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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.9. NUMERISCHE VERFAHREN 281<br />

7.9.4 Leapfrog Verfahren<br />

§ 1059 <strong>Numerische</strong> Fehler können im Euler Verfahren bei zu großer Schrittweite schnell sehr<br />

groß werden, wie in Abb. 7.24 bereits angedeutet. Der Fehler entsteht dadurch, dass wir unterstellen,<br />

dass f(t, x) im gesamten Intervall t i +∆t konstant ist. Beim Leapfrog oder Halbschritt<br />

Verfahren wird daher zusätzlich der Wert in der Intervallmitte betrachtet. Ansonsten unterscheidet<br />

sich das Verfahren nicht vom Euler’schen; es ist allerdings etwas unanschaulicher,<br />

da wir zusätzlich einen Wert in der Intervallmitte betrachten und dieser Wert am Anfang des<br />

Intervalls noch nicht bekannt ist, siehe auch untere Zeile in Abb. 7.20. Also muss der Wert in<br />

der Intervallmitte zunächst berechnet werden. Dazu stellen wir ein neues Gleichungssystem<br />

auf:<br />

und<br />

x i+ 1<br />

2 = x i− 1 2 + f(t i, x i )∆t mit x − 1<br />

2 = x 0 − 1 2 f(t 0, x 0 )∆t<br />

x i+1 = x i + f(t i+ 1<br />

2 , x i+ 1 2 )∆t mit x 0 = x 0 .<br />

Beide Gleichungen werden abwechselnd iteriert.<br />

§ 1060 Zur numerischen Lösung der DGL des radioaktiven Zerfalls im Leapfrog Verfahren<br />

erhalten wir aus der DGL Ṅ = −λN mit Anfangswert N = N 0 die folgenden beiden Differenzengleichungen<br />

und<br />

N i+ 1<br />

2 = N i− 1 2 − λN i ∆t (7.44)<br />

N i+1 = N i − λN i+ 1 ∆t (7.45)<br />

2<br />

mit den Anfangswerten<br />

und<br />

N 0 = N 0 (7.46)<br />

N − 1 = N 1<br />

0 + λN<br />

2 0 ∆t . (7.47)<br />

2<br />

Der Anfangswert ist N 0 , wie in (7.46) angegeben. Dieser Wert reicht jedoch nicht aus, um mit<br />

einer der Differenzengleichungen (7.44) oder (7.45) weiter zu arbeiten, da dort stets Zählraten<br />

von Intervallgrenzen, d.h. der Form N i , und Intervallmitten, d.h. der Form N i+1/2 , kombiniert<br />

werden. Daher müssen wir zuerst mit Hilfe von (7.47) den Wert von N −1/2 bestimmen, d.h.<br />

einen Anfangswert in einer Intervallmitte. Mit diesen beiden Werten können wir die Differenzengleichungen<br />

abarbeiten: zuerst wird mit (7.44) der Wert in der Mitte des Anfangsintervalls<br />

bestimmt, mit diesem und (7.45) der Wert am Ende des Intervalls. Dieser Wert ist gleichzeitig<br />

der Wert am Anfang des folgenden Intervalls und kann in (7.44) eingesetzt werden, um die<br />

Mitte dieses Intervalls zu bestimmen. Dieses Verfahren setzt sich fort, immer zwischen (7.44)<br />

und (7.45) alternierend.<br />

§ 1061 Mit λ = (10 s) −1 , N 0 = 10 000 und ∆t = 1 s erhalten wir für das Beispiel aus § 1036<br />

die ersten 16 s die in Tabelle 7.2 gegebenen Werte. Zum Vergleich geben die letzten beiden<br />

Spalten die mit einem Euler Verfahren bei gleicher Schrittweite bestimmten Werte sowie<br />

das Ergebnis der analytischen Lösung. Das Leapfrog-Verfahren liefert eine wesentlich bessere<br />

Annäherung an die analytische Lösung. Allerdings ist die Rechenzeit doppelt so lang wie<br />

beim Euler-Verfahren, da ja stets auch noch die Werte in der Intervallmitte berechnet werden<br />

müssen. Vergleicht man die Ergebnisse des Leapfrog Verfahrens in Tabelle 7.2 mit denen eines<br />

Euler Verfahrens mit halber Schrittweite bzw. gleicher Rechenzeit (vgl. Tabelle 7.1, 5. Spalte),<br />

so zeigt das Leapfrog Verfahren weiterhin bessere Ergebnisse. Das ist auch anschaulich, da<br />

das Euler Verfahren auch bei kleiner Schrittweite immer die gleichen Fehler macht, während<br />

das Leapfrog Verfahren schon aus seinem Ansatz heraus eine bessere Annäherung an die reale<br />

Funktion erlaubt.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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