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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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274 KAPITEL 7. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

§ 1029 Hier dagegen werden wir uns eines Tricks bedienen, der für dieses spezielle Problem<br />

recht gut funktioniert. Betrachten wir noch einmal die Bewegungsgleichung. Diese besteht<br />

aus zwei Termen, dem Einfluss des elektrischen Feldes und dem des magnetischen. Betrachten<br />

wir nur das elektrische Feld, so erhalten wir DGLs der Form ˙v i = qE i /m. Das elektrische<br />

Feld ist konstant, d.h. wir betrachten eine beschleunigte Bewegung in einem konstanten Feld.<br />

Das entspricht dem freien Fall aus § 883, d.h. das mathematische Problem haben wir dort<br />

schon gelöst.<br />

§ 1030 Daher vernachlässigen wir das elektrische Feld in der Bewegungsgleichung erst einmal<br />

und wenden uns dem formal anspruchsvolleren Teil, der Bewegung im magnetischen<br />

Feld, zu. Unser Koordinatensystem wählen wir so, dass das magnetische Feld entlang der<br />

z-Achse orientiert ist: ⃗ B = (0, 0, B) = B⃗e z (siehe auch § 134 und Verständnisfrage 6). Die<br />

Bewegungsgleichung reduziert sich damit auf<br />

m ˙v x = qBv y , m ˙v y = −qBv x , und m ˙v z = 0 .<br />

Die letzte Gleichung lässt sich direkt integrieren: v ‖ = v z = const, d.h. die Bewegung parallel<br />

zum Magnetfeld erfolgt mit konstanter Geschwindigkeit v z .<br />

§ 1031 Damit verbleiben noch zwei gekoppelte DGLs erster Ordnung. Mit einem mathematischen<br />

Trick lassen sich daraus zwei von einander unabhängige DGLs zweiter Ordnung.<br />

Dazu differenzieren wir jeder der DGLs und setzen sie in die jeweils andere ein:<br />

¨v x = qB ( ) 2 qB<br />

m ˙v y = − v x und ¨v y = − qB ( ) 2 qB<br />

m<br />

m ˙v x = − v y .<br />

m<br />

Beide Gleichungen beschreiben eine Schwingung mit der Zyklotronfrequenz<br />

ω c = |q|B<br />

m .<br />

Diese Schwingungen in der x- und y-Ebene überlagern sich zu einer Kreisbewegung mit den<br />

Geschwindigkeitskomponenten<br />

v x (t) = r L ω c cos ω c t und v y (t) = −r L ω c sin ω c t (7.40)<br />

und den Ortskoordinaten<br />

r x (t) = r L sin ω c t und r y (t) = r L cos ω c t ,<br />

Darin ist r L der Larmor Radius des Teilchens,<br />

r L = v ⊥<br />

= mv ⊥<br />

ω c |q|B ,<br />

√<br />

und v ⊥ = vx 2 + vy<br />

2 = r L ω c die Teilchengeschwindigkeit senkrecht zum Magnetfeld. Die<br />

Richtung der Teilchenbewegung hängt vom Vorzeichen der Ladung ab und gehorchen der<br />

Lenz’schen Regel: der mit der Bewegung der Ladung verbundene Kreisstrom erzeugt ein<br />

Magnetfeld, dass dem externen Magnetfeld B ⃗ entgegen gesetzt ist. Ein Elektron folgt der<br />

Rechte Hand Regel: zeigt der Daumen der rechten Hand entlang des Magnetfeldes, so weisen<br />

die gekrümmten Finger in Richtung der Elektronengyration.<br />

7.9 <strong>Numerische</strong> Verfahren<br />

§ 1032 In diesem Abschnitt werden einige grundlegende numerischen Verfahren zur Lösung<br />

von Differentialgleichungen vorgestellt; die Realisierung dieser Verfahren in MatLab wird in<br />

Abschn. 7.10 beschrieben. Die hier vorgestellten Verfahren haben jeweils eine Entsprechung<br />

in den verschiedenen in Abschn. 5.5 vorgestellten Verfahren zur numerischen Integration. Wie<br />

die numerische Integration von Funktionen liefert auch die numerische Integration von Differentialgleichungen<br />

nur Annäherungen an die Lösung, nicht jedoch die exakte Lösung. Und so,<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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