12.02.2014 Aufrufe

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3.6. FUNKTIONEN MEHRERER VARIABLEN 111<br />

3.6 Funktionen mehrerer Variablen<br />

§ 443 Am Anfang des Kapitels haben wir Funktionen als eine mathematische Interpretation<br />

eines Experiments eingeführt: der Strom i durch den Widerstand wird in Abhängigkeit von<br />

der angelegten Spannung u gemessen und durch die Funktion i(u) beschrieben. Ein pingeliger<br />

Experimentator stellt fest, dass die Temperatur T die Messreihen beeinflusst. Also macht<br />

er ein neues Experiment und misst den Strom i in Abhängigkeit von zwei unabhängigen<br />

Variablen u und T . Den Zusammenhang beschreibt er durch eine Funktion i(u, T ), d.h. eine<br />

Funktion, die von zwei Variablen abhängt.<br />

§ 444 Funktionen mehrerer Variablen treten in der <strong>Physik</strong> häufig auf. Eine einfache geometrische<br />

Anschauung für eine Funktion in Abhängigkeit von zwei Variablen liefert das Relief<br />

einer Landschaft. Dies können wir beschreiben durch eine abhängige Variable h, die die Höhe<br />

über Normalnull angibt. Diese hängt vom Ort ab, ausgedrückt durch des Koordinaten Länge<br />

y und Breite x. Damit lässt sich das Relief als eine Funktion h(x, y) beschreiben. Die anschaulichste<br />

Darstellung ist ein dreidimensionaler Plot in dem die beiden unabhängigen Variablen<br />

die xy-Ebene bilden und die Höhe als abhängige Variable parallel zur z-Achse abgetragen<br />

wird. Das ist anschaulich, auf einer Wanderung zur Orientierung aber unpraktisch; dort bietet<br />

sich die konventionelle zweidimensionale topographische Karte als ein besser transportables<br />

Hilfsmittel an. In dieser ist die Höheninformation in Form von Höhenlinien enthalten: diese<br />

Isolinien verbinden Punkte, die auf gleicher Höhe liegen bzw. mathematisch gesprochen den<br />

gleichen Funktionswert annehmen.<br />

3.6.1 Definition<br />

§ 445 Funktionen mehrerer variablen werden in Anlehnung an Funktionen einer Variablen<br />

definiert als eine Zuordnungsvorschrift, die eindeutig ist. Für Funktionen von zwei variablen<br />

erhalten wir damit die folgende Definition:<br />

Definition 35 Eine Funktion von zwei unabhängigen Variablen ist eine Vorschrift, die jedem<br />

geordneten Zahlenpaar (x, y) aus dem Definitionsbereich D genau ein Element z aus<br />

dem Wertebereich W zuordnet: z = f(x, y).<br />

Diese Definition kann auf eine größere Zahl unabhängiger Variablen erweitert werden. Bei<br />

einer größeren Zahl n unabhängiger Variabler werden diese in der Regel als x i bezeichnet,<br />

die Funktion dann als f(x 1 , x 2 , . . . x n ).<br />

§ 446 Der Graph einer Funktion von zwei Variablen ist eine Fläche im Raum; entsprechend<br />

einem Höhenrelief. Eine Funktion von mehr als zwei unabhängigen Variablen lässt sich im<br />

3D nicht mehr graphisch darstellen. Daher werden im Folgenden meist Funktionen von zwei<br />

unabhängigen Variablen betrachtet: das ist keine Einschränkung, da die Anpassung der mathematischen<br />

Begriffe beim Übergang von einer unabhängigen Variablen auf n = 2 erfolgt.<br />

Für n > 2 gelten die gleichen Regeln wie für n = 2.<br />

§ 447 Aus mathematischer Sicht ist eine anschauliche Darstellung dieser Funktionen nicht<br />

erforderlich sondern eher problematisch, da dadurch eine künstliche Reduktion auf Funktionen<br />

von zwei unabhängigen Variablen erzeugt wird – und Sie daran gehindert werden, gleich<br />

in abstrakten Konstrukten im R n zu denken. Da die Darstellung von Funktionen zweier<br />

variablen aber einfach zu verstehen ist, doch ein Beispiel dazu.<br />

§ 448 Die graphische Darstellung der Funktion f(x, y) = x 2 + y gibt ein parabolisches Tal<br />

in der xy-Ebene, dessen Boden mit zunehmendem y ansteigt, vgl. linkes unteres Teilbild<br />

in Abb. 3.20. Um eine Vorstellung von dieser Funktion zu entwickeln, starten wir mit zwei<br />

vereinfachenden Betrachtungen: für konstantes y reduziert sich die Funktion auf f(x, c) =<br />

x 2 + c, d.h. auf eine um eine Konstante verschobene Parabel in der xz-Ebene. Insbesondere<br />

ergibt sich für y = 0 eine Funktion f(x, 0) = x 2 wie im linken oberen Teilbild gezeigt. Für<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!