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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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6.4. KOMPLEXE ZAHLEN MATHEMATISCH 213<br />

6.4.5 Funktionen mit komplexen Argumenten<br />

§ 831 Die Betrachtung komplexwertiger Funktionen, d.h. die komplexe Analysis, liegt weit<br />

außerhalb der Ziele dieses Skripts. Allerdings können wir uns mit unserem bisherigen Wissen<br />

über die Analysis reeller Funktionen einige einfache Sachverhalte klar machen.<br />

§ 832 Der Funktionsgraph einer Funktion f(z) einer komplexen Variablen z lässt sich nicht<br />

in einem zweidimensionalen Koordinatensystem darstellen, da die graphische Darstellung der<br />

unabhängigen Variablen z bereits ein zweidimensionales System benötigt. Da die Funktionswerte<br />

einer komplexwertigen Funktion ebenfalls komplexe Zahlen sein können und damit<br />

ein zweidimensionales System benötigen, ist eine graphische Darstellung nicht möglich. Allerdings<br />

kann es an einigen Stellen sinnvoll sein zur Illustration den Betrag des komplexen<br />

Funktionswertes gegen die komplexe Ebene aufzutragen. Gelegentlich kann es auch sinnvoll<br />

sein, die unabhängige und abhängige Variable in jeweils einer eigenen komplexen Ebene darzustellen.<br />

§ 833 Eine komplexe Funktion ordnet einer unabhängigen komplexen Variablen z = x + iy<br />

durch eine Zuordnungsvorschrift eine oder mehrere komplexe Variablen w zu:<br />

w = f(z) = u(x, y) + iv(x, y) .<br />

Darin sind u und v reelle Funktionen von x und y. Falls jedem z nur ein Wert w zugeordnet<br />

werden kann, handelt es sich um eine ‘single valued function’; im anderen Fall um eine<br />

‘multi valued function’. Im Gegensatz zur reellen Funktion verliert damit eine Funktion mit<br />

komplexen Argumenten die Eindeutigkeit. Mathematische Tricks, die eine Reduktion auf eine<br />

eindeutige Funktion ermöglichen, existieren; ihre Einführung geht jedoch weit über die Ziele<br />

dieses Skripts hinaus.<br />

§ 834 Wenn die Eindeutigkeit schon problematisch ist, wie sieht es dann mit den anderen<br />

Grundbegriffen zur Beschreibung von Funktionen aus? Der Begriff der Monotonie ist sicherlich<br />

nicht auf komplexwertige Funktionen übertragbar: Monotonie überprüft die Anordnung<br />

von unabhängigen und abhängigen Variablen. Komplexe Zahlen lassen sich jedoch nicht ordnen.<br />

§ 835 Anders sieht es mit dem Begriff des Grenzwerts aus. Hier lassen sich Def. 29 bzw.<br />

30 anpassen: zwar sind Argument und Funktionswert nicht geordnet, jedoch lässt sich ein<br />

Abstand zwischen den Argumenten und den Funktionswerten bilden. Statt einer linearen ε-<br />

Umgebung entlang des Zahlenstrahls betrachten wir einen Kreis mit Radius ε; entsprechendes<br />

auch für δ.<br />

§ 836 Da der Begriff des Grenzwerts auf komplexwertige Funktionen übertragbar ist, ist<br />

es der Begriff der Stetigkeit auch. Gemäß Def. 32 ist eine Funktion stetig in einem Punkt,<br />

wenn (a) der Grenzwert in diesem Punkt existiert, (b) die Funktion in diesem Punkt definiert<br />

ist und (c) Grenzwert und Funktionswert in diesem Punkt übereinstimmen. Punkt (a) ist<br />

nach § 835 überprüfbar, die anderen beiden Punkte sind es ebenfalls. Daher kann auch der<br />

Begriff der Stetigkeit in einem Punkt übertragen werden. Wie bei reellen Funktionen ist die<br />

Stetigkeit der Funktion in einem Gebiet gegeben, wenn die Funktion in allen Punkten dieses<br />

Gebiets stetig ist.<br />

§ 837 Auch die Ableitung einer komplexwertigen Funktion lässt sich in direkter Analogie<br />

zur Ableitung der reellen Funktion in Def. 41 und 42 angeben:<br />

f ′ (z) = lim<br />

z→z 0<br />

f(z) − f(z 0 )<br />

z − z 0<br />

,<br />

wobei die Existenz des Grenzwerts vorausgesetzt wird.<br />

§ 838 In dieser Definition der Ableitung wird nochmals der Unterschied zwischen einer reellen<br />

Funktion zweier Variablen und einer komplexwertigen Funktion deutlich: bei der reellen<br />

Funktion würden wir zwei partielle Ableitungen bilden, die anschaulich die Steigungen des<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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