12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

130 KAPITEL 4. DIFFERENTIALRECHNUNG<br />

Abbildung 4.5: Satz von Rolle:<br />

eine differenzierbare Funktion<br />

f(x) nimmt an den Stellen a und<br />

b den gleichen Funktionswert an:<br />

f(a) = f(b). Dann gibt es ein<br />

c ∈ (a, b) mit f ′ (c) = 0<br />

Abbildung 4.6: Mittelwertsatz:<br />

eine Funktion f(x) ist im Intervall<br />

[a, b] differenzierbar. Dann<br />

gibt es ein c ∈ (a, b) derart, dass<br />

die Steigung f ′ (c) (rote Kurve)<br />

gleich der Sekantensteigung<br />

zwischen a und b (schwarze<br />

Kurve) ist<br />

Satz von Rolle<br />

Satz 12 Ist eine Funktion f(x) in einem Intervall [a, b] differenzierbar und ist f(a) = f(b),<br />

dann gibt es ein c ∈ (a, b) mit f ′ (c) = 0.<br />

§ 507 Anschaulich besagt der Satz von Rolle 12, dass bei einer stetigen Funktion zwischen<br />

zwei Stellen mit gleichem Funktionswert (z.B. zwei Nullstellen) stets ein Extremum liegen<br />

muss, vgl. Abb. 4.5. Oder einfacher: lassen sich zwei Punkte einer stetigen Funktion mit einer<br />

waagerechten Linie verbinden, so muss es zwischen diesen beiden Punkten mindestens einen<br />

Punkt geben, an dem der Funktionsgraph eine waagerechte Tangente hat, d.h. in dem die<br />

Tangente parallel zur Verbindungslinie zwischen den beiden Punkten ist.<br />

§ 508 <strong>Physik</strong>alisch können wir uns diesen Satz an Hand einer einfachen Bewegung veranschaulichen.<br />

Ein Stein wird im Gravitationsfeld der Erde nach oben geworfen, seine Bewegung<br />

ist durch die Funktion s(t) beschrieben. Zur Zeit kommt t 1 kommt er, immer noch steigend,<br />

auf der Höhe s(t 1 ) = s 1 vorbei; zur Zeit t 3 kommt er, in Richtung Erde fallend, nochmals<br />

an dieser Höhe vorbei: s(t 3 ) = s(t 1 ) = s 1 . Da die Flugbahn eines Steins stetig ist, muss<br />

sie irgendwo zwischen diesen beiden Zeitpunkten ihr Maximum erreicht haben, d.h. es gibt<br />

ein t 2 mit t 1 < t 2 < t 3 derart, dass s(t 2 ) ein Maximum (oder allgemeiner Extremwert) der<br />

Funktion ist. In einem Extremum gilt aber ṡ = 0, d.h. es muss gelten ṡ(t 2 ) = 0. Das ist genau<br />

die Aussage des Satzes von Rolle. Wir können die waagerechte Tangente am Extremum in<br />

diesem Fall sogar anschaulich erläutern: der aufwärts fliegende Stein wird verzögert bis seine<br />

Geschwindigkeit im Scheitelpunkt seiner Flugbahn verschwindet, d.h. ṡ(t 2 ) = 0. Anschließend<br />

fällt er abwärts.<br />

Mittelwertsatz<br />

§ 509 Eine Verallgemeinerung des Satzes von Rolle ist der Mittelwertsatz:<br />

Satz 13 Ist eine Funktion f(x) in einem Intervall [a, b] differenzierbar, so gibt es einen Wert<br />

c ∈ (a, b) mit<br />

f ′ (c) =<br />

f(b) − f(a)<br />

b − a<br />

.<br />

§ 510 Der Mittelwertsatz (13) besagt, dass die Sekantensteigung in einem Intervall an mindestens<br />

einem Punkt innerhalb des Intervall mit der Tangentensteigung identisch ist, vgl.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!