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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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248 KAPITEL 7. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

Abbildung 7.5: Lösung des<br />

gedämpften Oszillators für den<br />

Kriechfall: die Schwingung nähert<br />

sich asymptotisch der Ruhelage<br />

ohne noch einmal durch diese<br />

hindurch zu schwingen<br />

Zwischenrechnung 35 Schreiben Sie die Lösung explizit für die verschiedenen beim harmonischen<br />

Oszillator gegebenen Anfangsbedingungen auf.<br />

§ 944 Auf Grund der zusätzlichen Dämpfung ergibt sich bei der Darstellung im Phasenraum<br />

keine geschlossene Kurve, da die Punkte maximaler Auslenkung und maximaler Geschwindigkeit<br />

nach einer Periode nicht wieder auf die gleichen Werte fallen. Im Beispiel im rechten<br />

oberen Teil von Abb. 7.3 begann die Schwingung zwar bei maximaler Auslenkung x max , jedoch<br />

wird bereits nach T/4 beim Nulldurchgang nicht mehr die maximale Geschwindigkeit<br />

erreicht und entsprechend nach T/2 nicht mehr bis −x max ausgelenkt wird. Die Ellipse des<br />

harmonischen Oszillators zieht sich immer enger zusammen und strebt gegen die Ruhelage<br />

im Punkt (0,0).<br />

Kriechfall (starke Dämpfung)<br />

§ 945 Für den Kriechfall ergibt sich mit den reellen Eigenwerten<br />

√<br />

λ 1,2 = −γ ±<br />

√γ 2 − ω0 2 = −γ ± ˜ω mit ˜ω = γ 2 − ω0<br />

2<br />

die reelle Lösung<br />

x(t) = e −γt ( ae˜ωt + be −˜ωt) .<br />

Der erste Faktor beschreibt wieder das durch die Dämpfung bedingte Abklingen der Amplitude.<br />

Die den zweiten Faktor bildende Summe können wir für die beiden Spezialfälle der<br />

Anfangsbedingung auswerten:<br />

• Start bei maximaler Auslenkung, x(0) = x max und v(0) = 0. Aus x(t) erhalten wir x max =<br />

a + b, aus v(t) dagegen 0 = a˜ω − b˜ω und damit a = b = x max /2. Die Lösung der DGL für<br />

den Kriechfall ist also<br />

x(t) = e −γt 1 (<br />

x e˜ωt max + e˜ωt) = e −γt x max cosh(˜ωt) .<br />

2<br />

• Start im Nulldurchgang bei maximaler Geschwindigkeit, d.h. x(0) = 0 und v(0) = v max .<br />

Aus x(t) erhalten wir 0 = a + b, aus v(t) dagegen v max = a˜ω − b˜ω und damit a = −b =<br />

v max /(2˜ω). Die Lösung der DGL für den Kriechfall ist damit<br />

x(t) = e −γt v max 1 ( e˜ωt − e˜ωt) = e −γt v max<br />

˜ω 2<br />

˜ω sinh(˜ωt) .<br />

Beide Lösungen wechseln für t > 0 das Vorzeichen nicht, d.h. die Schwingung geht nicht noch<br />

einmal durch die Ruhelage sondern nähert sich auf Grund des e −γt -Terms asymptotisch der<br />

Ruhelage. Zwar wachsen sinh(˜ωt) und cosh(˜ωt) mit zunehmendem t auf Grund des e˜ωt -Terms<br />

gegen unendlich. Da jedoch γ 2 > ω0 2 ist auch γ 2 > ˜ω 2 und da beide positiv und reell sind<br />

auch γ > ˜ω, so dass das Produkt e −γt e˜ωt = e (−γ+˜ω)t einen Exponenten kleiner Null hat.<br />

Daher strebt das Produkt für wachsendes t monoton fallend gegen Null, siehe Abb. 7.5.<br />

§ 946 Die Phasenbahn für den Kriechfall aus der maximalen Auslenkung heraus ist im linken<br />

unteren Teil von Abb. 7.3 gezeigt: die Kurve bewegt sich von der maximalen Auslenkung<br />

langsam in Richtung auf den Ursprung ohne die v = 0-Achse nochmals zu kreuzen, d.h. ohne<br />

Durchschwingen durch die Ruhelage.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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