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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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11.6. DIFFUSION 429<br />

§ 1597 In allgemeiner Form ist die Diffusionsgleichung gegeben als<br />

∂n(⃗r, t)<br />

= D∆n(⃗r, t)<br />

∂t<br />

mit n als der Teilchenzahldichte und D als dem Diffusionskoeffizienten. Die Wärmeleitungsgleichung<br />

ist formal äquivalent<br />

∂T<br />

∂t = λ cϱ ∆T<br />

mit T als der Temperatur und λ/(cϱ) als der Temperaturleitzahl, in die das Wärmeleitvermögen<br />

λ, die spezifische Wärmekapazität c und die Dichte ϱ des Stoffes eingehen.<br />

11.6.2 Random Walk und mittleres Abstandsquadrat<br />

§ 1598 Die Idee eines diffusiven Prozesses wollen wir am Beispiel einer eindimensionalen<br />

Bewegung mit Start im Ursprung betrachten. Eine Ameise kann sich jeweils um einen Schritt<br />

λ (korrekt: eine mittlere freie Weglänge λ) in positive oder negative x-Richtung bewegen.<br />

Am jeweiligen Ankunftsort trifft sie erneut die Entscheidung für eine Weiterbewegung mit<br />

+λ oder −λ. Wie weit ist die Ameise nach N Schritten vom Ursprung entfernt?<br />

§ 1599 Intuitiv sicherlich nicht Nλ, denn das würde bedeuten, dass diese Ameise sich immer<br />

nur in einer Richtung bewegt. Dass sich die Ameise wieder genau am Ursprung befindet,<br />

ist auch nicht sehr wahrscheinlich, da dafür die Zahl der Schritte in positiver und negativer<br />

Richtung exakt gleich sein müsste. Also irgendwo dazwischen. Aber wo? Und wo wäre eine<br />

zweite Ameise, die sich unabhängig von der ersten durch die Gegend bewegt? Wahrscheinlich<br />

nicht exakt am gleichen Ort, d.h. viele Ameisen würden sich nach jeweils N Schritten<br />

an verschiedenen Orten wieder finden: aus dem Ameisenpeak zu Beginn der Bewegung, formal<br />

beschreibbar durch eine δ-Injektion, ist eine Verteilung von Ameisen um den Ursprung<br />

entstanden. Diese Verteilung (und ihre Veränderung mit der Zeit) wird durch die Diffusionsgleichung<br />

bestimmt.<br />

§ 1600 Wollen wir statt mit der Verteilung nur mit einer einzelnen Größe arbeiten, so lässt<br />

sich, wie bei allen Zufallsprozessen, nur ein mittlerer Wert bestimmen, in diesem Fall der<br />

erwartete Abstand (oder mittlerer quadratischer Abstand), definiert als das Quadrat der<br />

Summe der einzelnen Schritte dx i :<br />

( N<br />

) 2<br />

∑<br />

N∑ N∑<br />

〈∆x〉 2 = dx i = (dx 1 + dx 2 + dx 3 + ... + dx N ) 2 = dx i dx j .<br />

i=1<br />

i=1 j=1<br />

Die einzelnen Versetzungen dx i sind entweder +λ oder −λ, jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 0.5. Die Produkte dx i dx j sind daher entweder +λ 2 oder −λ 2 . Für i ≠ j sind dx i<br />

und dx j unabhängig, d.h. negative wie positive Werte des Produktes haben eine Wahrscheinlichkeit<br />

von 0.5 und heben sich in der Summe weg. Es bleiben die Produkte mit i = j, die<br />

jeweils +λ 2 sind:<br />

〈∆x〉 2 = Nλ 2 , (11.37)<br />

d.h. mit zunehmender Schrittzahl N nimmt der mittlere quadratische Abstand vom Ursprung<br />

mit √ N zu.<br />

§ 1601 Hat die Ameise eine Geschwindigkeit v, so legt sie während einer Zeit t die Strecke<br />

s = v t zurück. Ausgedrückt in der Zahl N der Richtungsänderungen und der Strecke λ<br />

zwischen den Richtungsänderungen ist s = Nλ und damit<br />

〈∆x〉 2 = Nλ 2 = vλt = 2Dt (11.38)<br />

mit dem Diffusionskoeffizienten<br />

D = 1 2 vλ<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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