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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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3.2. GRUNDLAGEN 89<br />

Definition 32 Eine in x 0 und einer Umgebung von x 0 definierte Funktion f(x) heißt stetig<br />

an der Stelle x 0 , wenn der Grenzwert der Funktion in x 0 existiert und mit dem Funktionswert<br />

übereinstimmt: lim<br />

x→x 0<br />

f(x) = f(x 0 ).<br />

§ 353 Eine Funktion ist demnach stetig in einem Intervall [a, b], wenn diese Definition für<br />

alle x ∈ (a, b) erfüllt ist; sie ist stetig in R, wenn die Definition für alle x ∈ R erfüllt ist.<br />

§ 354 Stetige Funktionen werden als ‘well behaved’ bezeichnet. Wohlverhalten bedeutet u.a.<br />

dass eine kleine Änderung im Input x zu einer endlichen Änderung im Output f(x) führt. Die<br />

meisten in der <strong>Physik</strong> gebräuchlichen Funktionen sind stetig, Beispiele sind x n für alle n ∈ N,<br />

x α für x > 0 und α ∈ R, Sinus, Kosinus und die Exponentialfunktion. Es gibt allerdings auch<br />

stetige Funktionen, die nicht unbedingt als Musterbeispieel für Wohlverhalten qualifizieren:<br />

die Koch’sche Schneeflocke in Abb. 6.6 ist ein interessantes Beispiel; sie kann in einem Zug<br />

durchgezeichnet werden, ist aber so kantig, dass sie nicht überall differenzierbar ist – genauer<br />

gesagt: bei unendlich vielen Iterationsschritten ist die Koch’sche Schneeflocke zwar stetig<br />

aber in keinem Punkt differenzierbar.<br />

§ 355 Bei der Untersuchung, ob eine Funktion stetig ist, ist der folgende Satz hilfreich:<br />

Satz 10 Alle stetigen Funktionen stetiger Funktionen sind stetig. Ebenso sind alls Summen,<br />

Produkte und Quotienten (in denen der Divisor von Null verschieden ist) aus Paaren stetiger<br />

Funktionen wieder stetige Funktionen.<br />

Die Lösung der Bewegungsgleichung eines Oszillators mit externem Antrieb (7.19)<br />

x(t) = A cos(Ωt + ϕ) + e −γt (a cos(ωt) + b sin(ωt))<br />

ist daher eine stetige Funktion, da sie nur Summen und Produkte von jeweils paarweise<br />

stetigen Funktionen enthält.<br />

§ 356 Stetige Funktionen haben eine Eigenschaft, die durch den Zwischenwertsatz beschrieben<br />

wird:<br />

Satz 11 Ist eine Funktion f(x) stetig in [a, b] mit a, b ∈ R und ist f(a) < 0 < f(b), so gibt<br />

es eine Zahl c ∈ R mit a < c < b derart, dass f(c) = 0.<br />

Anschaulich besagt dieser Satz, dass eine stetige Funktion, die an einer Stelle einen positiven,<br />

an einer anderen Stelle dagegen einen negativen Funktionswert annimmt, an irgendeiner Stelle<br />

dazwischen die x-Achse schneiden muss. Das erwarten wir auch, da wir anschaulich Stetigkeit<br />

als Durchzeichnen interpretiert haben – und dabei müssen wir die Abszisse schneiden.<br />

3.2.4 Vektorwertige Funktionen<br />

§ 357 Funktionen beschreiben in der <strong>Physik</strong> Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Variablen,<br />

z.B. die Abhängigkeit des Stroms von der angelegten Spannung. Bei einer Bewegung<br />

beschreibt eine Funktion die Abhängigkeit des Ortes oder der Geschwindigkeit von der Zeit.<br />

Ort und Geschwindigkeit sind vektorielle Größen, d.h. es ergeben sich Funktionen der Form<br />

⃗r(t) bzw. ⃗v(t).<br />

§ 358 Wie in Kap. 1 dargestellt, können Vektoren als geordnete Paare reeller Zahlen interpretiert<br />

werden. Eine vektorwertige Funktion lässt sich entsprechend als geordnetes Paar<br />

reeller Funktionen auffassen. Am Beispiel der bereits in der Parameterdarstellung verwendeten<br />

Wurfparabel lässt sich dies illustrieren. Komponentenweise gilt für den Ort<br />

x(t) = v 0,x t + x 0 und y(t) = − 1 2 gt2 + v 0,y t + y 0 .<br />

Beide Komponenten in einem Vektor zusammen gefasst lassen sich schreiben als<br />

( ) (<br />

)<br />

x(t)<br />

v<br />

⃗r(t) = =<br />

0,x t + x 0<br />

y(t) − 1 .<br />

2 gt2 + v 0,y t + y 0<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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