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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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2.3. REIHEN 59<br />

Abbildung 2.6: Alternierend harmonische<br />

Reihe: der Verlauf legt Konvergenz nahe,<br />

beweist sie aber natürlich nicht<br />

Harmonische Reihe<br />

§ 240 Für die harmonische Reihe ist die Möglichkeit der Konvergenz nicht einfach zu beurteilen.<br />

Die harmonische Folge ist eine Nullfolge, d.h. wir können nicht ausschließen, dass die<br />

harmonische Reihe möglicherweise konvergiert. Andererseits zeigt ein einfacher Test mit dem<br />

Rechner, dass die Reihe zumindest bis n = 10 10 keine Anzeichen für Konvergenz erkennen<br />

lässt, vgl. Abb. 2.5. Dieser experimentelle Test schließt aber nicht aus, dass die Reihe einige<br />

oder etliche Größenordnungen später nicht mehr weiter wächst und konvergiert.<br />

§ 241 Zerlegen wir die Reihe zur genaueren Untersuchung in Intervalle [2 m , 2 m+1 − 1]. Jedes<br />

Intervall ist doppelt so groß wie sein Vorgänger und enthält 2 m Terme, die alle kleiner sind<br />

als der 2 m+1 te. Der Beitrag der Zahlen aus dem betrachteten Intervall zur harmonischen<br />

Serie ist daher größer als 2 m /2 m+1 :<br />

2 m+1 ∑−1<br />

a k > 2m<br />

2 m+1 = 1 2 > ε .<br />

k=2 m<br />

Für jedes n ist daher die Potenzreihe s n größer als n/2: die harmonische Reihe wächst also<br />

über jede reelle Zahl hinaus und ist damit divergent.<br />

§ 242 Die harmonische Reihe ist ein Sonderfall, der sich genau auf der Grenze zwischen<br />

Konvergenz und Divergenz befindet. Sie ist ein Spezialfall einer allgemeineren Reihe<br />

∞∑ 1<br />

{ ∞ falls δ ≤ 0<br />

n 1+δ = A ∈ R falls δ > 0<br />

n=1<br />

Alternierend harmonische Reihe<br />

§ 243 Die Tatsache, dass die der alternierend harmonischen Reihe zu Grunde liegende Folge<br />

eine Nullfolge ist, besagt nur, dass die Reihe konvergent sein könnte. Ein vorsichtiges Antesten<br />

mit dem Rechner legt den Verdacht nahe, dass die alternierend harmonische Reihe<br />

im Gegensatz zur harmonischen konvergieren könnte, vgl. Abb. 2.6. Für eine Abschätzung<br />

können wir die Reihe umschreiben:<br />

S = 1 − 1 2 + 1 3 − 1 4 + 1 5 − 1 6 + . . .<br />

= 1 2 + ( 1<br />

3 − (<br />

4) 1 + 1<br />

5 − 6) 1 + . . .<br />

= 1 − ( 1<br />

2 − (<br />

3) 1 − 1<br />

4 − (<br />

5) 1 − 1<br />

6 − 7) 1 − . . .<br />

Da die Klammern jeweils positive Ausdrücke ergeben, muss für den Grenzwert gelten<br />

1<br />

2 < S < 1 ,<br />

d.h. die Reihe konvergiert. Ein formaler Nachweis der Konvergenz erfolgt mit Hilfe des Leibniz<br />

Kriteriums (siehe § 248–250).<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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