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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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5.4. INTEGRATION VEKTORWERTIGER FUNKTIONEN 183<br />

5.4.2 Im Vorgriff auf das Linienintegral<br />

§ 712 Linienintegrale werden formal korrekt erst in Abschn. 10.3.2 eingeführt. Da jedoch<br />

bereits bei einem einfachen physikalischen Problem wie der Berechnung der Arbeit ein Linienintegral<br />

benötigt wird, wird hier eine kurze rechentechnische Möglichkeit zur Behandlung<br />

des Linienintegrals in kartesischen Koordinaten vorgestellt. Kraft und Weg sind in kartesischen<br />

Koordinaten gegeben, die Bewegung erfolgt so, dass sich der Weg einfach in kartesischen<br />

Koordinaten darstellen lässt. Dann können wir das Skalarprodukt formal ausführen<br />

und erhalten<br />

⎛ ⎛ ⎞<br />

W =<br />

=<br />

∫ ⃗r 2 ∫⃗r 2<br />

F ⃗ · d⃗r = ⎝ F ⎞<br />

x<br />

F y<br />

⎠ · ⎝ dx<br />

dy ⎠ =<br />

⃗r 1<br />

F z dz<br />

∫ ⃗r 2<br />

⃗r 1<br />

F x dx +<br />

⃗r 1<br />

∫ ⃗r 2<br />

⃗r 1<br />

F y dy +<br />

∫ ⃗r 2<br />

⃗r 1<br />

F z dz .<br />

∫ ⃗r 2<br />

⃗r 1<br />

(F x dx + F y dy + F z dz)<br />

§ 713 Diese Gleichung ist formal zwar einfach, ihre Tücken liegen in der korrekten Angabe<br />

des Weges und der Integrationsgrenzen. Das Wegelement d⃗r = (dx, dy, dz) muss zusammen<br />

mit den Integrationsgrenzen in irgendeiner Form die Eigenschaften des zurück gelegten Weges<br />

beschreiben. Bewegt sich der Körper entlang einer Geraden, so können wir das d⃗r in dieser<br />

Form verwenden und einfach die Koordinaten als Integrationsgrenzen einsetzen. In einem<br />

konstanten Kraftfeld, wie dem Gravitationsfeld an der Erdoberfläche, ist dies ein triviales<br />

Problem; hier wäre das Ausführen des Skalarproduktes ⃗ F · ⃗s ausreichend gewesen, da die<br />

einzelnen Integrale jeweils über eine Konstante ausgeführt werden, was bei einem bestimmten<br />

Integral der Multiplikation mit der Differenz der Integrationsgrenzen entspricht.<br />

§ 714 Das Linienintegral benötigen wir bei einem gradlinigen Weg erst dann, wenn das<br />

Kraftfeld vom Ort abhängt, d.h. die Komponenten der Kraft sind Funktionen der Ortskoordinaten.<br />

Dann sind die Integrale über die die einzelnen Komponenten beschreibenden<br />

Funktionen zu nehmen. Als Beispiel betrachten wir das Gravitationsfeld auf einer größeren<br />

Skala. Die Gravitationskraft ist dann gegeben als<br />

⎛<br />

⃗F = − km<br />

x/( √ x 2 + y 2 + z 2 ) 3 ⎞<br />

r 3 ⃗r = −km ⎝ y/( √ x 2 + y 2 + z 2 ) 3<br />

z/( √ ⎠<br />

x 2 + y 2 + z 2 ) 3<br />

mit m als der Masse des Testkörpers und k als einer Konstanten, in die die universelle<br />

Gravitationskonstante γ und die Masse des Zentralkörpers eingehen. Die in diesem Feld bei<br />

einer beliebigen Verschiebung der Masse m von ⃗r 1 nach ⃗r 2 verrichtete Arbeit ist<br />

⎛<br />

⎞<br />

∫ ⃗r 2<br />

∫⃗r 2<br />

∫⃗r 2<br />

W = −km ⎝<br />

x dx<br />

( √ x 2 + y 2 + z 2 ) + y dy<br />

3 ( √ x 2 + y 2 + z 2 ) + z dz<br />

3 ( √ ⎠<br />

x 2 + y 2 + z 2 ) 3<br />

⎛⃗r 1<br />

⃗r 1<br />

⃗r 1<br />

[<br />

] ⃗r2 [<br />

] ⃗r2 [<br />

] ⃗r2<br />

= km/2 ⎝<br />

1<br />

1<br />

1<br />

√ √ √ ⎠ .<br />

x2 + y 2 + z 2 x2 + y 2 + z 2 x2 + y 2 + z 2<br />

⃗r 1<br />

+<br />

§ 715 Für die weitere Plausibilitätsbetrachtung setzen wir km/2 = 1. 3 Verschieben wir die<br />

Masse vom Punkt ⃗r 1 = (2, 2, 2) zum Punkt ⃗r 2 = (−2, −2, −2). Bei Einsetzen der Integrationsgrenzen<br />

verschwinden die rechteckigen Klammern, d.h. in diesem Fall wird keine Arbeit<br />

3 Vorher haben wir uns natürlich an Hand einer Dimensionsbetrachtung davon überzeugt, dass wir zumindest<br />

im Hinblick auf die Einheiten richtig gerechnet haben. k hat die Dimension Kraft K pro Masse M mal<br />

Quadrat einer Länge L, d.h. KL 2 /M oder in SI-Einheiten Nm 2 /kg. Da der Vorfaktor mit einer Masse multipliziert<br />

wird, verbleibt die Dimension Kraft multipliziert mit dem Quadrat einer Länge oder in SI-Einheiten<br />

Nm 2 . Die einzelnen Summanden in der runden Klammer haben jeweils die Dimension Eins durch Länge, also<br />

bleibt für die Arbeit die Dimension Kraft multipliziert mit Länge oder in SI-Einheiten Nm. Die Gleichung ist<br />

also Dimensionsrichtig.<br />

⃗r 1<br />

+<br />

⃗r 1<br />

⎞<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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