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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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414 KAPITEL 11. PARTIELLE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

Abbildung 11.4: Eine hochfrequente<br />

Welle (rot) kann entlang einer niederfrequenten<br />

(grün) oszillieren, die<br />

schwarze Kurve gibt die Überlagerung<br />

der beiden<br />

§ 1536 Gleichung(11.9) besteht aus einer Summe von Termen sin ( )<br />

nπx<br />

l , jeweils mit einem<br />

Vorfaktor. Eine Reihe dieser Form wird als Fourier Reihe bezeichnet, vgl. Abschn. 7.7.5.<br />

Mit (7.37) können wir das Ergebnis (11.9) für die schwingende Saite formal so interpretieren,<br />

dass die Terme sin ( )<br />

nπx<br />

l die Eigenfunktionen (verallgemeinerte Eigenvektoren, Eigenmoden)<br />

sind, die Vorfaktoren die Eigenwerte.<br />

§ 1537 Die Eigenschaften der Lösungen (11.9) haben einige interessante Eigenschaften. Diese<br />

lassen sich vielleicht am Besten am Beispiel von Saiteninstrumenten illustrieren:<br />

1. jeder Term in der Reihenentwicklung repräsentiert eine andere Harmonische der Schwingung.<br />

Die Koeffizienten ergeben sich aus den Anfangsbedingungen; für gebräuchliche<br />

Saiteninstrumente und halbwegs passablen Umgang mit ihnen werden die Koeffizienten<br />

mit zunehmender Ordnung immer kleiner, d.h. nur die Grundschwingung und die unteren<br />

Obertöne tragen signifikant zur Schwingung und damit zum Klang bei. Die unterschiedliche<br />

Klangfarbe der verschiedenen Saiteninstrumente entsteht durch unterschiedliche<br />

Beiträge der einzelnen Harmonischen.<br />

2. jede Harmonische erzeugt eine Welle, die die Saite entlang läuft. Da das System linear<br />

ist, wechselwirken diese verschiedenen Harmonischen nicht miteinander und die Gesamtlösung<br />

ist eine einfache Überlagerung der verschiedenen Harmonischen. Daher kann<br />

eine hochfrequente Welle entlang einer niederfrequenten oszillieren, vgl. 11.4.<br />

3. Änderungen der Anfangsbedingungen oder der Art, wie die Saite zur Schwingung angeregt<br />

wird, bestimmt die Koeffizienten a n in (11.9). Auf diese Weise lassen sich bestimmte<br />

Harmonische unterdrücken oder verstärken. Wird eine Saite an einem Punkt L/n angeregt,<br />

so wird die Lösung die n te Harmonische nicht enthalten. Dies nutzt man im Klavier<br />

aus, bei dem die Saiten stets bei L/7 angeschlagen werden: dadurch verschwindet die 7 te<br />

Harmonische, die in westlicher Musik als dissonant empfunden wird.<br />

4. da die (Kreis-)Frequenz einer Schwingung durch nπ/l gegeben ist, nimmt sie mit zunehmender<br />

Saitenlänge l zu. Das Frequenzverhältnis zwischen zwei sukzessiven C’s, also eine<br />

Oktave, ist stets 2: die Verdopplung der Saitenlänge bei ansonsten unveränderter Saite<br />

reduziert die Frequenz um eine Oktave. Tiefe Töne benötigen daher sehr lange Saiten und<br />

entsprechend große Instrumente. Bei einer Gitarre dagegen sind alle Saiten gleich lang.<br />

Hier werden die unterschiedlichen Grundschwingungen der einzelnen Saiten nicht über<br />

die Saitenlänge sondern über die Massenbelegung ϱ verändert. Dickere Saiten führen zu<br />

einem größeren ϱ und damit zu einer geringeren Geschwindigkeit c 2 = T/ϱ der Welle.<br />

Dann lässt sich mit der kurzen Saite eine entsprechend niedrigere Frequenz erzeugen.<br />

11.3.2 Allgemeine Lösung der 1D-Wellengleichung<br />

§ 1538 Die schwingende Saite ist ein Spezialfall für die Lösung der eindimensionalen Wellengleichung.<br />

Sie ist durch Sinus- und Kosinusterme darstellbar und beschreibt eine harmonische<br />

Schwingung.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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