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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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360 KAPITEL 9. VERALLGEMEINERTE FUNKTIONEN<br />

§ 1344 Die Definition der Heavyside Funktion erfolgt nicht über die Funktion sondern ihre<br />

Ableitung zu<br />

H ′ (x − x 0 ) = δ(x − x 0 ) . (9.8)<br />

. (9.9)<br />

Dieser Ausdruck wird erfüllt von der expliziten Definition der Heavyside Funktion als<br />

{ 0 x < x0<br />

H(x − x 0 ) = 1/2 x = x 0<br />

1 x > x 0<br />

Diese ist uns bereits bei der Definition der Signum Funktion (3.3) begegnet.<br />

§ 1345 Wir haben bei (9.9) ein ähnliches Problem wie bei der Definition der δ-Funktion:<br />

zwar ist der Verlauf der Heavyside Funktion plausibel, jedoch gibt es aus der Anschauung<br />

keinen Grund, warum die Werte 0 bzw. 1 angenommen werden. Um dies plausibel zu machen,<br />

verwenden wir (9.8) anstelle der δ Funktion und überprüfen, ob das aus der Definition der δ<br />

Funktion geforderte Ergebnis entsteht. Auf Grund von (9.5) ist es ausreichend, sich auf ein<br />

endliches Intervall a < x 0 < b zu beschränken, so dass wir uns nicht mit Integrationsgrenzen<br />

im Unendlichen quälen müssen. Partielle Integration liefert<br />

∫ b<br />

a<br />

∫b<br />

H ′ (x − x 0 ) f(x) dx = [H(x − x 0 ) f(x)] b a −<br />

= H(b) f(b) − H(a) f(a) −<br />

= f(b) − f(x)| b x 0<br />

= f(x 0 ) ,<br />

a<br />

H(x − x 0 ) f ′ (x)dx<br />

∫ b<br />

x 0<br />

f ′ (x) dx<br />

wobei im Restintegral verwendet wurde, dass die Heavyside Funktion für x < x 0 Null ist und<br />

damit der Bereich [a, x 0 ) keinen Beitrag zum Integral liefert, d.h. die Integrationsgrenze von<br />

a auf x 0 verschoben werden kann. Mit der Heavyside Funktion wie in (9.9) definiert verhält<br />

sich H ′ genau wie für die δ Funktion gefordert.<br />

9.2.6 Ladungsdichteverteilung als physikalisches Beispiel<br />

§ 1346 Betrachten wir die Ladungsdichteverteilungen einer Kugelschale und einer Kugel,<br />

jeweils mit Radius R und Gesamtladung Q. Bei der Kugelschale ist die Gesamtladung auf<br />

eine Oberfläche von 4πR 2 verteilt, d.h. wir erhalten eine Flächenladungsdichte von Q/(4πR 2 ).<br />

Dieser Wert verschwindet für alle r ≠ R und wird nur für r = R angenommen:<br />

ϱ(⃗r) =<br />

Q δ(r − R) .<br />

4πR2 § 1347 Betrachten wir dagegen eine homogene massive Kugel, so haben wir nicht nur eine<br />

Ladungsverteilung auf ihrer Oberfläche sondern auch im Innern der Kugel. Mit einem Kugelvolumen<br />

von 4πr 3 /3 gilt dann für die Ladungsdichte Q/(4πR 3 /3). Ihre räumliche Verteilung<br />

ist mit Hilfe der Heavyside Funktion so zu beschreiben, dass sie für r > R verschwindet<br />

(keine Ladung außerhalb der Kugel) und für r < R den Wert der Ladungsdichte annimmt:<br />

ϱ(r) =<br />

3Q H(R − r) . (9.10)<br />

4πR3 9.2.7 Delta Funktion in drei Dimension<br />

§ 1348 Die δ Funktion in einer Dimension ist ein Spezialfall der allgemeineren dreidimensionalen<br />

δ Funktion δ(⃗r − ⃗r 0 ). Diese ist analog zur eindimensionalen δ Funktion definiert durch<br />

ihre Anwendung auf eine Funktion f(⃗r)<br />

∫<br />

δ(⃗r − ⃗r 0 ) f(⃗r) dV = f(⃗r 0 ) . (9.11)<br />

V<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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