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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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376 KAPITEL 10. VEKTORANALYSIS<br />

§ 1408 In einem Wirbelfeld (z.B. Magnetfeld eines stromdurchflossenen Drahtes), dargestellt<br />

als ⃗ A(⃗r) = ( ⃗ B × ⃗r), ist die Divergenz ∇ · ( ⃗ B × ⃗r) = 0, d.h. Wirbelfelder sind quellenfrei.<br />

Zwischenrechnung 57 Da die Aussage ‘Wirbelfelder sind quellenfrei’ häufiger verwendet<br />

wird, sollten Sie sie an dieser Stelle nicht einfach hinnehmen sondern durch explizites nachrechnen<br />

verifizieren.<br />

Beispiele<br />

§ 1409 Das Gravitationsfeld ist gegeben als −γM⃗r/r 3 . Die Divergenz des Gravitationsfeldes<br />

ergibt sich durch Anwendung von (10.3) auf dieses Feld. Dabei verschwinden wieder die<br />

Ableitungen nach ϑ und ϕ. Bei der Ableitung nach r ist Vorsicht geboten: der Ausdruck ⃗r/r 3<br />

erfordert die Anwendung der Produktregel. Schreiben wir dies mit Hilfe des Nabla-Operators,<br />

so ist<br />

∇ · ⃗r r 3 = ∇ · (⃗r<br />

r −3) = r −3 ∇ · ⃗r + ⃗r · ∇r −3 = ∇ · ⃗r<br />

r 3 + ⃗r · ∇ 1 r 3 . (10.5)<br />

Dabei haben wir den Nabla Operator so verwendet, wie wir es mit einem gewöhnlich ∂/∂r<br />

ebenfalls getan hätten. Bei der verbalen Interpretation des letzten Ausdrucks ist jedoch Vorsicht<br />

geboten: im ersten Term wird der Nabla Operator auf ein Vektorfeld ⃗r angewendet.<br />

Daher ‘liest’ er sich dort auch als Divergenz. Im zweiten Term dagegen wird der Nabla Operator<br />

auf ein Skalarfeld r −3 angewendet. Dann beschreibt er jedoch keine Divergenz mehr<br />

sondern einen Gradienten. Verwenden wir nicht den Nabla Operator sondern die verbaleren<br />

Beschreibungen mit Hilfe von Divergenz und Gradient, so liest sich (10.5) als<br />

div ⃗r div ⃗r<br />

=<br />

r3 r 3 − ⃗r · grad 1 r 3 .<br />

Einfache formale Überprüfung zeigt, dass auf der linken Seite ein Skalarfeld steht (die Divergenz<br />

eines Vektorfeldes ist ein Skalarfeld), auf der rechten Seite im ersten Term ebenfalls<br />

ein Skalarfeld (die Divergenz eines Vektorfeldes ist wieder ein Skalarfeld, dieses wird nur<br />

mit r −3 skaliert) und im zweiten Term das Skalarprodukt aus einem Vektorfeld und einem<br />

Gradienten eines Skalarfeldes. Da letzteres ein Vektorfeld ergibt, liefert die skalare Multiplikation<br />

mit einem zweiten Vektorfeld wieder ein Skalarfeld, d.h. die Gleichung ist zumindest<br />

dimensionsrichtig.<br />

§ 1410 Nach diesen Vorbetrachtungen erhalten wir die Divergenz des Gravitationsfeldes zu<br />

div<br />

(−γM ⃗r )<br />

( div⃗r<br />

r 3 = −γM<br />

r 3 + ⃗r · grad 1 )<br />

( )<br />

r 3<br />

3 −3 ⃗r<br />

= −γM + ⃗r<br />

r3 r 4 = 0<br />

r<br />

für alle ⃗r ≠ 0, da das Gravitationsfeld einer Zentralmasse außer im Ursprung keine Quellen<br />

hat und die Divergenz die lokale Quellstärke beschreibt.<br />

§ 1411 Betrachten wir als Ergänzung zu § 1409 als einfache zweidimensionale Analogie ein<br />

Leck am Ort ⃗r = ⃗r 0 in einem an der Oberfläche verlegten Wasserrohr. Dann existiert nur<br />

bei ⃗r 0 eine Quelle. Da Wasser inkompressibel ist, strömt es von dieser Quelle fort; jedes<br />

umliegende Flächenelement enthält weder Quellen noch Senken, d.h. was einströmt muss auch<br />

wieder ausströmen. Anschaulich ist also ∇ · ⃗v = 0 für alle ⃗r ≠ 0. Außerdem ist das Problem<br />

radialsymmetrisch, d.h. es muss gelten ⃗v(⃗r) = f(r)⃗e r . Da der Fluss durch konzentrische<br />

Kreise konstant sein muss, ist f(r) ∼ 1/r. Die Quelle injiziere ein Flüssigkeisvolumen V pro<br />

Zeiteinheit. Damit erhalten wir für das Geschwindigkeitsfeld<br />

⃗v(⃗r) =<br />

V<br />

2πr ⃗e r .<br />

Einsetzten in die Definition der Divergenz (Zylinderkoordinaten) liefert<br />

∇ · ⃗v = 1 r<br />

∂(rv r (r))<br />

∂r<br />

= 1 r<br />

∂V/2π<br />

∂r<br />

= 0 .<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

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