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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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252 KAPITEL 7. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

Abbildung 7.9: Mit abnehmender<br />

Dämpfung wird die Amplitude des<br />

angetriebenen Oszillators bei Ω = ω 0<br />

immer größer (Resonanz)<br />

7.6 Lösung einer DGL durch eine Potenzreihe<br />

§ 957 DGLs zweiter Ordnung haben wir bisher mit einem Exponentialansatz gelöst. Das ist<br />

für DGLs mit konstanten Koeffizienten problemlos möglich. Sind die Koeffizienten jedoch<br />

Funktionen der unabhängigen Variablen, so versagt dieser Ansatz. Eine Möglichkeit ist dann<br />

die Lösung der DGL unter Verwendung einer Potenzreihe. In Abschn. 7.7.3 wird dieses Verfahren<br />

zur Lösung der Bessel Differentialgleichung (Bestimmungsgleichung für Bessel Funktionen)<br />

verwendet; hier soll das Prinzip am Beispiel des harmonischen Oszillators vorgestellt<br />

werden.<br />

7.6.1 Schwingungsgleichung als Beispiel<br />

§ 958 Ausgangspunkt ist die Schwingungsgleichung<br />

ẍ + x = 0 .<br />

Diese entspricht der normalen Schwingungsgleichugng ẋ+ω0x 2 = 0 für ω0 2 = 1. 3 Als Lösungsansatz<br />

wählen wir eine Potenzreihe<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

x = a n t n mit ẋ = na n t n−1 und ẍ = n(n − 1)a n t n−2 .<br />

n=0<br />

n=1<br />

Dabei beginnt die Summation bei jeder Ableitung bei einem um Eins erhöhten Glied, da der<br />

erste Term jeder Summe eine Konstante ist und damit beim Ableiten verschwindet. Einsetzen<br />

in die DGL liefert<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

n(n − 1)a n t n−2 + a n t n = 0 .<br />

n=2<br />

n=0<br />

3 Das ist ein unter <strong>Mathematik</strong>ern und theoretischen <strong><strong>Physik</strong>er</strong>n belibtes Verfahren: ω0 2 ist eine Konstante.<br />

Ihr Wert ändert nichts an den Charakteristiken einer Lösung sondern skaliert diese nur – in unserem Fall<br />

heißt das, das wir die Zetachse nicht in absoluten Zeiteinheiten wie Sekunden oder Minuten sondern die<br />

eit in Einheiten von 1/ω 0 darstellen. Damit bleibt ein Sinus aber ein Sinus, d.h. für ein Verstädnis der<br />

wesentlichen Merkmale der Lösung benötigen wir den Wert der Konstante nicht. Der ‘Verlust’ der Information<br />

ω0 2 bringt also keine Nachteile, hat aber den Vorteil, dass wir keine durch ω2 0 entstehenden inneren Ableitungen<br />

verlieren. Neben diesem Rechentechnischen Vorteil hat die durch ω0<br />

2 = 1 bedingte Skalierung aber auch<br />

einen Vorteil: stellen wir die Lösung graphisch dar, so haben wir in einem Bild alle Lösungen für beliebige<br />

ω 0 . Dazu müssen wir nur die in ω 0 t dargestellte Zeitachse mit dem ω 0 skalieren, um auf die ‘echte’ Zeit<br />

zu kommen. Bei der graphischen Darstellung wird ein weiterer Vorteil der skalierten Zeit deutlich: um die<br />

Bewegung des Federpendels zu verstehen, verfolgen wir diese z.B. über weinige Schwingungen. Dabei können<br />

wenige Sekunden oder mehrere Minuten vergehen. Aber zum Verständnis der Bewegung ist nicht unsere<br />

äußere, durch die Uhr vorgegebene Zeit relevant, sondern die charakteristische Zeitskala des Systems. Und<br />

diese ist beim Pendel durch den Kehrwert seiner (Kreis-)Freuqenz bestimmt. Beim radioaktiven Zerfall wäre<br />

die charakteristische Zeitskala des Systems dder Kehrwert der Zerfallskonstante. Auch bei den numerischen<br />

Lösungen von Differentialgleichungen werden wir sehen, dass die Zeitkonstante eines Systems ein wichtiger<br />

Parameter ist.<br />

n=2<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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