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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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12.4. FEHLERRECHNUNG (DESKRIPTIVE STATISTIK) 463<br />

§ 1733 An einem radioaktives Präparat wurden in einem Zeitintervall N = 625 α-Teilchen<br />

gemessen. Zur Abschätzung des Messfehlers kann diese Messung nicht wiederholt werden, da<br />

sich das Präparat durch die Zerfälle verändert. Die Standardabweichung lässt sich stattdessen<br />

mit Hilfe der Poisson-Verteilung bestimmen. Dazu gehen wir davon aus, dass der Messwert N<br />

dem Mittelwert µ der Verteilung entspricht. Dann ist σ = √ µ = 25 die Standardabweichung<br />

und N = 625 ± 25 das Messergebnis.<br />

§ 1734 Bei Biotopkartierungen wurden im vergangenen Jahr auf der Testfläche 6 vierblättrige<br />

Kleeblätter gefunden, in diesem Jahr 9. Können wir daraus auf eine Zunahme dieser Spezies<br />

um 50% schließen? Die Messwerte wurden durch Zählen gewonnen, sie gehorchen der Poisson-<br />

Statistik. Dann gilt für die Messwerte mit ihrer Standardabweichung: im Vorjahr wurden<br />

6 ± 2.5 vierblättrige Kleeblätter gefunden, in diesem Jahr 9 ± 3. Die µ ± σ-Bereiche beider<br />

Messungen überlappen sich, so dass wir aus den Ergebnissen nicht auf eine Veränderung<br />

der Population schließen können. In einem anderen Biotop hat ein Kollege im Vorjahr 60<br />

und in diesem Jahr 90 vierblättrige Kleeblätter gezählt, also ebenfalls eine Veränderung um<br />

50%. In diesem Fall ist der Unterschied signifikant und legt eine Veränderung der Population<br />

nahe, da sich die Bereiche 60 ± 7.7 aus dem Vorjahr und 90 ± 9.5 aus diesem Jahr nicht<br />

überlappen. Dies Beispiel verdeutlicht ein Problem der Poisson-Statistik: bei kleinen Werten<br />

sind die relativen Fehler sehr groß.<br />

12.4.3 Mittelwert und Standardabweichung aus den Messwerten<br />

§ 1735 Der Mittelwert der Verteilung ist das experimentelle Mittel (12.25) oder erste Moment<br />

der Verteilung:<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

x = xF (x) = x N(x)<br />

N = Σ N = x .<br />

x=0<br />

x=0<br />

§ 1736 Die relative Form der Verteilung enthält die Information über die Fluktuationen im<br />

Datensatz: die Weite der Verteilung ist ein Maß für die Streuung der Daten um den Mittelwert,<br />

die Varianz. Dazu betrachten wir die Residuen, d.h. die Abweichungen der einzelnen<br />

Messwerte vom Mittelwert: d i = x i − x. Da die Messwerte um den Mittelwert herum verteilt<br />

sind, gibt es negative und positive Residuen und es ist ∑ d i = 0. Eine von Null verschiedene<br />

Summe würde sich jedoch dann ergeben, wenn wir die Quadrate der Residuen betrachten:<br />

(x i − x) 2 . Mit diesen quadrierten Residuen lässt sich eine Standardabweichung σ x definieren<br />

als<br />

√<br />

√<br />

√<br />

σ x =<br />

√ 1<br />

N − 1<br />

N∑ √<br />

(d i ) 2 =<br />

i=1<br />

√ 1<br />

N − 1<br />

N∑<br />

(x i − x) 2 . (12.26)<br />

i=1<br />

Die Standardabweichung ist ein Maß für die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Einzelmessung;<br />

sie ist der mittlere Fehler der Einzelmessung. Die Division durch N statt N − 1 in<br />

(12.26) erklärt sich dadurch, dass nur N − 1 der Residuen unabhängig sind – da sie alle<br />

auf den Mittelwert bezogen sind, ist der letzte Wert durch die N − 1 x-Werte und x genau<br />

bestimmt.<br />

§ 1737 Die Standardabweichung σ x des Mittelwertes, d.h. der mittlere Fehler des arithmetischen<br />

Mittels oder die Streuung der aus verschiedenen Messreihen erhaltenen Mittelwerte x<br />

um den wahren Mittelwert µ, ist gegeben durch<br />

√<br />

σ x = σ x<br />

√<br />

N<br />

=<br />

√ 1<br />

N(N − 1)<br />

n∑<br />

(x i − x) 2 .<br />

i=1<br />

§ 1738 Der Durchmesser eines Seils wurde mehrfach gemessen. Als Messwerte ergaben sich<br />

7.4 mm, 7.3 mm, 7.5 mm, 7.3 mm, 7.4 mm, 7.2 mm, 7.5 mm, 7.4 mm und 7.6 mm. Daraus<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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