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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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168 KAPITEL 5. INTEGRATION<br />

§ 650 Neben der Flächenbestimmung hat die Interpretation der Integration als Summation<br />

über viele infinitesimal kleine Teilelemente weitere Anwendungen in der <strong>Physik</strong>. Dazu<br />

gehört z.B. die Bestimmung des Schwerpunkts oder des Trägheitsmoments eines ausgedehnten<br />

Körpers.<br />

5.2 Integration von Funktionen einer Variablen<br />

§ 651 Von den beiden in der Motivation vorgeschlagenen Zugängen zur Integration wählen<br />

wir hier die formalere Variante: aus der bekannten Änderung einer Funktion ist die Funktion<br />

selbst zu bestimmen. Die gegebenen Funktion entspricht damit der Ableitung einer zu<br />

bestimmenden Funktion, der Stammfunktion. Integration ist also die Umkehrung der Differentiation,<br />

d.h. das Auffinden der Stammfunktion:<br />

Definition 49 Eine Funktion F (x) heißt Stammfunktion zu f(x), wenn gilt F ′ (x) = f(x).<br />

§ 652 Für das Auffinden der Stammfunktion, d.h. die Integration, schreibt man<br />

∫<br />

f(x) dx = F (x) + C . (5.1)<br />

Darin ist C eine Integrationskonstante. Ihre Existenz besagt, dass die Integration kein eindeutiger<br />

Vorgang ist, sondern dass die Stammfunktion nur bis auf diese Integrationskonstante<br />

bestimmt werden kann: die Funktion f(x) gibt die Änderung der gesuchten Funktion F (x)<br />

in jedem Punkt x an – jedoch ohne einen einzigen Wert von F (x) festzulegen. Wir kennen<br />

also in jedem Punkt das dF , nicht jedoch das F . Daher erhalten wir bei der Integration unendlich<br />

viele, entlang der y-Achse parallel zueinander verschobene Stammfunktionen. Diese<br />

Unbestimmtheit wird durch die Integrationskonstante symbolisiert. Kennen wir den Wert von<br />

F (x) an einer einzigen Stelle, d.h. haben wir einen Anfangswert oder eine Randbedingung,<br />

so wird eindeutig eine Funktion aus dieser Schar von Stammfunktionen ausgewählt und die<br />

Integrationskonstante C kann bestimmt werden.<br />

§ 653 Betrachten wir ein Beispiel für die Verwendung eines Anfangswertes. Der von einem<br />

Körper mit der Geschwindigkeit v = at mit a = 4 m/s 2 zurückgelegte Weg ist gegeben als<br />

∫ ∫<br />

s = v dt = at dt = a 2 t2 + c = 2 m/s 2 t 2 + c . (5.2)<br />

Eine Anfangsbedingung sagt, dass sich der Körper zur Zeit t = 0 bei s = 4 m befand. Intuitiv<br />

ist klar, dass die Lösung s = 2 m/s 2 t 2 + 4 m ist. Formal erhalten wir diese Lösung, indem<br />

wir den Anfangswert in (5.2) einsetzen:<br />

s(0) = 4 m = 2 m/s 2 (0 s) 2 + c ⇒ c = 4 m .<br />

Wir hätten die Anfangsbedingung auch gleich als Integrationsgrenze verwenden können:<br />

s(t) − s(0) =<br />

∫ t<br />

0<br />

v(t) dt ⇒ s(t) = 2t 2 m s 2 + 4 m .<br />

§ 654 Zu jeder stetigen Funktion f(x) gibt es daher unendlich viele Stammfunktionen F i (x),<br />

die sich durch eine additive Konstante unterscheiden: F 1 (x) − F 2 (x) = const. Oder anders<br />

formuliert: ist F 1 (x) eine Stammfunktion zu f(x), so ist es auch F 1 (x)+C. Daher lässt sich die<br />

Menge aller Stammfunktionen in der Form F (x) = F 1 (x)+C darstellen, mit C = const. Diese<br />

Unbestimmtheit entsteht, da die Ableitung einer Konstanten verschwindet. Die Ableitungen<br />

der Funktionen<br />

sind alle<br />

y 1 = x 2 + 5 , y 2 = x 2 + 9 , y 3 = x 2 − 8 , y 4 = x 2 + n<br />

y ′ 1 = y ′ 2 = y ′ 3 = y ′ 4 = 2x .<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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