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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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12.3. ENTROPIE UND MAXWELL BOLTZMANN-VERTEILUNG 455<br />

Informationsgehalt bei gleichwahrscheinlichen, unabhängigen Symbolen (Laplace-<br />

Experiment)<br />

§ 1697 Betrachten wir eine Signalquelle, die n gleichwahrscheinliche unabhängige Symbole<br />

erzeugt, z.B. einen Würfel (n = 6) oder eine Münze (n = 2). Die Wahrscheinlichkeit p x für<br />

das Auftreten eines Symbols ist p x = 1 n . Da für alle Symbole p x gleich ist, hat jedes Symbol<br />

den gleichen Informationsgehalt I x . Der Informationsgehaltes einer Nachricht ist<br />

I x = ld 1<br />

p x<br />

= −ld(p x ) (12.13)<br />

mit ld (log dualis) als Logarithmus zur Basis 2. Die Einheit ist ‘bit’ (binary digit). Diese Definition<br />

ist einsichtig insofern, als dass das erste Kriterium K1 die Verwendung der Kehrwerte<br />

der Wahrscheinlichkeiten nahelegt, das zweite Kriterium K2 die Verwendung einer logarithmischen<br />

Definition nahelegt und das dritte Kriterium K3 diese sogar erzwingt (Addition der<br />

Informationen durch Umwandlung des Produkts der reziproken Wahrscheinlichkeiten in eine<br />

Summe der Informationsgehalte der einzelnen Zeichen). Der so definierte Informationsgehalt,<br />

z.B. einer Auswahl eines Zeichens aus einem Zeichensatz, ist einfach durch die Statistik, also<br />

durch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Zeichens, bestimmt, nicht aber durch die<br />

Semantik, d.h. die Bedeutung des Zeichens.<br />

§ 1698 Die Verwendung des Logarithmus zur Basis 2 ist eine willkürliche Festlegung. Der Logarithmus<br />

dualis wurde gewählt, damit für den einfachsten Fall einer symmetrischen, binären<br />

Nachricht mit p x =0.5 (d.h. gleichviele rote und weiße Kugeln in der Urne; Münzwurf) der<br />

Informationsgehalt eines Zeichens 1 bit wird, d.h. der Informationsgehalt eines Versuches<br />

mit zwei gleichwahrscheinlichen Ausgängen beträgt 1 bit.<br />

§ 1699 Die Definition lässt sich auf Versuche mit einer größeren Zahl gleichwahrscheinlicher<br />

Ausgänge erweitern. Bei einem Versuch mit N = 2 n gleichwahrscheinlichen Ausgängen<br />

können wir diese in zwei gleichgroße Mengen aufteilen und bestimmen in welcher der beiden<br />

Hälften der Versuchsausgang liegt. Da beide Hälften gleichwahrscheinlich sind, erhalten wir<br />

damit ein erstes bit an Information. Die Hälfte, in der sich der Versuchsausgang befindet,<br />

halbieren wir wieder, und wiederholen dieses Verfahren solange, bis die letzte Halbierung<br />

dann genau den beobachteten Ausgang ergibt. Damit haben wir<br />

I = n = ld(N)<br />

bit an Information erfragt. Das Verfahren lässt sich auch dann anwenden, wenn N keine<br />

Zweierpotenz ist.<br />

§ 1700 In Bsp. 1628 haben wir die Zahl der Möglichkeiten bestimmt, 6 Zahlen aus 49 auszuwählen.<br />

Der Informationsgehalt einer solchen Auswahl beträgt also<br />

( ) 49<br />

I = ld = 23.73 bit .<br />

6<br />

Zum Vergleich: Ein Würfel stellt eine Quelle dar, bei der jedes Signal mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 1/6 erzeugt wird. Damit ergibt sich ein Informationsgehalt von ld 6 = 2.6 bit.<br />

Informationsgehalt bei Symbolen unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit<br />

§ 1701 Die Definition (12.13) des Informationsgehalts eines Zeichens gilt allgemein, d.h. auch<br />

wenn die Wahrscheinlichkeiten der Zeichen verschieden sind. Dann wird der Informationsgehalt<br />

für jedes Zeichen einzeln bestimmt.<br />

§ 1702 Beim Würfeln mit zwei Würfeln in Bsp. 1640 haben wir eine Quelle mit unabhängigen<br />

aber nicht gleichwahrscheinlichen Symbolen betrachtet mit den Wahrscheinlichkeiten p(2) =<br />

p(12) = 1/36; p(3) = p(11) = 2/36; ....; p(6) = p(8) = 5/36 und p(7) = 1/6. Die Informationsgehalte<br />

der verschiedenen Versuchausgänge sind damit I(2) = I(12) = 5.2 bit,<br />

I(3) = I(11) = 4.2 bit, I(6) = I(8) = 2.9 bit und I(7) = 2.8 bit.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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