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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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2.5. MATHEMATISCHE ERGÄNZUNGEN 69<br />

Satz 8 Induktionsprinzip: Ist M eine Teilmenge von N mit den Eigenschaften (1) k ∈ M<br />

und (2) ∀n > k ∈ N : n ∈ M ⇒ (n + 1) ∈ M, so ist M die Menge aller natürlichen Zahlen<br />

größer gleich k.<br />

2.5.2 Direkter Beweis<br />

§ 277 Der direkte Beweis geht von einem bewiesenen Satz oder einer Definition als Voraussetzung<br />

aus und leitet daraus die Wahrheit der zu beweisenden Behauptung ab.<br />

§ 278 Als erstes Beispiel beweisen wir die Behauptung ‘Das Quadrat jeder geraden natürlichen<br />

Zahl n ist gerade.’ Dazu sind die folgenden logischen Schlussfolgerungen ausreichend: Sei n<br />

eine gerade natürliche Zahl. Dann lässt sich n darstellen als n = 2k mit k ∈ N. Also gilt für<br />

das Quadrat:<br />

n 2 = (2k) 2 = 2 2 k 2 = 2(2k 2 ) ,<br />

d.h. n 2 ist das Doppelte der natürlichen Zahl 2k 2 und damit eine gerade Zahl.<br />

§ 279 Als nächstes Beispiel zeigen wir, dass für eine endliche geometrische Folge gilt<br />

1 + q + q 2 + . . . + q n < 1<br />

1 − q<br />

0 < q < 1 .<br />

Multiplikation mit (1 − q) erhält das Ungleichheitszeichen da 1 − q > 0 und ergibt<br />

1 − q + q − q 2 + q 2 − q 3 + . . . + q n − q n+1 < 1 .<br />

Die Terme auf der linken Seite lassen sich zusammen fassen und wir erhalten<br />

1 − q n+1 < 1 .<br />

Diese Aussage ist wahr, da q n+1 < 1 wegen q < 1. Da alle verwendeten Rechenoperationen<br />

eindeutig umkehrbar sind, muss also auch die Ausgangsaussage wahr sein.<br />

2.5.3 Indirekter Beweis (Beweis durch Widerspruch)<br />

§ 280 Beim indirekten Beweis wird nicht die Behauptung betrachtet sondern ihre Negation.<br />

Aus dieser Negation schließt man auf eine falsche Aussage bzw. einen Widerspruch. Wenn<br />

die negierte Behauptung zu solchen sinnlosen Resultaten führt, muss umgekehrt die Originalbehauptung<br />

wahr sein.<br />

§ 281 Der wichtigste Punkt in diesem Verfahren ist die korrekte Aufstellung der negierten<br />

Behauptung. So ist die Negation der Behauptung ‘alle Hunde bellen’ keinesfalls ‘kein Hund<br />

bellt’ sondern nur ‘nicht alle Hunde bellen’ bzw. ‘es gibt Hunde, die nicht bellen’. Beim indirekten<br />

Beweis nimmt man diese Herausforderung an, und arbeitet mit der Hypothese, man<br />

habe gerade einen nicht bellenden Hund zur Hand so lange weiter, bis sich ein Widerspruch<br />

ergibt. Ist das der Fall, so ist die negierte Aussage falsch und damit die ursprüngliche Aussage<br />

wahr. Wird bei der Negation ein Fehler gemacht, so kann man zwar zeigen, dass die sich<br />

dabei ergebende Aussage zu einem Widerspruch führt aber keine Schlüsse mehr im Bezug auf<br />

die ursprüngliche Aussage treffen, da diese ja in keinem sinnvollen Verhältnis zur negierten<br />

steht.<br />

§ 282 Betrachten wir ein Beispiel. Die Behauptung B ‘es gibt unendlich viele Primzahlen’<br />

ist durch Widerspruch zu beweisen. Die Negation dieser Behauptung ist einfach: wenn es<br />

nicht unendlich viele Primzahlen gibt, dann gibt es nur endlich viele, d.h. B lautet ‘es gibt<br />

nur endlich viele Primzahlen’. Diese endlich vielen Primzahlen lassen sich in einer Liste von<br />

p 1 = 2 über p 2 = 3, p 3 = 5 bis p k zusammenfassen. Das Produkt P = ∏ k<br />

l=1 p l ist dann durch<br />

jede Primzahl teilbar. Dann ist allerdings P + 1 durch keine der Primzahlen teilbar – und<br />

damit selbst eine Primzahl obwohl sie nicht in unserer Liste der Primzahlen enthalten ist.<br />

Unsere endliche Liste enthält also nicht alle Primzahlen, d.h. wir haben einen Widerspruch<br />

zur Annahme B. Damit ist B falsch und B wahr.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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