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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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2.4. POTENZREIHEN ENTWICKLUNG 63<br />

Abbildung 2.7: Taylor Entwicklung<br />

von f(x) = 1/(1 − x) (gestrichelt) aus<br />

§ 261 in nullter (links), erster (Mitte)<br />

und zweiter (rechts) Ordnung (jeweils<br />

durchgezogen)<br />

• eine konvergente Potenzreihe kann gliedweise integriert und differenziert werden. Die so<br />

erhaltenen Reihe konvergiert im Konvergenzbereich gegen die Ableitung bzw. das Integral.<br />

• zwei Potenzreihen können addiert oder subtrahiert werden, das Ergebnis konvergiert zumindest<br />

im Überlappungsbereich der Konvergenzbereiche beider Funktionen gegen die<br />

Summe bzw. Differenz,<br />

Die Rechenregeln werden wir im folgenden Abschnitt ebenso wie bei der Herleitung der Euler<br />

Formel verwenden.<br />

2.4.2 Taylor Entwicklung<br />

§ 258 Eine konvergierende Potenzreihe konvergiert gegen eine Funktion f(x) = S(x)X. Umgekehrt<br />

lässt sich dann die Funktion f(x) auch als eine Potenzreihe darstellen. Das Taylor<br />

Theorem stellt das Regelwerk für diese Entwicklung einer Funktion auf:<br />

Definition 23 Stetige Funktionen f(x), für die in einem Bereich a < x < b alle Ableitungen<br />

existieren und stetig und beschränkt sind, können als Taylor Reihe dargestellt werden:<br />

∞∑ d n f(a) (b − a) n<br />

f(b) =<br />

dx n<br />

. (2.5)<br />

n!<br />

n=0<br />

§ 259 Die Taylor Entwicklung einer Funktion um einen Punkt, an dem diese nicht definiert<br />

ist, ist nicht möglich. Als Beispiel sei die Funktion f(x) = 1/x an der Stelle x = 0 betrachtet.<br />

Die Ableitungen von x −1 ergeben stets Funktionen der Form x −n , d.h. diese sind bei x = 0<br />

ebenfalls nicht definiert.<br />

§ 260 Um eine Vorstellung von den in der Taylor Entwicklung steckenden Möglichkeiten zu<br />

erhalten, schreiben wir die Reihe (2.5) explizit auf:<br />

f(b) = f(a) + b − a f ′ (b − a)2<br />

(a) + f ′′ (b − a)3<br />

(a) + f ′′′ (a) + . . . .<br />

1!<br />

2!<br />

3!<br />

In dieser Darstellung steckt bereits eine wichtige Anwendung: kennen wir den Funktionswert<br />

an der Stelle a sowie die Ableitungen an dieser Stelle, so lässt sich daraus der Funktionswert an<br />

der Stelle b konstruieren. Diese Idee steckt für kleine Wegstückchen bereits im Differential, die<br />

Taylor Entwicklung hat den Vorteil, dass die Berücksichtigung der höheren Ableitungen eine<br />

genauere Annäherung auch über größere Strecken erlaubt. Eine weitere Anwendung sind numerische<br />

Verfahren zur Lösung von Differentialgleichungen – wir werden bei der Abschätzung<br />

der Genauigkeit der Verfahren und bei der Diksretisierung der Differentialquotienten in Abschn.<br />

7.9.7 darauf zurück kommen.<br />

§ 261 Als Beispiel für die Taylor Entwicklung betrachten wir die Funktion<br />

f(x) = 1<br />

1 − x .<br />

Der Funktionswert an der Stelle x = 0 ist bekannt, f(0) = 1; der Verlauf der Funktion in der<br />

Nähe dieser Stelle soll mit Hilfe von (2.5) angenähert werden. Wegen f(0) = 1 ergibt sich für<br />

kleine x eine erste Abschätzung<br />

f(x) = 1<br />

1 − x ≈ 1 .<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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