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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.8. GEWÖHNLICHE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN IN DER PHYSIK 267<br />

Separation der Variablen liefert:<br />

dN<br />

= −λ dt .<br />

N<br />

Da die Anfangsbedingung gegeben ist und nur die homogene DGL gelöst werden soll, können<br />

die Anfangsbedingungen bei der Integrations als Integrationsgrenzen berücksichtigt werden:<br />

∫ N<br />

N 0<br />

dN<br />

N<br />

∫t<br />

= −<br />

Umformen liefert als Lösung<br />

N(t) = N 0 · e −λ(t−t0) .<br />

t 0<br />

λ dt und damit ln N N 0<br />

= −λ(t − t 0 ) .<br />

§ 1009 Eine gradlinige Bewegung mit Stokes’scher Reibung −βv wird formal ebenfalls durch<br />

ein Zerfallsgesetz beschrieben – in diesem Fall zerfällt die Geschwindigkeit. Dazu gehen wir<br />

von der Bewegungsgleichung in der Form m ˙v = F aus und setzen F = −βv. Daraus ergibt<br />

sich wieder eine lineare homogene DGL erster Ordnung mit konstantem Koeffizienten (siehe<br />

auch (7.3)):<br />

˙v = −δv mit δ = β/m .<br />

Mit der Anfangsbedingung v(t = 0) = v 0 ergibt sich die Lösung<br />

v(t) = v 0 e −δt .<br />

Für den Ort x(t) können wir ebenfalls eine Differentialgleichung dx = v dt aufstellen. Mit<br />

der Anfangsbedingung x(0) = x 0 ergibt sich die Lösung<br />

x = x 0 + v 0<br />

(<br />

1 − e<br />

−δt ) .<br />

δ<br />

Aus der Kombination der beiden Lösungen ergibt sich für die Geschwindigkeit in Abhängigkeit<br />

vom Ort<br />

v(x) = v 0 − δ(x − x 0 ) .<br />

§ 1010 Ein Kondensator der Kapazität C trägt eine Ladungsmenge Q max . Dieser Kondensator<br />

wird über einen Widerstand R entladen. Dabei wirkt er als Spannungsquelle mit einer<br />

von der Zeit abhängigen Spannung u(t) = −q(t)/C: 8 fließt der Strom durch den Widerstand,<br />

so sinkt die Ladung q und damit auch die Spannung u. Der Strom durch den Widerstand<br />

ist durch das Ohm’sche Gesetz i = u/R bestimmt. Gleichzeitig lässt sich der Strom auch als<br />

die Änderung der Ladung auf dem Kondensator schreiben, d.h. i = ˙q. Damit ergibt sich als<br />

Differentialgleichung für die auf dem Kondensator befindliche Ladung q:<br />

i = u R = − 1<br />

RC q ⇒ ˙q = − 1<br />

RC q .<br />

Diese DGL ist formal identisch mit der des radioaktiven Zerfalls, allerdings wird die Zerfallskonstante<br />

λ durch den Kehrwert einer Zeitkonstante τ = RC ersetzt. Die Lösung ist daher<br />

(mit der Anfangsbedingung q(0) = Q max )<br />

q(t) = Q max e −t/τ ,<br />

d.h. ein Kondensator entlädt sich gemäß einer Exponentialfunktion mit einer Zeitkonstante<br />

τ = RC. Die Zeitkonstante gibt die Zeit an, in der die Ladung auf e −1 = 0.368 des Ausgangswertes<br />

abgefallen ist. Ebenso gibt die Größe τ = 1/λ beim radiaoktiven Zerfall die<br />

Zeit, in der die Zahl der Atome auf den Faktor e −1 des Werts am Beginn des Zeitintervalls<br />

zurück gegangen ist und τ = m/∆ die Zeit, in der die Geschwindigkeit auf den Faktor e −1<br />

der Ausgangsgeschwindigkeit gesunken ist.<br />

8 Zur Konvention: große Buchstaben bezeichnen Konstanten, kleine Buchstaben dagegen die zeitabhängigen<br />

Größen.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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