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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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408 KAPITEL 11. PARTIELLE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

Abbildung 11.2: Zur Herleitung der PDGL<br />

für die schwingende Saite wird diese durch<br />

gerade Saitenelemente angenähert<br />

Objekt. Da die Saite schwingen soll, muss es ferner eine rücktreibende Kraft geben, die<br />

bei einer Auslenkung stets wieder in Richtung auf den Ruhezustand wirkt. Diese Kraft wird<br />

durch die Saitenspannung T bewirkt, d.h. die Anziehung benachbarter Längenelemente der<br />

Saite. Mathematisch ist die Saite daher eine Linie der Länge l mit einer gleichförmigen<br />

Massenbelegung ϱ (Masse pro Länge) und einer gleichförmigen Spannung T 0 antlang der<br />

Saite im Gleichgewichtszustand. Auslenkung aus der Ruhelage, wie in Abb. 11.1 angedeutet,<br />

vergrößert deren Länge und damit die Spannung: T > T 0 : dieses ∆T wirkt als rücktreibende<br />

Kraft.<br />

§ 1511 Zur Herleitung der Bewegungsgleichung betrachten wir die Saite zuerst in einer diskreten<br />

Näherung und bestimmen daraus im Grenzübergang die exakte Gleichung. In der<br />

Ruhelage soll die Saite nicht ausgelenkt sein, d.h. A(x, t 0 ) = 0. Zu einer späteren Zeit ist<br />

die Saite ausgelenkt entsprechend einer Funktion A(x, t). Zur Diskretisierung betrachten wir<br />

Punkte auf der Saite, die sich im Ruhezustand in einem Abstand δx befinden. Die Auslenkung<br />

der Saite nähern wir stückweise linear an, vgl. Abb. 11.2. Die zwischen benachbarten<br />

Saitenelementen wirkende Spannung ist entlang dieser geraden Stückchen jeweils konstant.<br />

§ 1512 Im Punkt X an der Position A(x, t) wirken die Spannungen T 1 in Richtung auf<br />

den Punkt A(x − 1 2 δx, t) und T 2 in Richtung auf den Punkt A(x + 1 2δx, t). Die Spannung<br />

ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen der realen Länge L dieses Linienelements und dem<br />

Abstand δx/2 der beiden Punkte im Ruhezustand. Die Spannung ist also T = 2T 0 L/δx mit<br />

der vertikalen Komponente T sin ϑ = 2T 0 L/δx sin ϑ mit ϑ als dem Winkel zwischen der Saite<br />

und der Horizontalen. Also gilt<br />

( )<br />

A(x + δx/2, t) − A(x, t) ∂A<br />

T vert (x, t) = T 0 ≈ T 0<br />

δx/2<br />

∂x .<br />

Die vertikale Kraft auf den Punkt X ist gegeben durch die Differenz der vertikalen Kräfte<br />

von links und rechts:<br />

(<br />

∂A<br />

T vert (x, t) ≈ T 0<br />

∣<br />

∂x<br />

∣x+δx/2 − ∂A<br />

)<br />

∂x ∣ .<br />

x−δx/2<br />

§ 1513 An dieser Stelle scheint ein Grenzübergang δx → 0 verlockend. Dieser ist aber nicht<br />

hilfreich, da wir Newton’s zweites Axiom ausnutzen wollen und dieses auch die Masse enthält.<br />

Was wir bisher haben ist die Kraft für ein kurzes Längenelement – dieses würde im Fall δx → 0<br />

ebenfalls verschwinden. Damit würde auch die Masse der Saite verschwinden. Also müssen<br />

wir das Newton’sche Gesetz vor dem Grenzübergang δx → 0 anwenden. Die Saite hat eine<br />

Massenbelegung ϱ, so dass ein Massenelement zwischen x − δx/2 und x + δx/2 die Masse<br />

ϱ δx hat. Damit erhalten wir für die vertikale Beschleunigung<br />

a vert (x, t) = T ϱ<br />

lim<br />

δx→0<br />

1<br />

δx<br />

(<br />

∂A<br />

∂x<br />

∣ − ∂A<br />

)<br />

∣x+δx/2<br />

∂x ∣ .<br />

x−δx/2<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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