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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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388 KAPITEL 10. VEKTORANALYSIS<br />

§ 1458 Damit ist die Integration über d⃗s zurückgeführt auf ein gewöhnliches Integral über<br />

dt. Die einzige Herausforderung in der Berechnung des Linienintegrals besteht, wie bereits in<br />

Abschn. 10.3.1 angedeutet, in der geeigneten Parametrisierung des Weges. Die Berechnung<br />

eines Linien- oder Kurvenintegrals ∫ F ⃗ · d⃗r = ∫ t 2<br />

⃗<br />

C t 1<br />

F · ˙⃗rdt erfolgt daher in zwei Schritten:<br />

1. Zunächst werden im Feldvektor ⃗ F (⃗r) die Koordinaten x, y und z durch die parameterabhängigen<br />

Koordinaten x(t), y(t) und z(t) der Raumkurve C ersetzt, d.h. der Feldvektor<br />

und seine Komponenten hängen nur noch von t ab. Dann differenziert man den Ortsvektor<br />

⃗r(t) nach dem Parameter t, erhält den Tangentenvektor ˙⃗r(t) und bildet das skalare<br />

Produkt ⃗ F · ˙⃗r aus dem Feld- und Tangentenvektor.<br />

2. Das Skalarprodukt ⃗ F · ˙⃗r hängt jetzt nur noch vom Parameter t ab und kann in den<br />

Grenzen von t 1 bis t 2 integriert werden.<br />

Konservative Felder<br />

§ 1459 Ein Beispeil für ein Linienintegral haben wir bereits eher intuitiv in § 716 betrachtet.<br />

Dort sind wir von einem Kraftfeld ⃗ F = (yz, xz, xy) ausgegenagen, in dem eine Masse von<br />

⃗r 1 = (0, 0, 0) m nach ⃗r 2 = (1, 1, 1) m verschoben wird entlang einer Geraden ⃗r = (t, t, t)<br />

und längs einer Parabel ⃗r = (t, t 2 , t 4 ). Für die Arbeit entlang der Geraden haben wir mit<br />

˙⃗r = (1, 1, 1) erhalten<br />

W =<br />

=<br />

∫ r 2 ∫t 2<br />

F ⃗ d⃗r = F ⃗ · ˙⃗r dt<br />

r 1 t<br />

⎛ ⎞ 1<br />

⎛<br />

∫ 1<br />

⎝ t2<br />

t 2 ⎠ · ⎝ 1 ⎞<br />

1 ⎠ dt =<br />

t 2 1<br />

0<br />

∫ 1<br />

0<br />

3t 2 dt = 1 Nm ,<br />

für die Arbeit entlang der Parabel mit ˙⃗r = (1, 2t, 4t 3 )<br />

⎛ ⎞ ⎛<br />

∫ r 2 ∫1<br />

W = F ⃗ d⃗r = ⎝ t6<br />

t 5 ⎠ · ⎝ 1 ⎞<br />

∫ 1<br />

2t ⎠ dt = 7t 6 dt = 1 Nm .<br />

r 1<br />

t 3 4t 3<br />

0<br />

Da die Arbeit entlang der beiden unterschiedlichen Wege gleich ist, könnte es sich um ein<br />

konservatives Kraftfeld handeln. Um zu zeigen, dass es sich um ein konservatives Kraftfeld<br />

handelt, müssten wir alle möglichen Wege betrachten – was unmöglich ist. Ein einfacheres<br />

Kriterium zur Bestimmung, ob ein Feld konservativ ist oder nicht, wäre daher wünschenswert.<br />

§ 1460 Greifen wir daher nochmals auf unser physikalisches Vorwissen zurück. Ein Vektorfeld<br />

heißt konservativ bzw. Potentialfeld wenn das Linien- oder Kurvenintegral nur vom<br />

Anfangs- und Endpunkt, nicht aber vom eingeschlagenen Verbindungsweg zwischen den beiden<br />

Punkten abhängt. Neben der Wegunabhängigkeit des Kurvenintegrals ist auch der Begriff<br />

des Potentialfeldes wichtig, da er ebenfalls als Kriterium zur Identifikation eines konservativen<br />

Feldes verwendet werden kann.<br />

§ 1461 Fassen wir also zusammen: ein konservatives Kraftfeld kann durch die folgenden,<br />

gleichwertigen Eigenschaften charakterisiert werden, vgl. § 1500:<br />

0<br />

1. Das Linienintegral ist vom eingeschlagenen Weg unabhängig – das war unsere Definition.<br />

2. Das Vektorfeld ist als Gradient eines Potentials U darstellbar: ⃗ F = ∇U. Auch das war<br />

Bestandteil unserer definition und wird in der Bezeichnung Potentialfeld deutlich.<br />

3. Das Vektorfeld ist wirbelfrei: ∇ × ⃗ F = 0. Diese Aussage ist eine direkte Folgerung aus<br />

(2); in § 1431 haben wir gezeigt, dass die Rotation eine Gradientenfeldes verschwindet.<br />

4. Das Linienintegral entlang einer geschlossenen Kurve verschwindet: ∮ ⃗ F d⃗r = 0. Das ist<br />

eine andere Aussage für die Wirbelfreiheit des Gradientenfeldes und kann aus dem Stokes’schen<br />

Integralsatz (10.22) gefolgert werden.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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