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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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370 KAPITEL 10. VEKTORANALYSIS<br />

Abbildung 10.1: Arbeit beim Anstieg<br />

von A nach B, folgend dem Weg von<br />

Reinhold Messner (grün) oder eher<br />

dem des normalen <strong>Physik</strong>-Studierenden<br />

(rot)<br />

§ 1382 Als Beispiel betrachten wir die skalare Anwendung des Nabla Operators auf das<br />

elektrische Feld. Das Ergebnis dieser Operation wird im Gauß’schen Gesetz des elektrischen<br />

Feldes beschrieben:<br />

∇ · ⃗E = div ⃗ E = − 1<br />

4πε 0<br />

ϱ .<br />

Die so bestimmte Divergenz des elektrischen Feldes, ∇ · ⃗E = div ⃗ E, ist bis auf eine Konstante<br />

identisch mit der Ladungsdichte ϱ der das Feld erzeugenden Ladungen. Die Divergenz<br />

ist demnach eine Größe, die ein Vektorfeld, in diesem Fall das elektrische Feld, mit seinen<br />

Quellen, in diesem Fall der Ladungsdichteverteilung, in Beziehung setzt. Die Divergenz ist<br />

also ein Maß für die Quellstärke des elektrischen Feldes.<br />

§ 1383 Auch für die vektorielle Multiplikation des Nabla Operators mit einem Vektorfeld<br />

liefern die Maxwell’schen Gesetze ein Beispiel. So verbindet das Ampere’sche Gesetz die<br />

Rotation des Magnetfeldes ⃗ B mit der Stromdichte ⃗j (also eine Strom pro Fläche):<br />

∇ × ⃗ B = rot ⃗ B = −µ 0<br />

⃗j .<br />

Ein einfaches anschauliches Beispiel sind die konzentrischen Magnetfeldlinien um einen von<br />

einem Strom durchflossenen Draht. Diese lassen sich als Wirbel beschreiben; die Rotation<br />

eines Vektorfeldes wird daher als dessen Wirbelhaftigkeit interpretiert.<br />

§ 1384 Der Nabla Operator vereinfacht die Beschreibung eines Feldes im Hinblick auf Steigung,<br />

Quellen und Wirbel erheblich. Aus physikalischer Sicht gibt es in einem Feld noch<br />

andere Fragen, zu deren Untersuchung die Vektoranalysis hilfreich ist. Abbildung 10.1 illustriert<br />

ein einfaches Beispiel. Im Gravitationsfeld wird beim Verschieben eines Körpers von<br />

einem Potential auf ein anderes eine Arbeit verrichtet. Bereits in § 122 haben wir die Arbeit<br />

W formal als<br />

∫<br />

W = ⃗F · d⃗s (10.1)<br />

definiert mit ⃗ F als der Kraft und ⃗s als dem zurück gelegten Weg. Wie Abb. 10.1 andeutet, gibt<br />

es verschiedenen Wege um von A nach B zu gelangen: Reinhold Messner würde den direkten<br />

grünen Weg bevorzugen (– immer dem Gradienten des Feldes folgend und kommen einem<br />

noch so viele Steine oder Lawinen entgegen), der Normalstudierende würde wahrscheinlich<br />

eher der Straße, angedeutet durch die rote Kurve, folgen. Wer von Ihnen verrichtet die größere<br />

Arbeit?<br />

§ 1385 Blödsinn, sollten Sie an dieser Stelle einwenden. Das Gravitationsfeld ist konservativ,<br />

d.h. die Arbeit beim Verschieben eines Körpers zwischen zwei Punkten hängt nur von<br />

diesen Endpunkten, nicht aber dem dazwischen eingeschlagenen Weg ab. Um diese Aussage<br />

zumindest für die beiden Wege in Abb. 10.1 verifizieren zu können, müssen wir das Integral<br />

(10.1) ausführen. Dazu müssen wir den Weg ⃗s geeignet mit Hilfe einer skalaren Größe<br />

parametrisieren, so dass das Integral (10.1) ausgeführt werden kann: der rote Pfad ist zwar<br />

ein Gebilde im 3D, allerdings können wir den Ort eines Körpers auf diesem Pfad mit einer<br />

Variablen, z.B. dem Streckenkilometer, eindeutig beschreiben. Die Integration erfolgt dann<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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