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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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11.3. WELLENGLEICHUNG 413<br />

Abbildung 11.3: Grundschwingung und<br />

Oberschwingungen einer Saite<br />

Die Größen auf der linken Seite hängen nur von der räumlichen Koordinate ab, die auf<br />

der rechten Seite nur von der Zeit. Die beiden Seiten können nur dann für beliebige x und<br />

beliebige t gleich sein, wenn sie jeweils konstant sind. Diese Separationskonstante nennen wir<br />

−β 2 . Getrennte Betrachtung von linker und rechter Seite von (11.7) liefert zwei gewöhnliche<br />

DGLs zweiter Ordnung<br />

X ′′ (x) + β 2 X(x) = 0 und T ′′ (t) + β 2 c 2 T (t) = 0 .<br />

Ihre Struktur entspricht der Schwingungsgleichung (7.16) des linearen harmonischen Oszillators.<br />

Die Lösungen dieser Gleichung müssen also eine (7.17) entsprechende Form haben:<br />

X(x) = γ 1 cos(βx) + γ 2 sin(βx) und<br />

T (t) = γ 4 cos(ωt) + γ 3 sin(ωt) mit ω = βc . (11.8)<br />

Verständnisfrage 28 Gibt es einen vernünftigen Grund, die Separationskonstante gerade<br />

−β 2 zu nennen? Was würde sich ändern, wenn man sie willkürlich α genannt hätte?<br />

§ 1533 Die Separationskonstante β lässt sich aus den Randbedingungen X(0, t) = X(l, t) =<br />

0 bestimmen. Einsetzen in die obere Gleichung von (11.8) liefert γ 1 = 0: die Kosinus-Terme<br />

müssen verschwinden, da einerseits cos(0) = 1 und andererseits die Enden der Saite eingespannt<br />

sind und somit keine Auslenkung erfolgen kann. Da beide Enden eingespannt sind,<br />

muss der Faktor β so gewählt sein, dass sich für x = l wieder sin(bl) = 0 ergibt. Dann muss<br />

gelten lβ = nπ oder<br />

β n = nπ<br />

l<br />

mit n = 1, 2, 3 . . . ,<br />

da es unendlich viele Moden für eine Schwingung einer Saite der Länge l gibt; bei allen<br />

muss die Wellenlänge ein ganzzahliger Teiler der Doppelten Saitenlänge sein. Die räumliche<br />

Abhängigkeit der Lösung sind die Eigenmoden<br />

( nπx<br />

)<br />

X n (x) = γ 2n sin .<br />

l<br />

Entsprechend erhalten wir auch für die Frequenz unendlich viele Lösungen<br />

ω n = β n c = nπ c mit n = 1, 2, 3 . . . .<br />

l<br />

§ 1534 Eine einzelne Lösung der PDGL ist daher<br />

( nπx<br />

)<br />

A n (x, t) = X n (x) T n (t) = (γ 1,n cos(ω n t) + γ 2,n sin(ω n t)) sin<br />

( l<br />

nπx<br />

)<br />

= (a n cos(ω n t + ϕ n )) sin ;<br />

l<br />

die vollständige Lösung erhalten wir durch Summation über alle n<br />

A(x, t) =<br />

∞∑<br />

n=1<br />

(a n cos(ω n t + ϕ n )) sin nπx<br />

l<br />

. (11.9)<br />

§ 1535 Das Ergebnis ist eine stehende Welle (die Schwingungsknoten bleiben an einem festen<br />

Ort), die sich aus der Überlagerung der Grundschwingung A 1 und den Oberschwingungen<br />

A i mit i > 1 ergibt. Die Grundschwingung und einige Oberschwingungen sind in Abb. 11.3<br />

dargestellt.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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