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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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12.4. FEHLERRECHNUNG (DESKRIPTIVE STATISTIK) 465<br />

12.4.5 Fehlerfortpflanzung<br />

§ 1742 Alle Messwerte sollen im Folgenden normalverteilt sein.<br />

§ 1743 Wie messen jetzt Parameter x ij , um eine Größe u(x 1 , x 2 , x 3 , ...) zu bestimmen, die<br />

von diesen Parametern abhängt. Dazu rechnen wir mit den experimentellen Mittelwerten x i ,<br />

müssen dann aber aus den Standardabweichungen σ i<br />

der Mittelwerte eine Standardabweichung<br />

σ u des Ergebnisses u bestimmen gemäß Fehlerfortpflanzungsgesetz<br />

σ 2 u =<br />

( ∂u<br />

∂x 1<br />

) 2<br />

σ 2 x 1<br />

+<br />

( ∂u<br />

∂x 2<br />

) 2<br />

σ 2 x 2<br />

+ .... = ∑ ( ∂u<br />

∂x i<br />

) 2<br />

σ 2 x i<br />

. (12.28)<br />

Diese Summe enthält die Standardabweichungen der Mittelwerte der einzelnen Größen x i<br />

sowie einen Gewichtsfaktor (∂u/∂x i ) 2 , der berücksichtigt, wie stark das Gesamtergebnis u<br />

in Abhängigkeit von einer Variation der Variablen x i ändert: ist diese Variation relativ gering,<br />

so beeinflussen auch recht große Fehler in x i das Ergebnis nur wenig. Bei eine starken<br />

Abhängigkeit dagegen beeinflussen auch kleine Änderungen in x i das Gesamtergebnis stark.<br />

§ 1744 Summen oder Differenzen: mit der Zielfunktion u = x + y oder u = x − y und<br />

den partiellen Ableitungen ∂u/∂x = 1 bzw. ∂u/∂y = ±1 erhalten wir aus (12.28)<br />

√<br />

σu 2 = (1) 2 σx 2 + (±1) 2 σy 2 oder σ u = σx 2 + σ2 y . (12.29)<br />

Bei der Addition/Subtraktion ergibt sich der absolute Gesamtfehler als Wurzel aus der Summe<br />

der Quadrate der einzelnen Fehler.<br />

§ 1745 Dieses Verfahren hat gegenüber der Anfängerfaustregel, die Fehler einfach zu addieren,<br />

σ u = σ x +σ y , einen Vorteil: addiert man die Fehler, so wird der Fehler der Summe größer<br />

als in (12.29). Um diesen großen Fehler zu erreichen, müssten sowohl x als auch y gleichzeitig<br />

maximal zu klein (oder zu groß) gewesen sein. Das ist bei zufälligen Abweichungen aber<br />

unwahrscheinlich.<br />

§ 1746 Durch mehrfache Messung haben wir für die Längen der beiden Hälften eines Seils<br />

die Messwerte l 1 = (10 ± 0.4) m (entsprechend einem relativen Fehler von 4%) und l 2 =<br />

(10 ± 0.3) m (entsprechend einem relativen Fehler von 3%) bestimmt. Die Gesamtlänge des<br />

Seils ergibt sich zu l = l 1 + l 2 = (20 ± 0.5) m (entsprechend einem relativen Fehler von 2.5%).<br />

Lassen Sie sich nicht von dem kleinen relativen Fehler verwirren: der absolute Fehler der<br />

Summe ist natürlich größer als die einzelnen Fehler.<br />

§ 1747 Multiplikation mit einer Konstanten: mit A = const ergibt sich aus der zu<br />

bestimmenden Funktion u = A x für die Ableitung ∂u/∂x = A und damit für die Standardabweichung<br />

des Mittelwerts<br />

σ u = Aσ x ,<br />

d.h. es wird sowohl der experimentelle Mittelwert als auch seine Standardabweichung mit der<br />

Konstanten multipliziert.<br />

§ 1748 Verwenden wir statt des absoluten Fehlers σ x einen relativen Fehler σ x /x bzw. σ u /u,<br />

so erkennen wir, dass der relative Fehler bei Multiplikation mit einer Konstanten erhalten<br />

bleibt.<br />

§ 1749 Der Durchmesser des Seils aus § 1738 ist zu d = (7.4 ± 0.1) mm bestimmt, entsprechend<br />

einem relativen Fehler von 1.3%. Welchen Umfang (mit Fehler) hat das Seil? Für den<br />

Umfang gilt U = πd, d.h. die fehlerbehaftete Größe d wird mit einer Konstanten multipliziert.<br />

Der relative Fehler von 1.3% bleibt dabei erhalten und es ist U = (23.2 ± 0.3) mm.<br />

§ 1750 Produkte und Quotienten: für den Zusammenhang u = xy erhalten wir die<br />

Ableitungen ∂u/∂x = y und ∂u/∂y = x und damit<br />

σ 2 u = y 2 σ 2 x + x 2 σ 2 y .<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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