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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.10. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN IN MATLAB 291<br />

Harmonischer Oszillator im Euler−Verfahren<br />

1.5<br />

Harmonischer Oszillator im Euler−Verfahren<br />

2.5<br />

Ort (rot) bzw. Geschwindigkeit (grün)<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

−0.5<br />

−1<br />

Ort (rot) bzw. Geschwindigkeit (grün)<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

−0.5<br />

−1<br />

−1.5<br />

−2<br />

−1.5<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Zeit<br />

−2.5<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

Zeit<br />

Abbildung 7.24: Harmonischer Oszillator als Beispiel für eine numerische Lösung einer Differentialgleichung<br />

zweiter Ordnung. Links: angemessene Schrittweite, rechts: Schrittweite zu<br />

groß, die Amplitude der freien Schwingung wächst obwohl keine Energie zugeführt wird<br />

§ 1095 Eine mit diesem Schema bestimmte Lösung ist im linken Teil von Abb. 7.24 gezeigt.<br />

Hier ist die Schrittweite gleich 0.001 gewählt, das entspricht 16 000 Schritten für den dargestellten<br />

Zeitraum. Die numerische Lösung ist auch physikalisch sinnvoll und stimmt gut<br />

mit der analytischen überein. Reduzieren wir die Schrittweite in der Zeit auf 0.1, so ergibt<br />

sich das im rechten Teil von Abb. 7.24 gezeigte Ergebnis: hier addieren sich die numerischen<br />

Fehler des Verfahrens derart, dass sich kein harmonischer Oszillator ergibt sondern die Amplitude<br />

der Schwingung zunimmt – da dies glücklicherweise physikalisch nicht sinnvoll ist,<br />

erkennen wir schnell, dass das numerische Verfahren an dieser Stelle zu ungenau ist. Selbst<br />

bei einer Schrittweite von 0.01 nimmt die Amplitude im betrachteten Intervall schon um<br />

einige Prozent zu – so dass die physikalische Unsinnigkeit der Lösung offensichtlich wird.<br />

§ 1096 In diesem Beispiel ist die fehlerhaftigkeit der numerischen Lösung im rechten Teilbild<br />

offensichtlich, die Schrittweite des Verfahrens ist zu groß. Hätten wir statt der freien<br />

die gedämpfte Schwingung betrachtet, so wäre ein derartiger Fehler wesentlich schwieriger<br />

zu erkennen gewesen: erst wenn das numerische Aufschwingen größer wird als die physikalisch<br />

Dämpfung, wird der Fehler so offensichtlich wie im rechten teil von Abb. 7.24.<br />

Überwiegt dagegen die Dämpfung das numerische Aufschwingen, so ist das Ergebnis wieder<br />

einer gedämpften Schwingung ähnlich – aber die in der numerischen Lösung auftretende<br />

Dämpfung ist geringer als die reale Dämpfung.<br />

7.10.3 Leapfrog Verfahren<br />

§ 1097 Das Hauptproblem im Euler Verfahren ist die Verwendung der durch f(t, x) beschriebenen<br />

Steigung als konstanten Wert im gesamten Intervall ∆t. Das Leapfrog Verfahren führt<br />

statt dessen eine mittlere Steigung ein, in dem es ein weiteres, um einen halben Gitterpunkt<br />

verschobenes Raster in t einführt. Die jeweils nächsten Punkte innerhalb jeden Rasters werden<br />

ähnlich wie im Euler-Verfahren bestimmt, allerdings wird als Steigung jeweils der Wert<br />

aus dem anderen Raster verwendet, d.h. der Mittelwert der Steigung in dem Intervall.<br />

§ 1098 Die relevanten Gleichungen zur Beschreibung des Leapfrog Verfahrens sind<br />

x(t i+1 ) = x(t i ) + ∆t f(t i+1/2 , x i+1/2 )<br />

x(t i+1/2 ) = x(t i−1/2 ) + ∆t f(t i , x i )<br />

mit den Randbedingungen<br />

x(t 0 ) = x 0 und x t−1/2 = x(t 0 ) − ∆t<br />

2 f(t 0, x 0 ) .<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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