12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

218 KAPITEL 6. KOMPLEXE ZAHLEN<br />

Abbildung 6.7: Generator für die<br />

Koch’sche Schneeflocke: in jeder Stufe<br />

erhöht sich die Anzahl der Strecken um<br />

einen Faktor 4.<br />

wird sie aus einem gleichseitigen Dreieck mit Seitenlänge a konstruiert, siehe linkes Teilbild in<br />

Abb. 6.6. Selbstähnlichkeit ist das Leitmotiv, d.h. auf der jeweils kleineren Skala soll wieder<br />

ein gleichseitiges Dreieck auftreten. Also Dritteln wir jede Seite und ersetzen das mittlere<br />

Drittel durch ein gleichseitiges Dreieck dessen Spitze nach außen weist, siehe mittleres Teilbild<br />

in Abb. 6.6. Dieser Vorgang wird immer wieder wiederholt. Wie groß ist der Umfang der<br />

Schneeflocke?<br />

§ 856 Da alle drei Seiten der Koch’schen Schneeflocke abgesehen von ihrer Orientierung<br />

identisch sind, reicht es, eine Seite zu betrachten. Dieser Initiator wird mit einem Kochrezept,<br />

dem Generator, verändert, siehe die unteren beiden Teilbilder in Abb. 6.7. Aus der einen<br />

Strecke sind jetzt 4 Strecken geworden, allerdings mit einer um den Faktor 1/3 reduzierten<br />

Länge. Die Länge der Ausgangsstrecke ist um den Faktor 4/3 vergrößert: L 1 = 4 3a. Jede der<br />

neuen Teilstrecken kann als Initiator des nächsten Schritts verwendet werden. Nach Schritt<br />

2 ist die Länge L 2 = a (4/3) 2 . Allgemein erhalten wir damit für den Umfang U k nach dem<br />

k ten Schritt<br />

1<br />

3 U k = L k = 4 3 L k−1 =<br />

( 4<br />

3<br />

) k<br />

a . (6.17)<br />

Da in dieser Reihe jeder Wert um einen festen Faktor größer ist als der voran gegangene,<br />

konvergiert diese Reihe nicht.<br />

§ 857 Setzen wir die Konstruktion weiter fort, so sind die Kurven ab einem bestimmten k<br />

kaum noch zu unterscheiden, da die mit jedem Schritt entstehenden Änderungen unter die<br />

Sichtbarkeitsgrenze fallen – bei einem schlechten Drucker erscheint das vielleicht als etwas<br />

ausgefranste und verbreiterte Linie.<br />

§ 858 Zur Charakterisierung eines Fraktals wird die Hausdorff Dimension oder fraktale Dimension<br />

verwendet. Diese ist bestimmt durch die Zahl N der identischen Objekte, die mit<br />

jedem Schritt entsteht, und durch den Skalierungsfaktor s, um den das Objekt verkleinert<br />

wird. Für die Koch’sche Schneeflocke ist N = 4 und s = 3: aus einer Geraden werden N = 4<br />

Geraden, allerdings beträgt die Länge dieser Geradenstücke nur jeweils 1 s<br />

= 1 3<br />

. In einer<br />

Kurve, die an keiner Stelle differenzierbar ist: führt man die Iteration unendlich oft aus, so ist jeder Punkt ein<br />

Eckpunkt, d.h. die Kurve ist an der Stelle nicht differenzierbar, da es keine eindeutige Tangente gibt. Trotzdem<br />

ist sie stetig, da sie in einem Zug durchgezeichnet werden kann. Eingeführt (oder zumindest verbreitet) wurde<br />

der Begriff Fraktal erst durch die Arbeiten Mandelbrots.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!