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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.8. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN IN DER PHYSIK 273<br />

mit x(t)/l als dem relativen Anteil des überhängenden Seilstücks. Diese Kraft wirkt auf das<br />

gesamte Seil, d.h. die Bewegungsgleichung ist<br />

m ẍ = mg x(t) bzw. ẍ = g x l<br />

l .<br />

Dies ist eine lineare homogene DGL 2 ter Ordnung.<br />

§ 1025 Zur Lösung dieser DGL wählen wir einen Exponentialansatz x = e λt mit ẋ = λe λt<br />

und ẍ = λ 2 e λt . Einsetzen in die Bewegungsgleichung liefert<br />

λ 2 e λt = g l eλt bzw. λ 2 = g l<br />

und damit λ = ±√ g<br />

l .<br />

Damit ergibt sich die allgemeine Lösung<br />

x(t) = c 1 e λt + c 2 e −λt .<br />

<strong>Physik</strong>alisch sinnvolle Anfangsbedingungen sind eine Anfangsgeschwindigkeit v(0) = 0 und<br />

ein anfänglich überhängendes Seilstück x(0) = x 0 . Einsetzen in die allgemeine Lösung liefert<br />

x 0 = c 1 + c 2 . Einsetzen der Anfangsbedingung für die Geschwindigkeit in die erste Ableitung<br />

der allgemeinen Lösung liefert<br />

ẋ(t) = λc 1 e λt − λc 2 e −λt ⇒ 0 = c 1 − c 2<br />

und damit c 1 = c 2 = x 0 /2. Einsetzen in die Bewegungsgleichung liefert als spezielle Lösung<br />

für diese Anfangsbedingungen<br />

x(t) = x ( {√ } { √ }) (√ )<br />

0 g g g<br />

exp<br />

2<br />

l t − exp −<br />

l t = x 0 sinh<br />

l t .<br />

Bewegung einer Ladung im elektromagnetischen Feld<br />

§ 1026 Wir sind der Bewegung einer Ladung in einem Magnetfeld bereits in § 134 begegnet.<br />

Dort wurde die Gleichung für die Helixbahn kommentarlos als Lösung der Bewegungsgleichung<br />

angegeben, hier wollen wir diese Lösung aus der Differentialgleichung bestimmen.<br />

§ 1027 Die Bewegung eines geladenen Teilchens der Ladung q und der Geschwindigkeit ⃗v<br />

in einem elektromagnetischen Feld mit der magnetischen Flussdichte B ⃗ und der elektrischen<br />

Feldstärke E ⃗ wird durch die Lorentz Kraft beschrieben<br />

⃗F L = m d⃗v ( )<br />

dt = q ⃗E + ⃗v × B ⃗ .<br />

Wir werden uns auf den einfachen Fall des homogenen Feldes beschränken, d.h. weder das<br />

elektrische noch das magnetische Feld hängen vom Ort ab: E ⃗ = const und B ⃗ = const.<br />

§ 1028 Rein formal führt diese Bewegungsgleichung einen neuen Aspekt ein: im Gegensatz<br />

zu den voran gegangenen Beispielen ist hier die Bewegung nicht durch eine skalare Geschwindigkeit<br />

v sondern durch eine vektorielle Geschwindigkeit ⃗v beschrieben. Komponentenweise<br />

ergibt sich für die Bewegungsgleichung<br />

m ˙v x = q(E x + v y B z − v z B y ) ,<br />

m ˙v y = q(E y + v z B x − v x B z ) ,<br />

m ˙v z = q(E z + v x B y − v y B x ) .<br />

Das sind jetzt zwar drei skalare Bewegungsgleichungen. Wir können jedoch nicht jede dieser<br />

skalaren Bewegungsgleichungen mit den uns bisher bekannten Konzepten einzeln lösen, da die<br />

Bewegungsgleichungen nicht unabhängig von einander sind: die erste Gleichung ist zwar eine<br />

Bestimmungsgleichung für die x-Komponente der Geschwindigkeit, enthält jedoch explizit<br />

auch die beiden anderen Komponenten von ⃗v und entsprechend für die anderen Gleichungen.<br />

Um die jeweils anderen Geschwindigkeitskomponenten einsetzen zu können, müssen wir die<br />

anderen Gleichungen gleichzeitig lösen. Die vektorielle Form der Bewegungsgleichung hat<br />

uns damit auf ein System von drei gekoppelten Differentialgleichungen geführt. Die Lösung<br />

derartiger Gleichungssysteme werden wir in Abschn. 8.4.1 genauer betrachten.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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