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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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70 KAPITEL 2. FOLGEN UND REIHEN<br />

§ 283 Als zweites Beispiel beweisen wir die Behauptung B ‘es gibt keine rationale Zahl q<br />

mit q 2 = 2’. Die Negation B lautet ‘es gibt eine rationale Zahl q mit q 2 = 2.’ Da q eine<br />

rationale Zahl ist, lässt sie sich als ein gekürzter Bruch q = a/b darstellen wobei a und b<br />

keinen gemeinsamen Teiler haben. Aus q 2 = 2 folgt a 2 /b 2 = 2 und damit a 2 = 2b 2 . In a<br />

kann der Primfaktor 2 keinmal, einmal, zweimal, dreimal ... auftreten, in a 2 entsprechend<br />

keinmal, zweimal, viermal ... Auch in b 2 kann der Primfaktor 2 nur keinmal, zweimal, viermal<br />

... auftreten und in 2b 2 daher einmal, dreimal, fünfmal ... Dann tritt der Primfaktor 2 aber<br />

auf der linken Seite der Gleichung a 2 = 2b 2 stets in gradzahliger, auf der linken Seite aber<br />

in ungradzahliger Anzahl auf, was ein Widerspruch ist, da ja beide Seiten gleich sind. Also<br />

lässt sich q nicht gleichzeitig als rationale Zahl und als q 2 = 2 darstellen im Widerspruch zu<br />

B. Damit gilt B.<br />

2.5.4 Gegenbeispiel<br />

§ 284 Der Beweis durch Gegenbeispiel ist eigentlich kein Beweis sondern ein Verfahren zur<br />

Widerlegung einer Aussage. Die Grundidee des Verfahrens ist einfach: eine allgemeine Aussage<br />

ist nur dann wahr, wenn sie für alle betroffenen Elemente gilt. Findet sich nur ein einziges<br />

Gegenbeispiel, so ist diese Aussage nicht erfüllt.<br />

§ 285 Die Aussage ‘alle ungeraden Zahlen sind Primzahlen’ ist nicht allgemein gültig, da<br />

9 = 3 · 3 zwar eine ungerade Zahl ist, andererseits aber als Produkt zweier Zahlen ungleich<br />

eins und sich selbst darstellbar und damit keine Primzahl ist.<br />

2.6 DaVinci decoded? Kaninchen, golden geschnitten<br />

§ 286 Dan Brown’s Da Vinci Code hat neben einigen mehr oder weniger dubiosen Theorien<br />

über den Heiligen Gral auch einige mathematische Spielereien wieder ans Licht der<br />

Öffentlichkeit gespült. Fibonacci Zahlen und der goldene Schnitt waren früher Bestandteile<br />

des bürgerlichen Bildungskanons. Da sie auch eine Beziehung zu Folgen haben, wollen wir sie<br />

hier aus mathematischer Sicht kurz betrachten.<br />

2.6.1 Fibonacci Zahlen<br />

§ 287 Leonardo von Pisa, auch Fibonacci genannt, hat sich Anfang des 13. Jahrhunderts<br />

über die Population von Kaninchen Sorgen gemacht. Die Ausgangsbasis ist ein einzelnes<br />

Paar von Kaninchen. Jedes Kaninchenpaar wirft einmal im Monat ein neues Kaninchenpaar,<br />

das seinerseits seinen ersten Nachwuchs nach zwei Monaten erzeugt. Verluste erleidet diese<br />

Kaninchenpopulation nicht.<br />

§ 288 Sei k j die Zahl der Kaninchenpaare am Anfang des Monats j. Dann ist k j+2 der<br />

Summe aus der Zahl der am Anfang des j + 1 ten Monats lebenden Kaninchenpaare zuzüglich<br />

der Zahl der am Anfang des Monats j + 2 ten geborenen Kaninchenpaare. Letztere ist gleich<br />

der Zahl der zwei Monate vorher lebenden Kaninchenpaare:<br />

k j+2 = k j+1 + k j .<br />

§ 289 In etwas mathematischerer Form wird die so definierte Fibonacci Folge geschrieben<br />

als<br />

F n+1 = F n + F n−1 , n ≥ 1 , F 1 = F 2 = 1 . (2.12)<br />

Die ersten Fibonacci Zahlen sind<br />

1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, 233, 377, 610, 987.<br />

Wie von einer Kaninchenpopulation erwartet, wächst die Reihe sehr schnell – da sie wie ein<br />

Vielfaches von x n mit x = 1 2 (√ 5+1) wächst, handelt es sich um ein exponentielles Wachstum.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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