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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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2.1. MOTIVATION 51<br />

Abbildung 2.2: Geometrische<br />

Konstruktion zur Newton–<br />

Raphson Methode<br />

und kleiner als unser Verdachtswert. Wechselt das Vorzeichen der Funktionswerte, so machen<br />

wir das Intervall kleiner, überprüfen den Vorzeichenwechsel und so weiter, bis wir die<br />

Nullstelle mit gewünschter Genauigkeit eingeschachtelt haben. Das Verfahren ist anschaulich<br />

aber aufwendig, da für jeden Schritt der Funktionswert an zwei Stellen (den beiden Intervallgrenzen)<br />

bestimmt werden muss. Außerdem scheitert das Verfahren bereits bei einer so<br />

einfachen Funktion wie x 2 : diese hat zwar bei x = 0 eine Nullstelle, es findet jedoch kein<br />

Vorzeichenwechsel statt.<br />

§ 206 Allgemeiner ist die Newton–Raphson Methode. Sie basiert auf einer Iteration der Form<br />

a n+1 = a n − f(a n)<br />

f ′ (a n )<br />

(2.1)<br />

mit f ′ als der Ableitung von f. Der letzte Term ist das Verhältnis aus Funktionswert und<br />

Ableitung an der Stelle a n , d.h. er gibt an, wie weit der Schnittpunkt zwischen der Geraden<br />

durch (a n , f(a n )) mit Steigung f(a n ) und der Abszisse von a n entfernt ist, vgl. Abb. 2.2. Auf<br />

diese Weise entsteht eine Folge von Werten a 1 , a 2 , a 3 , . . ., die sich immer weiter der gesuchten<br />

Nullstelle annähert. 2<br />

§ 207 Für einige Funktionen lässt sich die Folge der a i explizit angeben. So ergibt sich für<br />

das Polynom (x − 1) 2 = 0 mit der Ableitung 2(x − 1) aus dem Bildungsgesetz der Newton–<br />

Raphson Methode eine Folge, deren Glieder nach der Rekursionsformel<br />

a n+1 = a n − (a n − 1) 2<br />

2(a n − 1) = a n + 1<br />

2<br />

bestimmt werden. Mit einem geratenen Anfangswert a 1 = 1 2<br />

ergibt sich die Folge<br />

1<br />

2 , 3<br />

4 , 7<br />

8 , 15<br />

16 , . . . 2 n − 1<br />

2 n , . . . .<br />

Diese Sequenz entwickelt sich in Richtung auf den erwarteten Wert x = 1. Daher kann man<br />

sagen, dass diese Folge für n → ∞ gegen 1 konvergiert. Auch für alle anderen Anfangswerte<br />

a 1 konvergiert diese Folge gegen 1, es kann nur etwas länger dauern.<br />

Zwischenrechnung 4 Den Anfangswert für die Newton–Raphson Methode haben wir willkürlich<br />

auf 1/2 gesetzt. Wie ändert sich das Ergebnis, wenn wir stattdessen z.B. a 1 = −1/2<br />

oder a 1 = 10 verwenden. Erklären Sie das Ergebnis!<br />

§ 208 Diese Eigenschaft, Konvergenz gegen einen Grenzwert unabhängig vom Startwert, ist<br />

eine Eigenschaft dieser speziellen Folge. Die sehr grundlegende Folge<br />

z k+1 = z 2 k + c mit z 0 = 0 und z, c ∈ C (2.2)<br />

hat ein ähnliches Bildungsgesetz, allerdings sind die Glieder der Folge nicht auf reelle Zahlen<br />

beschränkt sondern dürfen komplex sein. Ob diese Folge konvergiert oder nicht, hängt vom<br />

2 Das gilt in unserem Beispiel, da die Funktion glatt, d.h. stetig und differenzierbar ist.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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