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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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354 KAPITEL 9. VERALLGEMEINERTE FUNKTIONEN<br />

§ 1319 Dieses Beispiel liefert noch keine wirklich neue Funktion, da der Integrand so gewählt<br />

ist, dass sich das Integral ausführen lässt und wir als Ergebnis wieder eine Funktion in expliziter<br />

Darstellung erhalten. Bei der Error Funktion als typischem Beispiel für eine Verallgemeinerte<br />

Funktion wird ebenfalls diese Definition über die Fläche verwendet (vgl. Abb. 9.3),<br />

jedoch ist der Integrand e −u2 . Für dieses Integral lässt sich keine analytische Lösung bestimmen.,<br />

so dass sich auch nicht wie im obigen Beispiel eine explizite Darstellung erzeugen<br />

lässt. Hier verbleibt nur der Rückzug auf eine numerische Lösung. Da ein Integral<br />

der Form ∫ e −u2 du jedoch in der <strong>Physik</strong> häufig auftritt, z.B. im Rahmen der Maxwell’schen<br />

Geschwindigkeitsverteilung oder allgemeiner von Wahrscheinlichkeitsverteilungen,,<br />

ist es unökonomisch, jedes Mal zur numerischen Integration schreiten zu müssen. Es reicht,<br />

wenn das einmal gemacht wird und jemand die Werte des Integral in Abhängigkeit von der<br />

oberen Grenze tabelliert – genau das ist die Error Funktion.<br />

§ 1320 Die Gamma Funktion als verallgemeinerte Fakultät ist ebenfalls über ein bestimmtes<br />

Integral definiert, jedoch steckt hier das Argument nicht in der Integrationsgrenze sondern<br />

im Integranden: die Integration läuft stets von Null bis ∞, die neue unabhängige variable ist<br />

im Integranden enthalten. Ein Beispiel für dieses Verfahren zur Definition der Funktion wäre<br />

f(t) =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

x t−1 dx .<br />

Diese Definition ist sicherlich nicht sehr ergiebig, da das Integral auf Grund der oberen Grenze<br />

jeweils gegen Unendlich geht. Fügen wir noch eine abfallende Exponentialfunktion als Faktor<br />

hinzu, ergibt sich ein konvergierendes Integral der Form<br />

f(t) =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

x t−1 e −x dx .<br />

Das ist genau die Definition der Gamma Funktion. Wie die Error Funktion wurde die Gamma<br />

Funktion als ‘Wertetabelle’ eingeführt, um ein häufiges Integral nicht immer wieder numerisch<br />

auswerten zu müssen.<br />

§ 1321 Auch über eine Differentialgleichung definierte verallgemeinerte Funktionen sind als<br />

‘Wertetabelle’ motiviert. Diese Differentialgleichungen ergeben sich bei verschiedenen physikalischen<br />

Problemen. So tritt z.B. die Bessel Gleichung (vgl. Abschn. 7.7.3) häufig bei<br />

Kreis- oder Zylindersymmetrischen Geometrien auf, wie in Abschn. 11.3.4 am Beispiel der<br />

schwingenden Kreismembran dargestellt. Die die Legendre Polynome definierende Differentialgleichung<br />

dagegen tritt bei vielen kugelsymmetrischen Problemen auf; wir werden ihr in<br />

Abschn. 11.3.5 am Beispiel einer schwingenden Kugeloberfläche begegnen. Beide Funktionen<br />

sind uns bereits in Abschn. 7.7.3 am Beispiel der Bessel Funktion und in Abschn. 7.7.4 am<br />

Beispiel der Legendre Polynome begegnet; über eine Differentialgleichung definiert verallgemeinerte<br />

Funktionen werden daher in diesem Kapitel nicht weiter vertieft werden.<br />

9.2 Die Dirac’sche Delta Funktion<br />

§ 1322 Die Motivation zur Einführung der Dirac’schen Delta Funktion ist die mathematische<br />

Beschreibung von idealisierten punktförmigen physikalischen Objekten. Mathematisch<br />

bedeutet dies, dass wir mit der δ Funktion eine Funktion suchen, die auf eine andere Funktion<br />

angewandt, den Wert dieser Funktion an einer bestimmten Stelle gibt:<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

δ(⃗r − ⃗r 0 ) f(⃗r) dx = f(⃗r 0 ) . (9.1)<br />

Anwendungsbeispiele sind der Massenpunkt oder die Punktladung. Ausgangspunkt ist in<br />

beiden Fällen eine Dichteverteilung ϱ(⃗r) bzw. ϱ(x). Diese allgemeine Dichteverteilung soll mit<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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