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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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10.2. DIFFERENTIATION: DIVERGENZ UND ROTATION 373<br />

Abbildung 10.3: Zur Definition des<br />

Flusses durch eine Fläche d ⃗ S<br />

Quellen des elektrischen Feldes ⃗ E. Auf der linken Seite steht die Divergenz dieses Feldes.<br />

Bis auf eine Proportionalitätskonstante sind beide gleich, d.h. die Divergenz des Feldes ist<br />

direkt mit seinen Quellen verknüpft. Daher wird die Divergenz als Maß für die Quellstärke<br />

des Feldes interpretiert. Das mathematische Verständnis dieser Interpretation ist Ziel dieses<br />

Abschnitts.<br />

§ 1396 Zur Interpretation des Begriffes der Divergenz betrachten wir das Geschwindigkeitsfeld<br />

einer strömenden Flüssigkeit<br />

⃗v(x, y, z) = v x (x, y, z) ⃗e x + v y (x, y, z) ⃗e y + v z (x, y, z) ⃗e z .<br />

In diesem Feld befindet sich eine Fläche S bzw. ein Flächenelement d ⃗ S. Die Orientierung<br />

dieses Flächenelements Normaleneinheitsvektor ⃗n gegeben, d.h. durch einen senkrecht auf<br />

dem Flächenelement stehenden Einheitsvektor (vgl. § 113). Ein Flächenelement von S ist<br />

daher<br />

d ⃗ S = ⃗n dS .<br />

§ 1397 Der Fluss Φ ist das Volumen der Flüssigkeit, das pro Zeiteinheit durch S fließt. 1 Dieses<br />

wird maximal, wenn die Fläche senkrecht in der Strömung steht (⃗v‖⃗n), und verschwindet,<br />

wenn die Fläche parallel zur Strömung liegt. Für die Komponente der Strömung senkrecht<br />

zur Fläche gilt daher ⃗v ⊥ = (⃗v ·⃗n) ⃗n, für die Komponente parallel dazu ⃗v ‖ = ⃗v − (⃗v ·⃗n) ⃗n. Zum<br />

Fluss Φ durch die Fläche trägt nur die Strömung senkrecht zu dieser bei:<br />

∫<br />

∫<br />

Φ = (⃗v · ⃗n) dS = ⃗v · dS ⃗ . (10.2)<br />

Auf Grund dieser Definition ist der Fluss Vorzeichen behaftet: hat die Flüssigkeit, wie im<br />

Beispiel in Abb. 10.3, eine Geschwindigkeitskomponente in Richtung von ⃗n, so ist das Skalarprodukt<br />

und damit der Fluss positiv. Hat die Flüssigkeit dagegen eine Geschwindigkeiskomponente<br />

antiparallel zu ⃗n, d.h. würde sie in Abb. 10.3 nicht von links nach rechts sondern<br />

von rechts nach links strömen, so wird das Skalarprodukt und damit der Fluss negativ.<br />

§ 1398 Das zweite Integral in (10.2) beschreibt ein (Ober-)Flächenintegral, auf seine Auswertung<br />

werden wir in Abschn. 10.3.3 eingehen. Die Definition (10.2) kann auf beliebige<br />

Vektorfelder ausgedehnt werden, den elektrischen und magnetischen Fluss werden wir in<br />

Abschn. 10.3.2 genauer betrachten – die Schreibweise in (10.2 gibt uns jedoch bereits den<br />

Hinweis, dass wir auch dieses Integral durch Parametrisierung der Fläche in ein gewöhnliches<br />

Integral überführen können.<br />

§ 1399 Die anschaulichen Interpretation des Flusses<br />

Φ = ∆V<br />

∆t = ∑ ∆S ⊥ v∆t<br />

= ∑ ∆S ⊥ v<br />

∆t<br />

ist im rechten Teil von Abb. 10.3 gegeben: das pro Zeiteinheit durch ∆S ⊥ strömende Volumen<br />

können wir uns als die Verschiebung eines Flüssigkeitselements vorstellen. Dieses wird<br />

1 Der Fluss im physikalischen Sinne ist nicht auf eine materielle Strömung beschränkt sondern wird formal<br />

auf andere Vektorfelder ausgedehnt. Die ersten Beispiele, die Ihnen in der <strong>Physik</strong> (und auch in dieser Vorlesung)<br />

begegnen werden, sind der elektrische und der magnetische Fluss; anschaulich häufig beschrieben als<br />

die Zahl der durch die Fläche ⃗ S gehenden Feldlinien – ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass Felldlinien<br />

fiktive Gebilde sind und deren Zahl eh vom Zeichenmaßstab abhängt.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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