12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9.2. DIE DIRAC’SCHE DELTA FUNKTION 355<br />

der δ Funktion auf einen Punkt ⃗r 0 bzw. x 0 beschränkt werden – für den ersteren Fall benötigen<br />

wir die dreidimensionale δ Funktion, für letzteren ist die eindimensionale ausreichend.<br />

§ 1323 Beschränken wir uns auf Grund der besseren Darstellbarkeit und damit der größeren<br />

Anschaulichkeit auf den eindimensionalen Fall. Um die gewünschte Festlegung der Dichteverteilung<br />

auf den einen Wert zu erreichen, könnten wir in Anlehnung an das Kronecker Delta<br />

einen Ansatz der Form<br />

{<br />

δ(x, x 0 ) =<br />

? 1 für x = x0<br />

0 für x ≠ x 0<br />

machen. Diese Darstellung wählt zwar bei x 0 den Funktionswert f(x 0 ) aus, ist jedoch mit<br />

(9.1) nicht vereinbar: auf Grund der verschwindenden Breite – die Funktion ist nur in einem<br />

Punkt von Null verschieden – trägt dieser Punkt nichts zum Integral bei, d.h. das Integral<br />

verschwindet.<br />

§ 1324 Alternativ können wir eine Beschreibung in der Form<br />

{<br />

δ(x, x 0 ) =<br />

? ∞ für x = x0<br />

.<br />

0 für x ≠ x 0<br />

versuchen. In diesem Fall wird der Wert an der Stelle x 0 unendlich und kann damit auch bei<br />

verschwindender Breite einen Beitrag zum Integral leisten. Diese Definition ist problematisch:<br />

zum einen, was bedeutet unendlich; zum anderen stellt sich die Frage, welche Rolle die Funktion<br />

f(x) dann noch im Integral spielt, da der Integrand unabhängig von der speziellen Wahl<br />

von f(x) an der Stelle x 0 stets den Wert ∞ annimmt. Außerdem bewirkt die Vorstellung,<br />

auf der Basis ∞ · 0 = 1 eine Funktion definieren zu wollen, nicht nur bei einem <strong>Mathematik</strong>er<br />

ein leicht gesträubtes Nackenfell.<br />

§ 1325 Auch wenn obige Formen gelegentlich als vereinfachte Definition der δ Funktion in<br />

der Literatur zu finden ist, sind beide Ansätze nicht sinnvoll.<br />

9.2.1 Annäherungen<br />

§ 1326 Die obigen Pauschalbetrachtungen sind nicht hilfreich, da sie der verschwindenden<br />

Breite nicht angemessen Rechnung tragen. Eine Darstellung, in der sich die Breite der Funktion<br />

ebenfalls Null annähert, wäre angemessener. Betrachten wir eine Folge von Kastenfunktionen,<br />

{ 0 |x| > 1/n<br />

g n (x) =<br />

Diese Folge ist normiert<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

g n (x) dx = 1<br />

1<br />

2 n |x| ≤ 1/n n = 1, 2, 3, ... .<br />

da jeder Kasten der Breite 2/n und Höhe n/2 eine Fläche von Eins hat. Die Folge ferner für<br />

n → ∞ den Grenzwert<br />

{ 0 x ≠ 0<br />

lim g n =<br />

n→∞ ∞ x = 0 .<br />

Das sieht dem in § 1324 verworfenen Vorschlag ähnlich. Der wesentliche Unterschied ist<br />

die Annäherung über einen Grenzwert. Dadurch wird der Unendlichkeit die mathematische<br />

Spitze genommen.<br />

§ 1327 Jetzt muss allerdings noch die auszuwertende Funktion f(x) einbezogen werden. Für<br />

die Folge der Kastenfunktionen gilt<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

g n f(x) dx = n 2<br />

x∫<br />

0+ 1 n<br />

x 0− 1 n<br />

f(x) dx = f(x 0 ) ,<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!