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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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286 KAPITEL 7. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

§ 1075 In den Abbruchfehler geht die gewählte Schrittweite ein, ebenso wie die zweite Ableitung<br />

der exakten Lösung, d.h. die Änderung der Steigung der gesuchten Funktion. Das ist<br />

anschaulich verständlich: im Idealfall einer konstanten Steigung im Intervall ∆t liefert das<br />

Euler’sche Streckenzugverfahren für den Wert am Intervallende nicht nur eine Näherung sondern<br />

den exakten Wert. Dann ist ε k = 0 weil ¨Nk = 0. Je geringer die Änderung der Steigung<br />

in ∆t ist, um so stärker nähert sich der Wert am Intervallende an die exakte Lösung an,<br />

d.h. ε k ∼ ¨N ist zumindest plausibel. Die Abhängigkeit von ∆t ist ebenfalls anschaulich: je<br />

kleiner der Rechenschritt, um so früher korrigieren wir die fälschliche Annahme Ṅ = const<br />

des numerischen Verfahrens.<br />

§ 1076 Die Qualität eines numerischen Differenzenschemas hängt von der Größe des Abbruchfehlers<br />

ε k ab. Manchmal ist ε k bei der Lösung einer bestimmten DGL klein: allerdings<br />

nicht, weil das verwendete Schema so gut ist, sondern weil die Eigenschaften oder Parameter<br />

der DGL so sind, dass der Fehler des Schemas durch teilweise kompensiert wird. Dann ist<br />

das Schema für andere DGLs oder Parameter jedoch nicht geeignet; es ist in seinem Verhalten<br />

nicht konsistent sondern von Parametern der DGL abhängig. In diesem fall ist ε k<br />

sehr variable. Die Veränderung von ε k bei Variation der Schrittweite kann daher als Test für<br />

die Qualität eines numerischen Verfahrens verwendet werden und führt auf den Begriff des<br />

konsistenten Schemas:<br />

Definition 66 Ein Differenzenschema wird als konsistent bezeichnet, wenn ε k → 0 für ∆t →<br />

0 für alle Gitterpunkte k im Integrationsintervall.<br />

Stabilität<br />

§ 1077 Konsistenz und Genauigkeit sind wichtige Eigenschaften: sie beschreiben, ob ein<br />

Differenzenschema konvergiert oder nicht. Dieser Zusammenhang wird durch das Lax’sche<br />

Äquivalenztheorem beschrieben:<br />

Satz 19 Gegeben ist ein wohl definiertes Anfangswertproblem und ein Differenzenschema,<br />

dass die Bedingung der Konsistenz erfüllt. Dann ist Stabilität sowohl eine notwendige als<br />

auch eine hinreichende Bedingung für Konvergenz.<br />

§ 1078 Dabei bedeutet Konvergenz dass die Differenz zwischen der exakten Lösung û k (t)<br />

und der angenäherten Lösung u k gegen Null strebt wenn der Diskretisierungsschritt gegen<br />

Null strebt:<br />

|û k (t) − u k | → 0 wenn ∆t → 0 .<br />

Anwendung dieser Begriffe auf die diskutierten Schemata<br />

§ 1079 Die Euler Vorwärts Methode ist, wie bereits bei der Diskretisierung angemerkt, ein<br />

Vorwärtsverfahren, da der Wert am Intervallende jeweils aus dem am Intervallanfang ermittelt<br />

wird. Wie bei der Diskretisierung bereits angemerkt, ist dies ein Verfahren von erster<br />

Ordnung in ∆t; auch der Truncation Error ist von erster Ordnung in ∆t.<br />

§ 1080 Die Euler Rückwärts Methode ist als Rückwärtsverfahren aus Sicht der Diskretisierung<br />

ebenfalls von erster Ordnung in ∆t. Das Verfahren ist zweistufig, insbesondere wird im<br />

Prädikatorschritt ein Zwischenwert berechnet. Beide Schritte wären einzeln nur von erster<br />

Ordnung in ∆t. In der Kombination heben sich jedoch der Zwischenwert und die erste Ordnung<br />

des ∆t heraus, so dass der sich ergebende Truncation Error von zweiter Ordnung in ∆t<br />

ist, d.h. O((∆t) 2 ).<br />

§ 1081 Die von uns betrachtete Variante des Runge–Kutta Verfahrens heißt so, da sie von<br />

vierter Ordnung in ∆t ist. Sie können dies zeigen, in dem Sie den Truncation Error für jeden<br />

der Schritte aufstellen und dann die Gleichungen zusammen fügen: die Fehler geringerer<br />

Ordnung als vier heben sich heraus.<br />

Zwischenrechnung 43 Letzteres ist Quälkram, aber machen Sie es trotzdem.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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