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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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30 KAPITEL 1. VEKTOREN<br />

Was ist ein Vektor?<br />

§ 145 Eine gerade Linie ist eine Ansammlung von unendlich vielen Punkten. Einem zwischen<br />

zwei beliebigen Punkten liegenden Segment dieser Linie können wir eine Richtung ⃗r zuordnen<br />

und die Linie entlang dieser Richtung unendlich weit fortsetzen. Dieses Segment der geraden<br />

Linie ist ein Vektor. Entsprechend können wir die Geradengleichung schreiben als ⃗g = ⃗r 0 +λ⃗r<br />

mit λ ∈ R und ⃗r 0 als dem Ortsvektor eines beliebigen Punktes auf dieser Geraden.<br />

§ 146 Und die Ebene? Zwischen jedem beliebigen Punktepaar in der Ebene lässt sich ebenfalls<br />

ein gerichtetes Linienstück konstruieren, das vollständig in dieser Ebene liegt. Aus diesem<br />

lässt sich eine unendlich lange Gerade konstruieren, die ebenfalls vollständig in dieser Ebene<br />

liegt. Zwei auf diese Weise konstruierte Linien sind entweder parallel oder sie schneiden sich<br />

innerhalb der Ebene. In letzterem Fall spannen sie die Ebene auf und alle Punkte der Ebene<br />

können als Linearkombinationen dieser Vektoren dargestellt werden: ⃗ E = ⃗r 0 + λ⃗r 1 + µ⃗r 2 mit<br />

⃗r 0 als einem beliebigen Punkt in der Ebene, ⃗r 1 und ⃗r 2 den Richtungen der beiden Geraden<br />

(mit ⃗r 1 ≠ ν⃗r 2 ) und λ, µν ∈ R.<br />

§ 147 Der dreidimensionale Raum lässt sich ebenfalls auf diese Weise konstruieren. Wieder<br />

verwenden wir Punktepaare zur Definition der Vektoren, die diesen Raum aufspannen. Allerdings<br />

benötigen wir jetzt drei Punktepaare, genau genommen drei Punktepaare derart, dass<br />

durch zwei Punktepaare eine Ebene aufgespannt wird und das dritte Punktepaar eine Gerade<br />

bildet, die nicht in dieser Ebene liegt: ⃗ R = ⃗r 0 + λ⃗r 1 + µ⃗r 2 + ν⃗r 3 mit ⃗r 0 als einem beliebigen<br />

Punkt im Raum, ⃗r 1 , ⃗r 2 und ⃗r 3 den Richtungen der drei (linear unabhängigen) Geraden und<br />

λ, µν ∈ R. Im kartesischen Koordinatensystem können wir wählen ⃗r 0 = 0 und ⃗r i = ⃗e i , d.h.<br />

die Einheitsvektoren ⃗e x , ⃗e y und ⃗e z : ⃗ R = λ⃗e x + µ⃗e y + ν⃗e z = (λ, µ, µ).<br />

§ 148 Vektoren sind die Grundbausteine in einem hierarchischen System: ein Vektor definiert<br />

eine Gerade, zwei (geeignete) Vektoren eine Ebene, drei den Raum und n ein entsprechend<br />

höher dimensionales Gebilde für das uns zwar die geometrische Anschauung fehlt, das aber<br />

mathematisch eine konsequente Fortsetzung dieses Prinzips ist. Das zeigt nur, dass die geometrische<br />

Anschauung nicht erforderlich ist und dass Vektoren und die aus ihnen und den<br />

sie verknüpfenden Rechenregeln gebildeten Vektorräume Anwendungen haben, die weit über<br />

die Geometrie hinausgehen. Unsere Eingangs gegebene Definition eines Vektors als gerichteter<br />

Pfeil, der auf einen Punkt weist, ist also nur eine anschauliche Interpretation für einen<br />

Spezialfall eines wesentlich allgemeineres Konzept.<br />

Definition des Vektorraums<br />

§ 149 Ein Vektorraum ist ein mathematisches Konstrukt, dass zum einen aus einer Menge<br />

von Objekten, den Vektoren, besteht, zum anderen aus einem Satz von Rechenregeln oder<br />

Axiomen, die die Verknüpfung dieser Objekte regeln:<br />

Definition 10 Ein Vektorraum V besteht aus einer Menge von Objekten {⃗u, ⃗v, ⃗w, . . .}, die<br />

als Vektoren bezeichnet werden. Zwischen den Vektoren sind die Operationen Addition und<br />

Multiplikation mit einem Skalar λ definiert. Dabei gelten die folgenden Beziehungen:<br />

1. Abgeschlossenheit: der Raum ist abgeschlossen im Hinblick auf die Addition und die Multiplikation<br />

mit einem Skalar, d.h. die Ergebnisse dieser Operationen sind wieder Elemente<br />

von V : 12<br />

∀ ⃗u, ⃗v ∈ V : ⃗u + ⃗v ∈ V und ∀ ⃗v ∈ V ∧ ∀ λ ∈ R : λ⃗v ∈ V .<br />

2. für die Addition gilt das Kommutativgesetz (die Addition ist kommutativ):<br />

⃗u + ⃗v = ⃗v + ⃗a ∀ ⃗u, ⃗v ∈ V .<br />

12 Die folgende mathematische Beziehung liest als: für alle Vektoren ⃗u und ⃗v des Vektorraums V (∀ ⃗u, ⃗v ∈ V )<br />

gilt: die Summe ⃗u + ⃗v ist ebenfalls ein Element dieses Vektorraums (⃗u + ⃗v ∈ V ).<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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