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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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420 KAPITEL 11. PARTIELLE DIFFERENTIALGLEICHUNGEN<br />

§ 1555 Die Differentialgleichung für den räumlichen Teil ist komplizierter als im Fall der<br />

rechteckigen Membran, da wir hier neben der zweiten Ableitung nach r noch einen Term<br />

haben, der ein Produkt aus der ersten Ableitung der gesuchten Funktion R(r) nach r und<br />

der unabhängigen Variablen r selbst enthält. Diese Differentialgleichung<br />

R ′′ (r) + 1 r R′ (r) + β 2 R = 0<br />

wird verwendet, um eine spezielle Art von Funktionen, die Bessel Funktionen zu definieren,<br />

vgl. Abschn. 7.7.3. Ihre Lösung sind Bessel Funktion erster Gattung J 0 (βr) und zweiter<br />

Gattung Y 0 (βr); die allgemeine Lösung wird damit<br />

R(r) = a 1 J 0 (βr) + a 2 Y 0 (βr) . (11.21)<br />

§ 1556 Während die Bessel Funktion erster Gattung für alle r endlich ist, strebt die Bessel<br />

Funktion zweiter Gattung für r → 0 gegen Unendlich. Damit die Auslenkung der Membran<br />

im Ursprung endlich bleibt, muss der Koeffizient a 2 in (11.21) Null sein, d.h. die räumliche<br />

Abhängigkeit der Lösung reduziert sich auf<br />

R(r) = a 1 J 0 (βr) .<br />

Eine Gesamtlösung ergibt sich durch Multiplikation mit (11.20) zu<br />

A(r, t) = (γ 3 cos(βct) + γ 4 sin(βct)) J 0 (βr) . (11.22)<br />

In dieser Lösung ist die Separationskonstante β aus den Randbedingungen zu bestimmen,<br />

die Integrationskonstanten γ 3 und γ 4 ergeben sich aus den Anfangsbedingungen.<br />

§ 1557 Die Randbedingung A(a, ϕ, t) = 0 fordert J 0 (βr) = 0. Da die Bessel Funktion oszilliert,<br />

hat sie unendlich viele Nullstellen α i . 1 Sie verschwindet also für die Eigenmoden<br />

β n = α i<br />

a .<br />

Damit wird (11.22) zu<br />

( ( ) ( ))<br />

αi ct<br />

αi ct<br />

A n (r, t) = γ 3n cos + γ 4n sin<br />

a<br />

a<br />

( αi r<br />

)<br />

J 0 .<br />

a<br />

Die allgemeine Lösung ist die Überlagerung aller dieser Lösungen<br />

∞∑<br />

( ( ) ( ))<br />

αi ct<br />

αi ct<br />

( αi r<br />

)<br />

A(r, t) = γ 3n cos + γ 4n sin J 0 .<br />

a<br />

a a<br />

k=0<br />

11.3.5 Schwingende Kugeloberflächen<br />

§ 1558 Auch Schwingungen auf einer Kugeloberfläche haben interessante physikalische Anwendungen,<br />

z.B. Oszillationen der Sonne, und führen auf eine Differentialgleichung, die zur<br />

Definition einer speziellen Sorte von Polynomen, den Legendre Polynomen, verwendet werden<br />

kann.<br />

§ 1559 Betrachten wir dazu eine sphärische Oberfläche mit Radius a. Geometrisch handelt<br />

es sich um ein dreidimensionales, sphärisch-symmetrisches Problem, d.h. wir müssen<br />

die Wellengleichung in drei Dimensionen betrachten und den Laplace Operator (10.7) in<br />

Kugelkoordinaten verwenden:<br />

(<br />

1 ∂<br />

r 2 ∂r<br />

r 2 ∂A<br />

∂r<br />

)<br />

+ 1<br />

r 2 sin ϑ<br />

(<br />

∂<br />

sin ϑ ∂A )<br />

∂ϑ ∂ϑ<br />

1<br />

+<br />

r 2 sin 2 ϑ<br />

∂ 2 A<br />

∂ϕ 2 = 1 ∂ 2 A<br />

c 2 ∂t 2 .<br />

Beschränken wir uns auf Wellen, die sich auf der Kugeloberfläche ausbreiten, so hängen diese<br />

nur von ϑ und ϕ ab, nicht aber von r: A = A(ϑ, ϕ, t). Damit reduziert sich die PDGL unter<br />

Berücksichtigung von r = a auf<br />

1<br />

a 2 [ 1<br />

sin ϑ<br />

∂<br />

∂ϑ<br />

(<br />

sin ϑ ∂A<br />

∂ϑ<br />

)<br />

+ 1 ∂ 2 ]<br />

A<br />

sin 2 ϑ ∂ϕ 2 = 1 ∂ 2 A<br />

c 2 ∂t 2 . (11.23)<br />

1 Die ersten Werte dieser Nullstellen sind α 1 = 2.4048, α 2 = 5.5021, α 3 = 8.6537 usw.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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