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Mathematik für Physiker - Numerische Physik: Modellierung

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6.2. GRUNDLAGEN 203<br />

§ 784 Ein Spezialfall der Gleichheit ist die Identität mit Null. Eine komplexe Zahl ist dann<br />

gleich Null, wenn ihr Real- und ihr Imaginärteil beide Null sind:<br />

z = 0 ⇔ R(z) = 0 ∧ I(z) = 0 .<br />

6.2.3 Sind komplexe Zahlen Vektoren?<br />

§ 785 NEIN! Die Erinnerung an Vektoren durch die Interpretation komplexer Zahlen als<br />

Paare geordneter reeller Zahlen ist für das Verständnis von Gauß’scher Zahlenebene und<br />

trigonometrischer Darstellung praktisch und hilfreich. Auch lassen sich auf diese Weise die<br />

Regeln für die Addition und Subtraktion leicht verstehen:<br />

Definition 57 Komplexe Zahlen werden addiert/subtrahiert, in dem man ihre reellen und<br />

imaginären Anteile jeweils getrennt addiert/subtrahiert:<br />

z 1 ± z 2 = (a 1 + ib 1 ) ± (a 2 + ib 2 ) = (a 1 ± a 2 ) + i(b 1 ± b 2 ) . (6.5)<br />

§ 786 Diese Behandlung erinnert an die komponentenweise Addition von Vektoren; auch<br />

graphisch werden die Zeiger der beiden komplexen Zahlen in der Gauß’schen Ebene wie<br />

Vektoren addiert. Diese Analogie erstreckt sich auch auf die Multiplikation einer komplexen<br />

Zahl bzw. eines Vektors mit einem Skalar α ∈ R, da dieses als wiederholte Ausführung der<br />

Addition interpretiert werden kann.<br />

§ 787 Bei der Multiplikation der beiden komplexen Zahlen z 1 = a 1 + ib 1 und z 2 = a 2 +<br />

ib 2 jedoch versagt dieses Verfahren. Die geordneten Paare (a 1 , b 1 ) und (a 2 , b 2 ) würden, in<br />

Analogie zum Skalarprodukt, das Ergebnis a 1 a 2 + b 1 b 2 liefern. Führen wir die Multiplikation<br />

jedoch unter Berücksichtigung von i 2 = −1 von Hand aus, so erhalten wir (das korrekte<br />

Ergebnis)<br />

z 1 z 2 = (a 1 + ib 1 ) (a 2 + ib 2 ) = a 1 a 2 + ia 1 b 2 + ib 1 a 2 + i 2 b 1 b 2<br />

= (a 1 a 2 − b 1 b 2 ) + i(a 1 b 2 + a 2 b 1 ) ≠ a 1 a 2 + b 1 b 2 . (6.6)<br />

§ 788 Diese Definition der Multiplikation führt bei der Bestimmung des Betrages einer komplexen<br />

Zahl zu Schwierigkeiten. Für einen Vektor ⃗r ist der Betrag über das Skalarprodukt<br />

definiert: r = |⃗r| = √ ⃗r · ⃗r. Multiplikation einer komplexen Zahl z = a + ib mit sich selbst<br />

ergibt<br />

z z = (a + ib) (a + ib) = (a 2 − b 2 ) + 2iab .<br />

Dieser Ausdruck kann nicht den Betrag beschreiben, da der Betrag eine reelle Größe ist, d.h.<br />

der Imaginärteil muss verschwinden. Dies lässt sich erreichen, in dem man die Zahl z nicht<br />

mit sich selbst sondern einer Variante z ∗ = a − ib ihrer selbst multipliziert:<br />

|z| = √ z ∗ z = √ (a − ib) (a + ib) = √ a 2 − i 2 b 2 = √ a 2 + b 2 . (6.7)<br />

Diese Größe z ∗ wird als das konjugiert Komplexe von z bezeichnet:<br />

Definition 58 Das konjugiert Komplexe einer komplexen Zahl z = a + ib ist die komplexe<br />

Zahl z ∗<br />

z ∗ = z = a − ib .<br />

§ 789 Graphisch erhält man die konjugiert komplexe Zahl durch Spiegelung an der Abszisse,<br />

siehe Abb. 6.2. In der trigonometrischen Darstellung wird aus dem geordneten Paar (r, ϕ)<br />

das Paar (r, −ϕ).<br />

§ 790 Die Eingangsfrage, ob komplexe Zahlen Vektoren sind, haben wir bereits mit Nein<br />

beantwortet. Die Umkehrung, d.h. die Frage, ob Vektoren ⃗r aus komplexen Zahlen bestehen<br />

können, müssen wir dagegen bejahen. Der Begriff des Vektors lässt sich von geordneten<br />

Paaren reeller Zahlen auf geordnete Paare komplexer Zahlen erweitern: auch r i ∈ C ist mit<br />

c○ M.-B. Kallenrode 13. März 2007

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