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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.6. LÖSUNG EINER DGL DURCH EINE POTENZREIHE 253<br />

Um die Summen zusammen fassen zu können, verändern wir in der ersten Summe den Index<br />

und erhalten<br />

∞∑<br />

∞∑<br />

(n + 2)(n + 1)a n+2 t n + a n t n = 0<br />

n=0<br />

n=0<br />

bzw. zusammen gefasst<br />

∞∑<br />

[(n + 2)(n + 1)a n+2 + a n ] t n = 0 .<br />

n=0<br />

Damit diese Potenzreihe verschwindet, muss jeder der Koeffizienten verschwinden, d.h.<br />

(n + 2)(n + 1)a n+2 + a n = 0 oder a n+2 =<br />

−a n<br />

(n + 2)(n + 1) .<br />

Mit Hilfe dieser Rekursionsformel können wir die Koeffizienten mit gradzahligem Index mit<br />

Hilfe von a 0 und die mit ungradzahligem Index mit Hilfe von a 1 ausdrücken:<br />

a 2n = (−1)n<br />

(2n)! a 0 und a 2n+1 = (−1)n<br />

(2n + 1)! a 1 mit n = 0, 1, 2, . . . . (7.23)<br />

Setzen wir dies in die DGL ein, so erhalten wir<br />

x = a 0<br />

∞<br />

∑<br />

n=0<br />

(−1) n<br />

(2n)! t2n + a 1<br />

∞<br />

∑<br />

n=0<br />

(−1) n<br />

(2n + 1)! t2n+1 .<br />

Die beiden Summen sind die MacLaurin Reihen für den Sinus (2.9) und den Kosinus (2.10),<br />

d.h. wir erhalten die auch mit Hilfe des Exponentialansatzes gefundene Lösung<br />

x = a 0 sin t + a 1 cos t . (7.24)<br />

Diese Lösung enthält wieder zwei Integrationskonstanten a 0 und a 1 , wie für eine Differentialgleichung<br />

zweiter Ordnung gefordert.<br />

Zwischenrechnung 36 Wie verändert sich die Herleitung, wenn in der Ausgangsdifferentialgleichung<br />

ω 0 nicht gleich 1 gesetzte wird?<br />

§ 959 Nicht jede DGL ist durch einen Potenzreihenansatz lösbar und selbst bei einer durch<br />

einen Potenzreihenansatz lösbaren DGL lässt sich das Ergebnis nicht unbedingt durch einfache<br />

Funktionen, in obigem Beispiel Sinus und Kosinus, ausdrücken, sondern es kann sein,<br />

dass die Potenzreihe die Lösung ist. Eine Differentialgleichung kann daher auch als Definitionsgleichung<br />

für eine Potenzreihe verwendet werden, z.B. für die Legendre Polynome (vgl.<br />

Abschn. 7.7.4).<br />

7.6.2 Gewöhnlicher Punkt und Normalform<br />

§ 960 Ob eine Differentialgleichung 2. Ordnung durch einen Potenzreihenansatz gelöst werden<br />

kann, hängt von ihren Koeffizienten ab. Betrachten wir dazu eine allgemeine homogene<br />

DGL zweiter Ordnung<br />

A(t) ẍ + B(t) ẋ + C(t) x = 0 , (7.25)<br />

wobei A(t), B(t) und C(t) Polynome sind, die keine gemeinsamen Faktoren enthalten. Die<br />

Gleichung soll in einem vorgegebenen Intervall gelöst werden. Ein Punkt t 0 in diesem Intervall<br />

wird als gewöhnlicher Punkt bezeichnet, wenn gilt A(t 0 ) ≠ 0. Dann können wir durch A(t)<br />

teilen und erhalten<br />

ẍ + p(t) ẋ + q(t) x = 0 . (7.26)<br />

Darin sind die Koeffizienten p und q stetig in der Umgebung von t 0 . Da beide als Quotienten<br />

von Polynomen definiert sind, sind sie selbst auch Polynome und lassen sich um t 0 in eine<br />

Serie entwickeln.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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