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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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88 KAPITEL 3. FUNKTIONEN<br />

Abbildung 3.5: Die Funktion f(x) =<br />

sin(x)/x ist an der Stelle x = 0 nicht definiert,<br />

hat dort aber einen Grenzwert, der<br />

sich mit Hilfe der Regel von l’ Hôpital bestimmen<br />

lässt, vgl. § 351. Dass die Funktion<br />

diese Definitionslücke hat, ist physikalisch<br />

klar: Rotation um eine Achse x =<br />

0 liefert den Sombrero, vgl. Abb. 3.22 –<br />

und irgendwo muss die infinitesimal dünne<br />

Achse ja durch gesteckt werden<br />

Regel von l’ Hôpital<br />

§ 350 Für den Fall, dass der Grenzwert an der Stelle x = a existiert obwohl die Funktion<br />

dort nicht definiert ist, lässt er sich nach der Regel von l’ Hôpital bestimmen zu<br />

f(x)<br />

lim<br />

x→a g(x) = lim f ′ (x)<br />

x→a g ′ (x) , (3.1)<br />

natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die Ableitung g ′ (x) an dieser Stelle existiert.<br />

Sollte dies nicht der Fall sein, so wird die Regel von l’ Hôpital so lange wiederholt bis die<br />

entsprechende Ableitung definiert ist. Die Regel von l’ Hôpital lässt sich mit Hilfe des Mittelwertsatzes<br />

beweisen (siehe § 512).<br />

§ 351 Als Beispiel bestimmen wir den Grenzwert der Funktion f(x) = (sin x)/x an der Stelle<br />

x = 0 mit Hilfe der Regel von l’ Hôpital zu<br />

sin x<br />

lim<br />

x→0 x<br />

= lim cos x<br />

= cos 0 = 1 .<br />

x→0 1<br />

Dies lässt auch sich mit Hilfe des Funktionsplots in Abb. 3.5 bestätigen. Wir werden diesen<br />

Grenzwert in § 494 zum Auffüllen der Definitionslücke verwenden und so eine stetige und<br />

differenzierbare Funktion erzeugen.<br />

Querverbindung 3 Die Funktion aus § 351 ist bereits aus Aufgabe 34 bekannt. Die Existenz<br />

des endlichen Grenzwerts an der Stelle x = 0 ist erforderlich, damit das in Aufgabe 34 zu<br />

bildende Integral endlich wird. Wie sieht es mit dem Grenzwert bei x = 0 für die Funktion<br />

aus dem Integranden von Aufgabe 33 aus?<br />

Stetigkeit<br />

§ 352 Nicht von den Folgen bekannt ist der Begriff der Stetigkeit. Anschaulich kann man<br />

eine stetige Funktion dadurch beschreiben, dass sie sich ohne Anheben des Bleistifts in einem<br />

Zug durch zeichnen lässt; ein Konzept, das für eine Folge als eine nur an diskreten Stellen<br />

definierte Funktion keinen Sinn macht. Für eine formale Definition der Stetigkeit können wir<br />

die Informationen aus dem Abschnitt über Grenzwerte recyclen: sind in irgendeinem Punkt<br />

der Funktion links- und rechtsseitiger Grenzwert unterschiedlich wie in Abb. 3.4, so müssen<br />

wir an der Stelle den Bleistift anheben. Damit ist eine notwendige Bedingung für Stetigkeit<br />

identifiziert: rechts- und linksseitiger Grenzwert müssen übereinstimmen für entweder den<br />

Punkt x = x 0 , in dem die Funktion auf Stetigkeit überprüft werden soll, oder für alle x ∈ R<br />

für den Fall, das Stetigkeit in R gegeben sein soll. Allerdings ist dies keine hinreichende<br />

Bedingung: links- und rechtsseitiger Grenzwert können existieren, aber dennoch lässt sich<br />

die Funktion nicht durchzeichnen, da der Funktionswert an dieser Stelle nicht definiert ist,<br />

vgl. Abb. 3.5. Daher müssen wir fordern, dass die Funktion in dem Punkt, in dem Stetigkeit<br />

bestimmt werden soll, definiert ist. Soll Stetigkeit für R gegeben sein, so muss f(x) existieren<br />

für alle x ∈ R. Damit ergibt sich als Definition für Stetigkeit in einem Punkte:<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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