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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.7. MATHEMATISCHE ERGÄNZUNG 257<br />

§ 973 Ein Beispiel für eine DGL deren Lösung sich nicht aus elementaren mathematischen<br />

Funktionen konstruieren lässt, ist die Bessel Differentialgleichung, der wir in Abschn. 11.3.4<br />

im Zusammenhang mit dem relativ einfachen physikalischen Problem der schwingenden<br />

Kreismembran nochmals begegnen werden:<br />

t 2 ẍ + tẋ + (t 2 − p 2 )x = 0 mit p = const ∈ R . (7.29)<br />

Diese DGL ist die Definitionsgleichung für die Bessel Funktion, d.h. Bessel Funktionen sind<br />

die Lösungen dieser DGL.<br />

§ 974 Gleichung (7.29) ist auf x > 0 beschränkt. Die Beschränkung auf x > 0 ist sinnvoll,<br />

wenn wir mit Hilfe der Bessel-Funktion physikalische Größen beschreiben wollen. Der Parameter<br />

p hat wesentlichen Einfluss auf die Art der Lösung; ersetzen wir p durch n ∈ N,<br />

d.h. beschränken wir den Parameter auf natürliche Zahlen, so bezeichnet er die Ordnung der<br />

Bessel Funktion.<br />

§ 975 Die Koeffizienten von (7.29) sind in der Normalform (7.26)<br />

p(t) = 1 t<br />

und<br />

q(t) = 1 − n2<br />

t 2 .<br />

Diese Koeffizienten sind überall analytisch. Mit dem Ansatz<br />

∞∑<br />

x 1 (t) = a k t k+r mit r = ±n<br />

k=0<br />

ergibt sich als erste Lösung der Differentialgleichung die Bessel Funktion erster Gattung oder<br />

erster Art der Ordnung Null zu<br />

∞∑ (−1) k ( ) 2k t<br />

J 0 (t) =<br />

(k!) 2 .<br />

2<br />

k=0<br />

Zwischenrechnung 38 Verifizieren Sie diesen Ausdruck<br />

§ 976 Bessel Funktionen erster Art der Ordnung n lassen sich mit Hilfe der in Kap. 9 genauer<br />

diskutierten Γ Funktion 5 (9.12) schreiben als<br />

∞∑ (−1) k ( 2k+n t<br />

J n (t) =<br />

Γ(k + 1) Γ(k + 1 + n) 2)<br />

k=0<br />

oder explizit für die ersten beiden Ordnungen<br />

J 0 (t) = 1 − t2<br />

2 2 + t4<br />

2 2 · 4 2 − t 6<br />

2 2 · 4 2 · 6 2 . . . ,<br />

J 1 (x) = t 2 − t3<br />

2 2 · 4 2 + t 5<br />

2 2 · 4 2 · 6 2 + . . . . (7.30)<br />

§ 977 Abbildung 7.10 zeigt die Bessel Funktion erster Art für die unteren Ordnungen. Alle<br />

Funktionen oszillieren, die Amplitude der Oszillation nimmt mit zunehmendem t ab und<br />

aufeinander folgende Ordnungen sind um π/4 verschoben. Für kleine Werte von t lassen<br />

sich die verschiedenen Ordnungen annähern durch J 0 ∼ 1, J 1 ∼ x, J 2 ∼ x 2 bzw. allgemein<br />

J m ∼ x m .<br />

§ 978 Die zweite Lösung von (7.10) hat die Form<br />

∞∑<br />

x 2 (t) = x 1 (t) ln t + t b k t k ,<br />

k=0<br />

5 Die Γ-Funktion ist eine verallgemeinerte Fakultät. Während n! nur für n ∈ N definiert ist, ist Γ(x) für<br />

x ∈ R definiert und es ist Γ(n + 1) = n!.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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