12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

9.1. MOTIVATION 353<br />

9.1 Motivation<br />

§ 1312 Funktionen geben einen Zusammenhang zwischen einer unabhängigen und einer<br />

abhängigen Variablen. Reale Objekte kann man durch Funktionen annähern; so lässt sich z.B.<br />

das Relief eines Berges durch eine Funktion h(x, y) beschreiben, die die Höhe in Abhängigkeit<br />

vom Ort (x, y) angibt.<br />

§ 1313 Das Gravitationsfeld ebenso wie elektrisches und magnetisches Feld sind lassen sich<br />

entsprechend durch Funktionen beschreiben. Die Testobjekte, die wir in ein solches Feld<br />

setzen, entziehen sich dagegen einer entsprechenden Beschreibung: dieses sind idealisierte,<br />

punktförmige Körper ohne Ausdehnung, die Punktmasse bzw. der Massenpunkt m oder die<br />

Punktladung Q. Diese Größen haben keine Ausdehnung und sind nur für einen infinitesimal<br />

kleinen Punkt definiert. Andererseits sind es jedoch gerade diese Größen, deren Schicksal wir<br />

mathematisch mit dem des Feldes verknüpfen wollen.<br />

§ 1314 Die mathematische Beschreibung einer Punktmasse oder Punktladung erfordert daher<br />

eine Funktion, die aus einer allgemeinen Massen- oder Ladungsdichteverteilung ϱ(⃗r) genau<br />

einen Punkt ⃗r 0 auswählt, an der die Verteilung den Wert m bzw. q annimmt, und die an allen<br />

anderen Stellen verschwinden lässt. Diese Auswahl wird durch die Dirac’sche Delta Funktion<br />

δ(⃗r − ⃗r 0 ) vermittelt. Ihre Beschreibung bildet das Kernstück dieses Kapitels.<br />

§ 1315 Wie die anderen in diesem Kapitel diskutierten verallgemeinerten Funktionen unterscheidet<br />

sich die δ-Funktion von den in Kap. 3 diskutierten Funktionen dadurch, dass sie<br />

nicht explizit sondern über ein Integral definiert ist.<br />

§ 1316 Die folgende Übersicht bringt etwas Odnung in den Zoo der Möglichkeiten, eine<br />

Funktion darzustellen:<br />

1. explizit, z.B. y = x 2 , oder implizit, z.B. x 2 + y 2 = r 2 . Diese Darstellung von Funktionen<br />

sowie verwandte Formen (Parameterdarstellung) haben wir ausführlich in Abschn. 3.2.2<br />

betrachtet; sie ist nicht Thema dieses Kapitel.<br />

2. für verallgemeinte Funktionen gibt es zwei wesentliche Darstellungsformen:<br />

(a) über ein Integral oder<br />

(b) über eine Differentialgleichung.<br />

§ 1317 Bei den über ein Integral definierten Funktionen stellt die δ-Funktion insofern eine<br />

Besonderheit dar, als dass sie aus einer kontinuierlichen Funktion einen Punkt auszuwählen.<br />

Andere über ein Integral definierte verallgemeinerte Funktionen dagegen sind Funktionen in<br />

expliziter Darstellung insofern ähnlicher, als dass sie sich zumindest als Wertetabelle darstellen<br />

lassen. Die konventionelle Weise zur Definition einer Funktion über ein Integral haben<br />

wir bereits in § 662 eher beiläufig erwähnt. Konventionell verwendet wir ein Integral zur<br />

Bestimmung einer Stammfunktion, z.B.<br />

∫<br />

f(x) = x 2 dx = 1 3 x3<br />

oder als bestimmtes Integral<br />

∫ 2 [ ] 2 1<br />

f(x) = x 2 dx =<br />

3 x3 = 7<br />

1<br />

3 .<br />

1<br />

§ 1318 Setzen wir im bestimmten Integral als obere Integrationskonstante eine Variable t,<br />

so ergibt der Ausdruck<br />

f(t) =<br />

∫ t<br />

1<br />

[ ] t 1<br />

x 2 dx =<br />

3 x3 1<br />

= t3 − 1<br />

3<br />

.<br />

Damit haben wir ein Integral verwendet, um eine Funktion f(t) zu definieren. Anschaulich<br />

definiert diese Funktion die Fläche unter dem Funktionsgraphen von x 2 im Bereich von Eins<br />

bis t.<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!