

Vertauschen von x und y zu f U (x) = y(x) = x/2.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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