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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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7.7. MATHEMATISCHE ERGÄNZUNG 255<br />

auftreten. Vom mathematischen Standpunkt hat die Linearität jedoch eine tiefere Bedeutung:<br />

Linearkombinationen von Lösungen dieser DGL sind wieder Lösungen der DGL:<br />

D(x 1 ) = D(x 2 ) = 0 ⇒ D(λx 1 + µx 2 ) = 0 λ, µ ∈ R .<br />

Das ist eine mathematische Formulierung des Superpositionsprinzips.<br />

§ 966 Inhaltlich bedeutet dies: finden wir zwei beliebige (allerdings linear unabhängige)<br />

Lösungen der DGL, so können wir daraus entsprechend obiger Vorschrift eine unendliche<br />

Menge an Lösungen konstruieren. 4 Diese beiden linear unabhängigen Lösungen können als<br />

Basen eines (nicht-geometrischen) Vektorraums aufgefasst werden; die Idee wurde bereits in<br />

Abschn. 1.6.5 angesprochen.<br />

§ 967 Umgekehrt lässt sich auch zeigen, dass jede beliebige Lösung einer linearen gewöhnlichen<br />

DGL zweiter Ordnung aus lediglich zwei (linear unabhängigen) Basen konstruiert<br />

werden kann. Ist das der Fall, so müssen drei Lösungen u, v und w linear abhängig sein, d.h.<br />

eine von ihnen lässt sich als Linearkombination der anderen beiden darstellen. Betrachten<br />

wir diesen Punkt etwas genauer. Er wird mathematisch formuliert durch den folgenden Satz:<br />

Satz 18 Alle Lösungen einer gewöhnlichen linearen DGL zweiter Ordnung lassen sich durch<br />

Linearkombination von zwei beliebigen, linear unabhängigen Lösungen der DGL darstellen.<br />

§ 968 Um diesen Zusammenhang zu zeigen, nehmen wir an, dass p, q, r und x in (7.27)<br />

nicht verschwinden und dass wir drei Funktionen u, v und w mit D(u) = D(v) = D(w) = 0<br />

gefunden haben. Da diese Lösungen der DGL sind, muss gelten<br />

pü + q ˙u + ru = 0 ,<br />

p¨v + q ˙v + rv = 0 und<br />

pẅ + qẇ + rw = 0 .<br />

Die Funktion r kann durch paarweise Subtraktion eliminiert werden und es verbleiben zwei<br />

Gleichungen:<br />

[ü<br />

p<br />

u − ¨v ] [ ˙u<br />

= −q<br />

v u − ˙v ]<br />

[ ¨v<br />

und p<br />

v v − ẅ ] [ ˙v<br />

= −q<br />

w v − ẇ ]<br />

.<br />

w<br />

Die Funktionen p und q können durch Division der beiden Gleichungen durch einander eliminiert<br />

werden:<br />

üv − u¨v ¨vw − vẅ<br />

=<br />

˙uv − u ˙v ˙vw − vẇ .<br />

Die Ableitung von fġ − ˙ fg ist f ¨g − ¨fg, d.h. die Zähler der beiden Ausdrücke sind jeweils die<br />

Ableitungen den Nennern. Da ferner gilt<br />

d<br />

dt ln f = f ˙<br />

f , (7.28)<br />

lässt sich diese Gleichung umschreiben als<br />

ln( ˙uv − u ˙v) = ln( ˙vw − vẇ) + λ mit λ = const .<br />

Umschreiben liefert<br />

˙u + e λ ẇ<br />

u + e λ w = ˙v v .<br />

Nochmalige Integration liefert<br />

ln(u + e λ w) = ln(v) + µ mit µ = const .<br />

4 Denken Sie daran, dass bei der Integration auch eine unendliche Menge an Stammfunktionen entsteht<br />

– die ‘richtige’ wird durch Angabe eines Punktes auf dem Funktionsgraphen festgelegt, genau so, wie die<br />

Anfangsbedingungen dazu dienen, eine spezielle Lösung für eben diese Anfangsbedingungen aus der unendlich<br />

großen Lösungsmannigfaltigkeit auszuwählen.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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