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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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1.6. MATHEMATISCHE ERGÄNZUNG 39<br />

Potenzreihen<br />

§ 182 Als letztes betrachten wir Funktionen, die sich in eine Potenzreihe entwickeln lassen<br />

(siehe Abschn. 2.7):<br />

∞∑<br />

f(x) = a n x n .<br />

n=0<br />

Der Raum dieser Funktionen bildet einen abzählbar unendlichen 16 Vektorraum mit der Basis<br />

{x n : n = 0, 1, . . .}. Für Zwei Funktionen lässt sich die Addition (f +g)(x) = f(x)+g(x) definieren,<br />

ebenso wie die Multiplikation einer Funktion mit einem Skalar (λf)(x) = λ(f(x)). Allerdings<br />

sind unendlich dimensionale Vektorräume ein eher trickreiches Geschäft; Sie können<br />

Ihnen in der Quantenmechanik begegnen, nicht aber in der Grundvorlesung Experimentalphysik.<br />

Orthogonale Funktionen<br />

§ 183 Mit Hilfe des Skalarprodukts lassen sich Vektoren auf Orthogonalität überprüfen:<br />

stehen zwei Vektoren senkrecht aufeinander, so verschwindet das Skalarprodukt. In § 181<br />

haben wir die beiden Funktionen Sinus und Kosinus als Basisvektoren eines die Lösung<br />

einer Differentialgleichung definierenden Vektorraums beschrieben. Lässt sich der Begriff der<br />

Orthogonalität von Vektoren auf Funktionen übertragen?<br />

§ 184 Eine mathematisch befriedigende Antwort erhalten Sie rest im Rahmen der Funktionentheorie.<br />

Allerdings können wir uns mit einer einfachen Plausibilitätsbetrachtung weiter<br />

helfen, die wir bereits bei den Polynomen angewandt haben. Die Untersuchung eines Produktes<br />

aus Sinus und Kosinus zur Definition von Orthogonalität hilft offensichtlich nicht weiter.<br />

Dieses Produkt verschwindet für alle Vielfachen von π/2, da dann immer eine der Funktionen<br />

verschwindet; für alle anderen Argumente ist es von Null verschieden. Um alle Argumente<br />

berücksichtigen zu können, integrieren wir über dieses Produkt, wobei die Integrationsgrenzen<br />

derart gewählt sind, dass sie eine volle Periode L (oder ein Vielfaches davon) jeder der<br />

Funktionen abdecken. Dieses verallgemeinerte Skalarprodukt zweier beliebiger Funktionen f<br />

und g lässt sich schreiben als<br />

f · g =<br />

∫ L<br />

−L<br />

f(x)g(x) dx .<br />

Mit f = sinx und g = cosx ergibt sich<br />

∫ π<br />

[ 1<br />

f · g = sin x cos x) dx =<br />

2 sin2 x<br />

−π<br />

] π<br />

−π<br />

= 0 .<br />

Im Sinne dieser Definition von Orthogonalität sind Sinus und Kosinus orthogonale Funktionen.<br />

Zwischenrechnung 3 Das Integral ∫ sin x cos x dx hat (mindestens) zwei Lösungen. Eine<br />

zweite Lösung findet man, entsprechend dem (sin 2 x)/2, wenn man berücksichtigt, dass das<br />

Produkt sin x cos x als das Produkt aus einer Funktion und ihrer Ableitung gelesen werden<br />

kann. Finden Sie die zweite Lösung. Verifizieren Sie, dass die beiden Funktionen auch dann<br />

orthogonal sind.<br />

Verständnisfrage 7 Was passiert, wenn man bei der Überprüfung auf Orthogonalität der<br />

Funktionen Sinus und Kosinus ein beliebiges L als Integrationsgrenze verwendet?<br />

16 Abzählbar unendlich heißt, in vereinfachter Ausdrucksweise, unendlich, aber in einer Form unendlich, dass<br />

sich jedes Element einer natürlichen Zahl zu ordnen lässt. Also die gleiche Unendlichkeit wie die Menge der<br />

natürlichen Zahlen N. Die Mengen der ganzen Zahlen ist auch abzählbar unendlich: wir können die Zuordnung<br />

z.B. so treffen, dass 0 → 1, 1→ 2, −1 → 3, 2 → 4 usw. Dann ordnen wir jedem Element aus Z wieder genau<br />

eines aus N zu.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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