12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

204 KAPITEL 6. KOMPLEXE ZAHLEN<br />

Abbildung 6.2: Das konjugiert<br />

komplexe Z einer<br />

komplexen Zahl ergibt sich<br />

durch (a) Spiegelung an<br />

der Abszisse (graphisch),<br />

(b) Vertauschen des Vorzeichens<br />

vor dem Imaginärteil<br />

((a ± ib) → (a ∓ ib)) oder<br />

(c) Vorzeichenwechsel beim<br />

Argument (e iϕ → e −iϕ )<br />

dem mathematischen Konstrukt Vektor verträglich, auch wenn die Anschauung dann versagt.<br />

Für Vektoren mit r i ∈ C gelten die gleichen Rechenregeln wie für Vektoren mit r i ∈ R –<br />

mit einer wichtigen Ausnahme: da das Skalarprodukt auch zur Normierung verwendet wird,<br />

d.h. den Betrag geben muss, wird es aus dem zweiten Vektor und dem konjugiert komplexen<br />

des ersten Vektors gebildet. Die konventionelle Version des Skalarprodukts würde für den<br />

Vektor ⃗r = (0, 0, i) zu r 2 = −1 und damit einem imaginären Betrag führen. Das Produkt<br />

⃗r ∗ · ⃗r = (0, 0, −i) · (0, 0, i) dagegen hat das Ergebnis −i 2 = 1.<br />

6.3 Euler Formel<br />

§ 791 Tritt in der <strong>Physik</strong> eine Schwingung oder eine andere periodische Größe auf, so ist<br />

die effizienteste Beschreibung die mit komplexen Zahlen. Dazu müssen Sie von komplexen<br />

Zahlen eigentlich nur einen Sachverhalt beherrschen, die Euler Formel<br />

e iϕ = cos ϕ + i sin ϕ . (6.8)<br />

Lesen wir die Gleichung von links nach rechts, so erfahren wir, dass sich eine Exponentialfunktion<br />

mit imaginärem Exponenten als Summe aus dem Kosinus des Exponenten auf der<br />

reellen Achse und dem Sinus des Exponenten auf der imaginären Achse darstellen lässt. Die<br />

Leseweise in umgekehrter Richtung ist vielleicht wichtiger: trigonometrische Funktionen wie<br />

Sinus oder Kosinus lassen sich mit Hilfe einer Exponentialfunktion mit imaginärem Exponenten<br />

darstellen. 4<br />

6.3.1 Herleitung<br />

§ 792 Die Euler Formel (6.8) lässt sich mit Hilfe der Taylor Entwicklung(2.7) herleiten: mit<br />

f(x) = f(0) + x 1! f ′ (0) + x2<br />

2! f ′′ (0) + x3<br />

3! f ′′′ (0) + . . .<br />

haben wir in Abschn. 2.4 bereits die Entwicklung einer Exponentialfunktion mit reellem<br />

Exponenten durchgeführt mit dem Ergebnis (2.8)<br />

e x = 1 + x 1! + x2<br />

2! + x3<br />

3! + x4<br />

4! + x5<br />

5! + x6<br />

6! + x7<br />

7! + . . . .<br />

§ 793 Die Taylor Entwicklung gilt nicht nur für reelle Funktionen sondern auch für komplexe.<br />

Daher lässt sich die Funktion e iϕ entwickeln als:<br />

e iϕ = 1 + iϕ 1! + (iϕ)2<br />

2!<br />

+ (iϕ)3<br />

3!<br />

+ (iϕ)4<br />

4!<br />

+ (iϕ)5<br />

5!<br />

+ (iϕ)6<br />

6!<br />

+ (iϕ)7<br />

7!<br />

+ . . . .<br />

4 Werfen Sie bitte nochmals einen Blick auf die Euler Formel und machen sich eine Konsequenz klar, auf<br />

die wir im Rahmen dieser Vorlesung nicht eingehen werden. Der Ausdruck e iϕ beschreibt eine Funktion, deren<br />

Argument eine komplexe Zahl ist. Das ist keine spezielle Eigenschaft der Exponentialfunktion. Ebenso wie die<br />

Komponenten von Vektoren können die Argumente von Funktionen und damit auch deren Funktionswerte<br />

komplexe Zahlen sein. Letztere werden auch als komplexe oder komplexwertige Funktionen bezeichnet.<br />

13. März 2007 c○ M.-B. Kallenrode

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!