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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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10.1. MOTIVATION 369<br />

• den Gauß’schen und Stokes’schen Integralsatz zu erläutern und auf physikalische Probleme<br />

anzuwenden, insbesondere die Überführung der Maxwell’schen Gleichungen von der<br />

differentiellen auf die Integralform.<br />

Querverbindung 11 Bevor Sie mit dem Durcharbeiten des Kapitels beginnen: Rekapitulieren<br />

Sie die Grundlagen der Darstellung von Vektorfeldern und die speziellen Felder in<br />

Abschn. 4.4.3 ebenso wie den Nabla Operator in Abschn. 4.4.1.<br />

10.1 Motivation<br />

§ 1376 Mathematisch gesehen ist ein Feld eine Funktion mehrerer Variablen: der Ortsvariablen<br />

⃗r, in der Regel ein Vektor im 3D, sowie der Zeit. Wie bereits in Abschn. 4.4.3 diskutiert,<br />

kann diese Funktion eine skalare Funktion sein oder eine vektorwertige. Beispiele für skalare<br />

Felder sind Temperatur-, Dichte- oder Druckfelder; Beispiele für Vektorfelder sind das<br />

elektrische und magnetische Feld, das Gravitationsfeld oder das Geschwindigkeitsfeld einer<br />

Strömung.<br />

§ 1377 In einem Feld A(⃗r, t) ändert sich die Größe A mit dem Ort ⃗r oder der Zeit t. Zeitliche<br />

Änderungen werden uns hier nicht interessieren: wir haben Veränderungen sowohl skalarer als<br />

auch vektorwertiger Funktionen mit der Zeit bereits ausführlich in Kap. 4 und 5 diskutiert,<br />

so dass wir die mathematischen Techniken und die Interpretation bereits beherrschen.<br />

§ 1378 Anders sieht es dagegen mit der räumlichen Variation eines Feldes aus. Für ein Skalarfeld<br />

haben wir diese bereits in Abschn. 4.4.3 betrachtet: die Ableitungen des Feldes nach<br />

den einzelnen Raumkoordinaten werden in einem Vektor zum Gradienten kombiniert. Dieser<br />

gibt für jeden Punkt des Feldes Richtung und Betrag der stärksten Steigung, d.h. der Gradient<br />

beschreibt die Veränderung des Feldes mit dem Ort. Eine Ausgleichsbewegung erfolgt entgegen<br />

dem Gradienten: im Gravitationsfeld weist die Falllinie in die dem Gradienten entgegen<br />

gesetzte Richtung, im Temperaturfeld fließt der Wärmestrom entgegen dem Temperaturgradienten<br />

und die Tinte in einem Stausee fließt entgegen ihrem Konzentrationsgradienten.<br />

§ 1379 Wenn Sie den letzten Satz aufmerksam gelesen haben, dürfte Ihnen ein Fehler aufgefallen<br />

sein: es wird vom Gradienten im Gravitationsfeld gesprochen. Diese Formulierung<br />

ist unsauber. Das Gravitationsfeld ist ein Vektorfeld und für dieses ist ein Gradient nicht<br />

definiert. Stattdessen ist das Gravitationsfeld selbst, wie bereits in Abschn. 4.4.3 eingeführt,<br />

der Gradient eines skalaren Feldes, des Gravitationspotentials.<br />

§ 1380 Wie sieht es allgemein für ein Vektorfeld aus? Lässt sich der Begriff des Gradienten<br />

direkt übertragen? Jein. Für ein Vektorfeld wie z.B. das elektrische Feld einer Punktladung<br />

ist der Gradient nicht definiert. Zwar kann man für den Betrag eines Vektorfeldes formal<br />

ebenfalls einen Gradienten bestimmen, jedoch ist bei dessen Interpretation Vorsicht geboten.<br />

Der Gradient des Betrages des Feldes gibt wieder die Richtung und Stärke der größten Steigung<br />

an. Jedoch hat diese Größe keine physikalische Bedeutung: die Bewegung einer Ladung<br />

im elektrischen Feld ist nicht durch den Gradienten des Feldes bestimmt sondern durch das<br />

Feld selbst: ⃗ E gibt die Kraft pro Ladung an, die auf eine Probeladung im elektrischen Feld<br />

wirkt und ⃗ E ist im Normalfall mit ∇ | ⃗ E| identisch. Allerdings lässt sich das elektrische Feld<br />

⃗E einer Ladungsverteilung selbst wieder als der Gradient eines skalaren Feldes betrachten,<br />

nämlich des elektrostatischen Potentials. Und wie sieht es jetzt mit der Falllinie aus? Diese ist<br />

einem Gradienten entgegengesetzt, aber dem in der potentiellen Energie (bzw. im Potential)<br />

und nicht einem Gradienten im Betrag des Gravitationsfeldes.<br />

§ 1381 Auch wenn er nicht den Gradienten liefert, so kann der Nabla Operator trotzdem auf<br />

ein Vektorfeld angewandt werden – und damit auch auf ein Gradientenfeler das Gravitationsfeld.<br />

Da der Nabla Operator seiner Form nach ein Vektor ist, stehen für eine Multiplikation<br />

mit einem Vektorfeld zwei Formen zur Verfügung: das Skalarprodukt und das Vektorprodukt.<br />

Beide Operationen können nicht nur formal ausgeführt werden sondern haben auch<br />

ihre jeweilige physikalische Bedeutung.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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