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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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438 KAPITEL 12. STATISTIK<br />

§ 1635 Beispiele für Zufallsexperimente sind der Münzwurf, Würfeln oder die Ziehung der<br />

Lottozahlen. Die möglichen, sich gegenseitig ausschließenden Ergebnisse eines Zufallsexperiments<br />

heißen Elementarereignisse.<br />

Definition 95 Die Ereignisse A 1 , A 2 , A 3 , ..., A n heißen Elementarereignisse, falls sie paarweise<br />

disjunkt sind. Ω = {A 1 , A 2 , A 3 , ..., A n } heißt Ereignisraum oder Ergebnismenge; ein<br />

Ereignis ist eine Teilmenge von Ω.<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

§ 1636 Bei einem Laplace-Experiment mit der Ereignismenge Ω = {A 1 , A 2 , ..., A n } besitzen<br />

alle Elementarereignisse A i die gleiche Wahrscheinlichkeit<br />

p(A i ) = 1 n .<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Ereignisses A ist<br />

p(A) = g(A)<br />

n<br />

Zahl der günstigen Versuchsausgänge<br />

=<br />

Zahl der möglichen Versuchausgänge<br />

mit g(A) als der Zahl der für das Ereignis A günstigen Fälle, d.h. der Fälle, in denen das<br />

Ereignis eintritt.<br />

§ 1637 Jedem Ereignis A eines Zufallsexperiments mit der Ereignismenge Ω wird eine reelle<br />

Zahl p(A), die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A, so zugeordnet, dass nach Kolmogoroff<br />

die folgenden Axiome erfüllt sind:<br />

1. p(A) ist eine nicht-negative Zahl, die höchstens 1 ist: 0 ≤ p(A) ≤ 1.<br />

2. Für das sichere Ereignis A gilt: p(A) = 1 (p(Ω) = 1).<br />

3. Für paarweise sich gegenseitig ausschließende Ereignisse gilt<br />

p(A 1 ∪ A 2 ∪ A 3 ∪ ...) = p(A 1 ) + p(A 2 ) + p(A 3 ) + ... .<br />

Sich ausschließende Ereignisse beim Würfeln sind z.B. die einzelnen Zahlen oder die<br />

beiden Ereignisse ‘gerade Zahl’ und ‘ungerade Zahl’. Nicht ausschließend dagegen wären<br />

die Ereignisse ‘ungerade Zahl’ und ‘Zahl kleiner 4’.<br />

§ 1638 Aus den Kolmogoroff-Axiomen lassen sich die folgenden Eigenschaften der Wahrscheinlichkeiten<br />

herleiten:<br />

1. Für das unmögliche Ereignis ⊘ gilt p(⊘) = 0.<br />

2. Für das zum Ereignis A komplementäre Ereignis A gilt: p(A) = 1 − p(A).<br />

3. Für zwei sich gegenseitig ausschließende Ereignisse A und B folgt aus Axiom 3: p(A∪B) =<br />

p(A)+p(B). Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von A oder B ist gleich der Summe<br />

der Wahrscheinlichkeiten von A und B (Additionssatz für sich gegenseitig ausschließende<br />

Ereignisse).<br />

Der Additionssatz für zwei beliebige Ereignisse lautet<br />

p(A ∪ B) = p(A) + p(B) − p(A ∩ B) , (12.1)<br />

d.h. es werden die Wahrscheinlichkeiten der Einzelereignisse addiert und zur Korrektur die<br />

Wahrscheinlichkeiten der auf diese Weise doppelt gezählten, sowohl in A als auch in B auftretenden<br />

Elementarereignisse abgezogen.<br />

§ 1639 Die Menge der Elementarereignisse beim Würfeln ist Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}. Da es sich<br />

um ein Laplace-Experiment handelt, sind die Wahrscheinlichkeiten dieser Elementarereignisse<br />

p(k) = 1 6 . Die Wahrscheinlichkeit, eine gerade Zahl zu würfeln ist p(gerade Zahl) = 3 6 = 1 2 ,<br />

da es genau drei günstige Fälle (A = {2, 4, 6}) gibt. Ebenso erhalten wir für die Wahrscheinlichkeit,<br />

eine Zahl kleiner 4 zu würfeln, eine Ergebnismenge B = {1, 2, 3} und damit g(B) = 3,<br />

also p(Zahl kleiner 4) = 3 6 = 1 2<br />

. Die Wahrscheinlichkeit, eine gerade Zahl oder eine Zahl kleiner<br />

4 zu würfeln, also A ∪ B, ist gemäß (12.1) p(A ∪ B) = 1 2 + 1 2 − 1 6 = 5 6<br />

, da A ∩ B = {2}<br />

ist und damit p(A ∩ B) = 1/6.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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