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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.8. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN IN DER PHYSIK 271<br />

Abbildung 7.17: Schwingungen im<br />

Wechselstromkreis: harmonische<br />

(links), gedämpfte (Mitte) und<br />

erzwungene Schwingung (rechts)<br />

Strom i = ˙q = C ˙u fließt. Dieser erzeugt in der Spule (Induktivität L) ein magnetisches Feld:<br />

die ursprünglich auf dem Kondensator aufgebrachte elektrische Energie wird in magnetische<br />

Energie umgewandelt, so wie beim Federpendel potentielle Energie in kinetische Energie umgewandelt<br />

wird. Hat sich der Kondensator entladen, so fließt kein Strom und das Magnetfeld<br />

der Spule baut sich über einen Strom in entgegen gesetzter Richtung ab. Dieser Strom transportiert<br />

Ladungen auf den Kondensator, allerdings jetzt mit umgekehrtem Vorzeichen. Zur<br />

Beschreibung dieser Schwingung können wir die Änderung der Ladung auf dem Kondensator<br />

betrachten, d.h. die gesuchte Größe ist q(t).<br />

§ 1020 Die Differentialgleichung lässt sich aus dem Kirchhoff’schen Gesetz herleiten. Spule<br />

und Kondensator bilden eine Masche und die Spannung muss beim Umlauf um die Masche<br />

verschwinden, d.h. die Summe aus Spannungsabfall u C über dem Kondensator und u L über<br />

der Spule verschwindet: u C + u L = 0. An der Spule gilt u = L˙i, am Kondensator q = Cu<br />

(vgl. Abschn. 6.3.4).<br />

q<br />

C + L˙i = 0 .<br />

Der Strom durch Spule und Kondensator muss gleich sein, da es keine Verzweigungen in<br />

dieser Masche gibt. Dann gilt auch i = C ˙u = ˙q. Die sich ergebende Differentialgleichung<br />

¨q + 1<br />

LC q = 0 oder ¨q + ω2 0q = 0 mit ω 2 0 = 1<br />

LC<br />

beschreibt eine ungedämpfte Schwingung mit der Frequenz ω 0 = √ 1/(LC). Sie hat die<br />

Lösung<br />

q(t) = a sin(ω 0 t) + b cos(ω 0 t)<br />

mit den reellen Integrationskonstanten a und b. Für eine spezielle Lösung sind diese aus den<br />

Anfangsbedingungen zu bestimmen.<br />

Zwischenrechnung 40 Lösen Sie die DGL noch einmal selbständig (und ohne Rückblättern)<br />

und geben Sie die spezielle Lösung für die speziellen Anfangsbedingungen (welche wären das?)<br />

sowie für allgemeine Anfangsbedingungen.<br />

§ 1021 Fügen wir einen Ohm’schen Widerstand R in diesem LC-Kreis ein, wie im mittleren<br />

Teilbild in Abb. 7.17, so wird in diesem elektrische Energie in Wärme umgesetzt: immer<br />

wenn durch einen Strom die in der Spule gespeicherte Energie des Magnetfeldes in die im<br />

Kondensator gespeicherte elektrische Energie umgewandelt wird (und umgekehrt), geht der<br />

Schwingung ein Teil der Energie im Widerstand durch Umwandlung in Wärme verloren,<br />

die Schwingung wird gedämpft. Eine entsprechende Situation bewirkt die Reibung beim<br />

Federpendel: hier wird kinetische Energie in Wärme umgesetzt und ebenfalls der Schwingung<br />

entzogen. Der Widerstand erzeugt einen Zusatzterm in der DGL. Da am Widerstand u = Ri<br />

gilt, lässt sich dieser Zusatzterm wegen i = ˙q auch schreiben als R ˙q und wir erhalten für die<br />

Spannungsbilanz<br />

q<br />

+ R ˙q + L¨q = 0<br />

C<br />

und damit für die DGL der gedämpften Schwingung<br />

¨q + R L ˙q + 1<br />

LC q = 0 oder ¨q + 2γq + ω2 0q = 0 mit 2γ = R L , ω2 0 = 1<br />

LC .<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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